Teufelskreis – Circulus vitiosus


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Das Wochentipp – Thema:
Circulus vitiosus – ein ganz und gar schädlicher Kreis

Die eigene Erfahrung ist ein sehr enger Teufelskreis.
Oscar Wilde 1854-1900, Quelle: Der Verfall der Lüge  

Fremdwörterlexikon – Circulus vitiosus
1. Zirkelschluss, Aussage, in der etwas zu Beweisendes schon zur Beweisführung benutzt wird, z. B. Kaffee regt an, da er eine anregende Wirkung hat; Sy Hysteron–Proteron
2. Beseitigung eines Übels durch Einführung eines anderen Übels, Teufelskreis; sich in einem ~ befinden [lat., »Teufelskreis«]

Synonymwörterbuch:
Teufelskreis, Ausweglosigkeit, Aussichtslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Unmöglichkeit, Unlösbarkeit

Das Leben eines jeden Einzelnen hat schon etwas von einem oder sogar mehreren Irrkreisen, nämlich diese quirligen umherirrenden „Teufelskreise“, welche uns wieder und wieder nach den gleichen Mustern in unserem Leben handelnd in Aktion treten lassen.

Immer wieder ähnliche Konflikte in Beziehungen beruflicher und privater Natur ziehen Charaktere an, die es uns schlecht gehen lassen. Wir begehen „sinnlose“ Handlungen, die uns im Nachhinein elend fühlen lassen und wütend machen können.
Dieser Aktionismus wird durch das Aufeinander-Reagieren in den unterschiedlichsten Situationen, wo wir zu zweit oder mit mehreren Menschen in Kontakt treten immer wieder die gleichen Reaktionen in uns und im Außen  hervorrufen und dies manchmal jahrzehntelang.
Gewohnte Pfade und Wege immer wiederkehrend beschreitend, mit den immer wieder gleichen positiven wie auch negativen Effekten, die uns hilflos machen und wir fragen uns, wieso passiert das immer mir, was ziehe ich da immer wieder gleichermaßen in meinem Leben an.
Was mache ich falsch, bin ich unrichtig und… oder …

Ein wahrlich köstlicher Teufelskreis, der uns erst betrübt, dann erschöpft am Rande stehen lässt, uns hier kurz pausieren lässt und uns dann wieder auffordert miteinzusteigen, auf zur nächsten Runde, weil wir unsere eigenen Machenschaften nicht durchschauen.
Ist ja auch einfacher anderen dafür die „Schuld“ zu geben, anstatt sich die eigene Beteiligung an vielen selbst kreierten unangenehmen Konstellationen anzuschauen, denn dafür müsste ich mich ja mit mir selbst beschäftigen und mich selbst reflektieren.
Reizend, das ist doch wohl mal wieder ein ganz und gar allerliebstes Wochentipp-Thema – zu dem mich unbewusst und ungewollt gleich zwei liebe Freunde inspiriert haben. Bedankt euch also unbekannter Weise bei den beiden, falls euch das Thema gefällt …

Ansonsten gibt es zur Inspiration, um die kommunikative Dynamik von Zirkelschlüssen zu erkennen.

Quelle: Das Teufelskreis-Modell von Prof. Dr. F. Schulz von Thun. 

teufelskreis schulz von thun 

Weiter mit einer aufklärenden Seite zur Info – um die komplexen Zusammenhänge von den Teufelskreisen der Armut zu durchleuchten. Ein Thema dem ich mich schon seit Jahren verschrieben habe, heißt Bildung für alle Menschen auf dieser Erde zu ermöglichen.
Für mich sind fehlende Bildung und Unwissenheit das Grundübel aus dem Armut und Kriege erwachsen:

Was ist Armut?

teufelskreis armut

Quelle: http://waisenkind.de/_hp2/index.php?nr=A1

Einer meiner Kreise hatte mit der Angst verlassen zu werden zu tun.
Auch meine mich vor über 20 Jahren, vier Jahre meines Lebens lang begleitenden Angst-Panik-Anfälle, hatten damit zu tun.
Es dauerte Jahre bis ich erkannte, warum ich die „Nähe“, dieses wirkliche Heranlassen von Menschen, die mich berühren konnten, nicht zulassen respektive nicht ertragen konnte. Dieses Verhalten meinerseits wiederholte sich so lange in meinem Leben bis ich mir bewusst machte, was ich mir da im Außen so Hübsches kreiert hatte. Erst nach diesem sich bewusst machen des Irrkreises mit seiner Dynamik von Glaubensgrundsätzen und auch schadhaftem Denken, hatte ich die Chance meine Sichtweisen auf die Dinge zu verändern und somit aus dem schädlichen Kreis meines Glaubens, Denkens und vor allem aus meinem aktiven schädlichen Handeln auszusteigen. Dies ist ein dauerhafter Prozess, der in mein Leben integriert wurde, denn solch ein Verhalten zu erkennen, einsichtig abzulegen und es zu verändern, geht nicht so schnell wie Instantbrühe aufzulösen.

Hier ging es darum, die eigene Bewusstwerdung meiner Handlungsweisen, welche aus den Glaubensmustern meines Denkens und den mich begleitenden Gefühlen und Emotionen, welche auch als körperliche Symptome hervorgerufen wurden, dauerhaft zu erkennen und somit zu einer Einsicht zu gelangen.

Angst-Anfälle beginnen völlig unverhofft mit der Wahrnehmung der selbigen, ohne diese namentlich benennen zu können, so auch bei mir. Sie setzen dazu äußerst ungesund das Gedankenkarussell in Gang, die Angst bewegt sich spiralförmig steigernd mit den begleitenden, körperlich wahrnehmbaren Veränderungen und Symptomen weiter vorwärts. Später kam noch so etwas wie eine Erwartungsangst mit hinzu. 

  • Das Herz schlägt schneller, der Darm rumort.
  • Der Atem fließt nur noch stockend und beklemmt.
  • Man hat keine Erklärung dafür woher der Anfall plötzlich kommt und hat gleichzeitig das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.
  • Die erschreckende Angst nimmt immer mehr zu.
  • Die Angst wird immer mächtiger, durch das dazugehörige Denken, weil die körperlichen Symptome als „tödlich“ bewertet werden.
  •  Schwindel, Übelkeit, Hitzegefühle breiten sich immer mehr aus,  ein Gefühl sagt mir, ich muss gleich sterben.
  • Das Gedankenkarussell dreht sich immer schneller und heftiger – man hat Angst davor die Kontrolle vollends zu verlieren –
  • Darm und Herz rebellieren auf das Heftigste.
  •  Das geht so weiter und weiter –  bis man bereit ist auszusteigen und sich dann selbst zu helfen vermag.
  •  Symptome, die keine Erklärung mit sich bringen, woher sie kommen  und was sich wirklich dahinter verbirgt, lassen uns immer   angstbesessener werden.
  •  Meine persönliche Rettung waren bei meinen Angstattacken  spezielle Atemübungen, mechanisch körperliche Übungen,  extra warme Kräutertees und alles aufzuschreiben.
  •  Die Angst verschwand schließlich samt und sonders nachdem ich mir  erlaubte, mich der Angst vollständig auszuliefern und bereit war zu „sterben“… 

Erst ab da war ich in der Lage mein mich selbst schädigendes Verhalten zu hinterfragen, und ich war bereit mir zu erlauben, daraus auszusteigen.

Heute weiß ich, dass ich vor allem bei mir selbst bleiben muss, das heißt, mich nicht selbst zu verlassen.
Mich zu spüren, mein Vertrauen zu mir zu fühlen, mir meiner Bedürfnisse bewusst zu sein und zu wissen, was mir gut tut, das ist es, was mich heute als Person ausmacht.

Auch hat meine Verlustangst jetzt einen ganz anderen Stellenwert für mich, diese Angst hat eine Schutzfunktion für mich – ich schaue genauer hin, wer um mich herum ist, wer tut mir gut und wem möchte ich mich wirklich öffnen und wer verdient mein Vertrauen.

Wer einen Verlust erleidet – in welcher Form auch immer – muss sich trauen seine Trauer zuzulassen und diese auch auszuhalten.

Panikattacken und Angstzustände kenne ich seit Jahren nicht mehr und sollten sie dennoch noch einmal den Weg zu mir finden – so weiß ich derzeit mit ihnen umzugehen und akzeptierend leben zu können.

Im Übrigen gibt es heute Fachleute, die sich dieses Themas annehmen können, zu meiner Zeit kannte sich damit leider keiner so richtig aus und ich war tatsächlich gezwungen mich selbst zu therapieren … 

Meine Lieben, dies ist ein sehr individuelles, umfassendes und in sich verflochtenes Thema und nicht mal so einfach schnell abzuhandeln.

Macht euch als erstes bewusst, dass sobald sich zwei Menschen begegnen, es zu einem dynamischen Austausch von Aktivität und Gegenwirkung kommt.
Niemand ist nur Täter oder Opfer, hier sind alle an dem Spiel der rollenden gegenseitigen Ergänzung beteiligt.
Bei aufeinander bezogenen, aktiven Handeln von mehreren Personen kann es eben schnell zu Fehlinterpretationen von beiden Seiten her kommen.
Es geht darum sein eigenes Verhalten zu ergründen, Hintergründe zu verstehen und bestenfalls erkennen wir in dem anderen unser eigenes Spiegelbild.

Teufelskreise bei Ehepaaren sind sehr delikat, die Ehefrau beklagt sich, dass der Ehegemahl nie etwas im Haushalt macht, der wiederum kann das Beschuldigen, dass er nie etwas zur Haushaltung beitragen würde, nicht mehr hören und verweigert sich immer mehr indem er letztendlich wirklich nichts mehr im Haushalt macht.
Bravo, hier werden in Zukunft die kleinsten Spuren von Anklagen ausreichen, um die Auseinandersetzungen stufenweise zu steigern. Oft benutzen wir Worte wie „NIE“ und genau diese Unterstellungen mit solch kleinen Füllwörterchen lassen Situationen noch mehr eskalieren.

Lasst uns erkennen, dass wir jederzeit an einem Ort des Kreises einsteigen können und es somit kein Ende und keinen wirklichen Anfang gibt bei diesem Circulus vitiosus – diesem ganz und gar schädlichen Teufelskreis – fangt bei euch selbst an, erkennt und erlebt euch selbst, wie ihr in den vielfältigen eigenen Situationen reagiert und wandelt dieses in ein „sich selbst bewusster werden“ um.
Entwickelt dieses dann mit der Zeit weiter in ein neues für euch angemessenes bewussteres Denken, ein bewussteres Machen, ein Handeln, welches euch mit euren Bedürfnissen gut tut. 
Wenn wir uns in unserem Leben bewusst spüren, gepaart mit dem Wissen um das, was uns wohlig gut tut und wenn wir uns für unser Handeln im Leben selbst verantwortlich fühlen, dann fühlt sich das einfach nur so was von einem befreiten, liebevollen und lustvoll lebendigen GUUUUT an.

Herzlich willkommen im Kreisverlauf genannt „Leben“

Zirkelschlüsse sind maskierte Axiome für bequeme Scheinwahrheiten.
© Andreas Salzmann (*1962), Naturwissenschaftler und Humanist.
Axiome: Als absolut richtig erkannter Grundsatz; gültige Wahrheit, die keines Beweises bedarf.
Nicht abgeleitete Aussage eines Wissenschaftsbereichs, aus der andere Aussagen deduziert (ausgeschlossen) werden.

Das gilt nicht nur für Süchte!

Um dem Teufelskreis der Süchte zu entfliehen,
kannst Du dem Höllenfürsten nur dann die Stirn bieten,
indem Du lernst, Dich selbst zu bekämpfen.
© Ursula Schachschneider (*1957), Malerin, Buchillustratorin, Dozentin, Autorin

Da geht es gleich mit der Zweisamkeit weiter…

Sich Hilfe zu suchen, ist für viele Paare ein schwerer Schritt.
Er zeugt allerdings von Souveränität und ist mit Sicherheit ein guter Versuch, wenn ihre Paar-Kommunikation im Teufelskreis ergebnisloser Auseinandersetzungen stecken geblieben ist.
© Dörthe Huth (*1968), Heilpraktikerin (Psychotherapie), Supervisorin und Autorin, Quelle: »Einfach Liebe – doppelt Glück«, Gondrom Verlag 2008

Zur Info: viele, viele – ganz viele Menschen
machen die Gesellschaft aus…

Ihren Teufelskreis von Dummheit kann eine Gesellschaft
nur durchbrechen, wenn sie viel Liebgewordenes zerschlägt.
© Stefan Rogal (*1965), Autor, Herausgeber und Kolumnist

 

… politisch betrachtet bisher keine nennenswerte Revolte,
dafür aber eine Krankenversicherung…

 

„In Miami, Detroit, East St. Louis, Oakland.
Überall das gleiche Bild: schlechte Schulen, keine Krankenversicherung,keine Jobs, hohe Kriminalität.
Ein Teufelskreis. Irgendwann bricht eine Revolte aus.“
Martin Luther King III., Bürgerrechtler, Quelle: Stern 25/2008 vom 12. 06 2008, S. 50

Upps… zum Schluss ein Nachdenker

Im Teufelskreis der Sprache –
Es hat doch keinen Sinn, sich das Leben zu nehmen,
wenn man nicht weiß, was man damit anfängt.
© Jacques Wirion * 28.04.1944, Schriftsteller, Quelle: „Sätzlinge“

 

Ach ja…

 

In einem Teufelskreis braucht man Engelsgeduld.

 

dazu

 

„Ein uraltes Märchen: Es wird einmal…“
Wolfgang Mocker 1954-2009, deutscher Aphoristiker und Journalist.

Ich wünsche euch
eure persönlichen Teufelskreis-Modelle
oder Scheinwahrheiten von Zirkelschlüssen
in dieser Woche frohsinnig erkennend zu genießen
herzlichst eure Ute Weiss-Ding