Lust und Leid


45. Wochentipp – Thema 

Einfach so – (zeitlos) so einfach 

„Das Leid, das ewig währet“
und
„Lust, die einen Augenblick verweilet“

Odilon Redon 1840-1916

Lust und Leid gleicht Leben –
Freudvolle Lust und qualvolles Leid –
So birgt in sich eine Lust – Der verlustierte Verlust
Zum mal frohsinnigen, mal leidvollen Schaffen.
Der Geist der Zeit erbarmt sich beider.
ute weiss-ding

Ich und kurze Wochentipps – irgendwie und irgendwo liegen da bei mir und diesem Begehren einfach Welten dazwischen, ABER da ich die nächsten Monate etwas knapp mit der Zeit zum Schreiben sein werde, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich „anspruchsvoll“ kurz zu fassen.
Zum Selbst-Lesen habe ich auch wenig Zeit, trotzdem liegen meine geliebten Märchen und Erzählungen von Oscar Wilde auf meinem Nachttisch. Also dachte ich mir, lasse ich euch gleich mal lustvoll an meiner Leidenschaft teilhaben. So werden demnach noch weitere Kurzgeschichten von Oscar Wilde folgen. Heißblütig kurz werden diese sein und ihr dürft euch hemmungslos nachdenkend mit mir zusammen daran miterfreuen.

Odilon Redon 1840-1916

Hier kommt er nun so einfach – einfach so:
Der Nachdenker der Woche par Exzellenz.

Synonyme für die Lust, denn „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“: Pläsier – Vergnügen, Spaß · Amüsement · Begeisterung · Belustigung · Entzücken · Erheiterung · Faszination · Freude · Genuss · Spaß · Vergnügen · Wohlgefallen ·inneres Bedürfnis, Wunsch.  
●  Und jetzt wird es sexuell mit dem begehrlichen Verlangen: brennende, glühende, verzehrende, wilde, unreine, teuflische, fleischliche, weltliche Lust – Lüste.

Synonyme für das Leid: Kummer · Sorge · Verzweiflung · Pein · Weh · Schmerz · Bedrängnis · Elend · Not · Plage · Qual –
● Unermessliches, tiefes, unsägliches, namenloses, geheimes, dumpfes, bitteres Leid.

Odilon Redon 1840-1916

Meine Lieben, was für ein Leid mit der Lust und was für eine Lust am Leid. Lebenserfahrungen und Lebenshandlungen lassen uns diese beiden Begrifflichkeiten eben mal so in der Skala der Polarität hin und her schieben, mal als gut, mal als schlecht oder böse einordnen. Nur, was dem einen Menschen Lust bereitet, betrachtet oder erfährt ein anderer als Leid. Es ist alles eine Frage der Betrachtungsweise, des Wertens und des Urteilens mittels unserer Sichtweisen und unserer Gedanken, unseres Denkens, sowie auch noch unserer frühkindlichen Prägung.
Was soll‘s!  Bleiben wir alle hübsch bei uns, lassen wir andere so wie sie es mögen. Da bleiben die Lust und das Leid beieinander wie die zwei Königskinder die zueinander nicht kommen konnten und sich dennoch nach einander verzehrten.
So gilt die Lust und das Leid uns allen gleichermaßen, wenn diese auch abweichend, durch die unterschiedlichen persönlichen Betrachtungsweisen empfunden werden.
Wahrlich, das fühlt sich dann aber einfach so – so einfach mal sowas von einem großartigen, hemmungslosen, humorvollen und lebhaften GUUUUT in unser aller Leben an.
Und jetzt noch viel Vergnügen beim Lesen der Kurz-Erzählung Oscar Wildes:

Odilon Redon 1840-1916

Der Künstler

Eines Abends kam der Wunsch in seine Seele, ein Bild zu schaffen der
„Lust, die einen Augenblick verweilet“.
Und er ging aus in die Welt, um nach Bronze zu suchen.
Denn er konnte nur in Bronze denken.
Aber alle Bronze der ganzen Welt war verschwunden, und nirgends auf der ganzen Welt war Bronze zu finden, außer der des Bildwerks „Das Leid, das ewig währet“.
Dieses Bildwerk nun hatte er selbst mit seinen eigenen Händen geschaffen und es auf das Grab des einzigen Wesens gestellt, das er in seinem Leben geliebt.
Auf das Grab des toten Wesens, das er zutiefst geliebt, hatte er dieses Bildwerk, seiner Hände Arbeit, gestellt, dass es als Zeichen diene für des Menschen Liebe, die nicht vergeht, und als ein Sinnbild für das Menschenleid, das ewig währet.
Und auf der ganzen Welt war keine Bronze außer der dieses Bildes.
Und er nahm das Bildwerk, das er geschaffen hatte, und stellte es in einen großen Schmelzofen und überantwortete es dem Feuer.
Und aus der Bronze des Bildwerks

„Das Leid, das ewig währet“,
schuf er ein Bild der
„Lust, die einen Augenblick verweilet“.

Ich wünsche euch, chillige Zeit-Momente
in denen ihr die tragenden Früchte
der Erkenntnis von Lust und Leid in eurem Leben
dann genussvoll spürend in eurem Leben genießen könnt
herzlichst eure Ute Weiss-Ding

Odilon Redon 1840-1916

Bilder: Odilon Redon 1840-1916, war ein französischer Grafiker und Maler des Post-Impressionismus, Symbolismus.
Das Werk des Künstlers gliedert sich in eine frühe schwarze und eine farbige Phase.

Quelle: Oskar Wilde – Sämtliche Märchen und Erzählungen, Anaconda Verlag GmbH

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