Zeit und Maß mit „Bitte Warten“


 Das Wochentipp – Thema:

Zeit und Maß
mit „Bitte Warten“

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Unser Dasein sollte stets gut gefüllt sein
mit Humor, Geist und Menschlichkeit,
fein gewürzt mit Herzensgüte,
abgerundet mit Geduld, mit Großzügigkeit und Scharfblick.
Das Maß der Dinge innerhalb unseres Lebens Zeitenraumes heißt nichts anderes,
als in unserem eigenen Rhythmus mitschwingend das Maßhalten im Alltäglichen zu leben…
Ute Weiss-Ding

denn

Im Jetzt ist alle Zeit enthalten.
Das Jetzt zu verstehen, heißt frei von Zeit zu sein.
Krishnamurti, indischer Philosoph, Autor, Theosoph und spiritueller Lehrer

Meine liebe Freundin Chrissi zwitscherte mir beim Telefonieren etwas von Garten, Wiese und den darauf frisch erblühten weißen Gänseblümchen ins Ohr…
Der November mit einem Wetter wie im Frühling…
Ich bin eh gestört, aber jetzt ist mein Zeitgefühl bezüglich des November-Blues auch noch verwirrt.

Aber wie heißt es immer so schön bei mir:

„Leben im Hier und Jetzt mit allen Sinnen.“

Nur irgendwie sind mir meine winterlichen Maßeinheiten verrutscht. Meine sonst so begehrliche Lust zu dieser Jahreszeit auf das Lauschen von melancholischer Musik, dabei eingehüllt in eine kuschlige  Kuscheldecke und glücklich sinnierend bei flackerndem Kerzenlicht dazu heißen Tee zu trinken – ist so einfach, einfach so – entschwunden. Und es geht noch besser: In der dunklen Jahreszeit verliere ich sonst gerne mal mein Zeitgefühl beim Stöbern, Kramen und Lesen und nochmals Lesen …
Bäh, bei 13° –  da vergehen mir meine herbstlich/winterlichen Jahreszeiten-Gelüste und ich fühle mich irgendwie kopflos, wie im falschen Film, denn einerseits ist so ein Wetter ja viel angenehmer, als sonst so eine nasskalte Witterung … Aber eben nur einerseits –
Zeit und Maß eben doch nur eine Illusion?

Ok, ich habe beschlossen, das wird ein kurzer Wochentipp, weil ich nicht weiter vor habe dieses Thema Zeit und Maß mit all seinen komplexen Zusammenhängen zu durchleuchten und hier ellenlang wiederzugeben. Es gibt genügend kluge Köpfe die sich dieses Themas angenommen haben.

Wer gerne mehr zum Thema „Zeit“ lesen möchte, dem empfehle ich, dem unten anschließenden PDF-Link zu folgen.
Der Artikel wurde von Dr. Andreas Müller, Technische Universität München, super verständlich auf Fakten basierend und doch spannend geschrieben.
Enthält:
Einführung
Disziplinäre Zeitbegriffe
Zeitsysteme, Zeitskalen und Zeitmessung
Historische Entwicklung des Zeitbegriffs
Blicke in die Vergangenheit
Relativität der Zeit
Schlangen im Weltraum
Zeitreisen und Zeitpfeile
Erzeugung und Vernichtung
Zeitlose Physik
Sprünge der Zeit
Implikationen aus der Physik
Philosophische Aspekte
Resümee
Literatur

http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/downloads/Essays/zeit_AMueller2007.pdf

Ich möchte mich jedoch lieber als Maß in der Zeit dem Maßhalten, auch mit seinem leidigen Warten, auf was auch immer,  zuwenden.
Wieso? Nun, es folgt in Bälde die für manche Menschen als stressig empfundene vorweihnachtliche Zeit.

„Bitte warten Sie“ … wer hat ihn nicht schon gehört oder gelesen diesen „Spruch“, der uns mal schnell nervös werden lässt.

Weshalb wir so sind, wie wir so ticken in unserer zeitlichen Wahrnehmung, dazu habe ich einen tollen informativ geschriebenen PDF–Artikel, von Steve Ayan, Diplompsychologe und Redakteur bei Gehirn & Geist mit einem Interview über und mit dem Gehirnforscher Ernst Pöppel gefunden, den ich euch auf keinen Fall vorenthalten möchte. Es geht um „die Wahrnehmung in der Zeit“, interessant und aufschlussreich lesenswert.
Denn laut Ernst Pöppel gibt es keine Zeitwahrnehmung, sondern wir nehmen nur die Ereignisse in der Zeit wahr.
„Bitte warten“ …

http://www.spektrum.de/pdf/gug-07-10-s022-pdf/903715?file

Die Quintessenz meiner Einsichten in der Zeit-Wahrnehmung an sich, das Warten und den darin enthaltenen Begebenheiten, war für mich recht aufschlussreich. Ich habe dabei festgestellt, dass ich mich in der unbewussten Erwartung der Ereignisse (nasskaltes Wetter), zeitlich verloren habe, denn die Zeit als solche habe ich offensichtlich nicht wahrgenommen. Ich fühlte mich erkennbar so unwohl, weil ich dieses ungemütliche Novemberwetter erwartet hatte. Denn anstelle von Winterstiefeln stapfe ich mit Halbschuhen durch meine Welt der Zeit.
Ergo, ich nehme nur das Ereignis in der Zeit wahr.
So hat die Zeit mir persönlich ein grundlegendes Maß ans Herz gelegt, welches da heißt „Wertschätzung“.
Nämlich, das in meiner Lebenszeit wert zu schätzen, was mich zurzeit in der Gegenwart handeln lässt, dieses prall gefüllte Leben mit all seiner bunten Abwechslung bis hin zur Eintönigkeit, der Langenweile, dem Warten…

„Bitte warten“ …
Geduld zu haben, lehrt uns, wie ich finde das bewusste Wahrnehmen von Maßen in unseren täglichen Erlebnissen, welche von unserem persönlichen Temperament wohl oder übel mitbestimmt werden.

Meine Lieben, in unserer temporeichen Zeitenwelt leisten wir uns doch – einfach so, so einfach – mal ein wenig mehr von der Lustbarkeit der Geselligkeit, um dann das menschliche Miteinander als kostbares Zeitgeschenk und das Austauschen im gemeinschaftlichen Gespräch bewusst wahrzunehmen.
Dabei sei naturlement eine Kleinigkeit zu beachten, denn wenn wir die Kunst des Innehaltens beherrschen, haben wir die Chance wunderbare Gespräche zu führen.
Dazu hatte der deutsche Kulturphilosoph Johann Gottfried von Herder (1744 – 1803) eine wohlgemeinte Empfehlung parat:

Verschwende nicht die Zeit mit schlechten Menschen;
Gemeines Rohr wird nie dir Zucker geben.

Einfach so, so einfach: Lasst uns Maßhalten, lasst uns schnell sein – alles ist eine Frage der richtigen Mischung im Bewussten bei sich zu Bleiben und somit auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Lasst die Zeit für euch arbeiten, macht euch in eurem gegenwärtigen Hier und Jetzt Geschehen geduldig vertraut mit den euch umgebenden Konstellationen und schon können wir in jedweder Situation gelassener auf das uns Umgebende achtend mitschwingen.

Ok, ich werde die jetzt blühenden Gänseblümchen achten, meine Kuscheldecken erst herausholen, wenn es soweit ist. Ich werde ab sofort bewusster in meinem Raum der Zeit mit all seinen darin enthaltenen Ereignissen etwas entspannter und somit befreiter agieren und auch reagieren. Das fühlt sich schon jetzt, so was von einem noch etwas ungewohntem, aber dafür lustvolleren, beruhigtem, geduldigen und vor allem gelasseneren GUUUUT an…

„Bitte warten“ … Anstatt auf die Erfüllung meiner Wünsche zu warten,  werde ich das Warten sinnlich sinnvoller nutzen.  Es wird mich sogar die nächste Tai Chi–Stunde gelockerter angehen lassen.
Ergo, Wunscherfüllung pur …

Kleine Übung im Warten
Quelle: Gehirn & Geist
So schärfen Sie Ihren Zeitsinn:

Unterbrechen Sie sich bei einer beliebigen Alltagstätigkeit  und halten Sie einfach kurz inne – ein bis zwei Minuten lang.
Tun Sie dann gar nichts:
ob morgens beim Zähneputzen, in der Mittagspause,
beim Abendessen oder bei der Arbeit im Büro (möglichst, wenn der Chef gerade nicht zugegen ist!).
Versuchen Sie eine Woche lang täglich daran zu denken.
Sie werden sehen: es wirkt!

Nicht nur, sondern auch  –

Das Licht ist Maß und Zahl der Jahreszeiten,
der Tage und all unserer Zeit.
© Dionysios Aeropagita palästinensische, theosophische Schriften, die dem von Paulus getauften Beisitzer des athenischen Aeropaggerichtes zugeschrieben wurden

Die Zeit ist nur eine Idee oder ein Maß, aber kein reales Wesen.
Antiphon (um 480 – 411 v. Chr. hingerichtet), attischer Redner, als Führer der oligarchischen Partei.

Denn –

Tat ist das Maß der Zeit.
Theodor Gottlieb von Hippel (1741 – 1796),
ostpreußischer Schriftsteller und Staatsmann

Außerdem –

Nicht das Maß der Zeit entscheidet,
wohl aber das Maß des Glücks.
Deutsches Sprichwort

Darüber hinaus –

Jeder kann wütend werden, das ist einfach.
Aber wütend auf den Richtigen zu sein,
im richtigen Maß, zur richtigen Zeit,
zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer.
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.), griechischer Philosoph,

Abschließend

Es gibt ein untrügliches Maß an Zuneigung:
die Zeit, die man ihr widmet.
Sully Prudhomme (1839 – 1907), französischer Notar und Lyriker, erster Nobelpreisträger für Literatur 1901, Quelle: Prudhomme: »Intimes Tagebuch und Gedanken«, Coron, Zürich, o.J.

Denn es bleibt wie es ist

Alles hat seine Zeit:
Winter und Sommer, Herbst und Frühling,
Jugend und Alter, Wirken und Ruhe.
Johann Gottfried von Herder (1744 – 1803), deutscher Kulturphilosoph,

Dumme rennen, Kluge warten,
Weise gehen durch den Garten.
Rabindranath Tagore (1861 – 1941), indischer Dichter und Philosoph. Nobelpreis für Literatur 1913

Ich wünsche euch
für all eure Lebens-Unternehmungen
genügend Zeit und das richtige Maß,
um dieses bewusst selbstbestimmt zu genießen
herzlichst eure Ute Weiss-Ding