Die goldene Regel dazu Kants Imperativ


Das Wochentipp – Thema:

Polarisierend:
Die goldene Regel & Kant mit
seinem kategorischen Imperativ

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Light-Version der Goldenen Regel:

Was du nicht willst, das man dir tu,
das lass am besten gar nicht zu.
© Detlev Fleischhammel (*1952), deutscher Theologe

Der Gegenpol

Der kategorische Imperativ ist ein einziger, und zwar dieser:
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich
wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
Immanuel Kant (1724 – 1804), deutscher Philosoph, Quelle: Kant, Die Metaphysik der Sitten, 1797

 

Ich habe mich entschlossen einfach so – so einfach, über die „Goldene Regel“ und über die Begrifflichkeit des „kategorischen und des hypothetischen Imperativs“ von Kant zu schreiben.
Kants philosophisches System des kategorischen Imperativs ist nicht mit der „Goldenen Regel“ gleichzustellen.
Das Thema „Kant“ ist sicherlich vielschichtig, zudem keine ganz leichte Lesekost.
Freude, ich will euch auch nur kurz mit meiner Sicht auf dieses Thema beglücken oder quälen, denn alles ist eh eine Frage der eigenen Betrachtungs- oder Sichtweise.

Wollt ihr wissen, wieso ich glaube, dass dieses Thema vom menschlichen Handeln so herrlich erquicklich, nachdenklich in unsere Jetzt-Zeit passt und auch noch ein uraltes Motiv in sich trägt?
Nun, weil sich unsere Welt zurzeit mal wieder im Wandel befindet – Völkerwanderungen – Kriege – Klimawandel – Überbevölkerung der Welt – der Kampf um Ressourcen und Absatzmärkte – Verfall der Moral, weil sich keiner mehr so richtig an Regeln, Absprachen und Gesetze hält et cetera, etc.. All dieses gab es in den letzten Jahrtausenden immer mal wieder und viele kluge, intelligente Denker aller Epochen und Religionen haben sich hierzu zu Wort gemeldet.
Nur frage ich mich, wieso hat es bisher keine Regierung geschafft klüger und weiser zu handeln und die Problematiken zumindest teilweise zu aufzulösen …

Woraus speisen sich unsere Handlungsweisen – welche Gesinnung, Denkweise, Mentalität, Betrachtungsweise, Seelenverfassung, Geisteshaltung, Einstellung et cetera lässt uns machen, tun, handeln, wie wir dann wahrhaftig schlussendlich handeln – können wir dieses wirklich rein von der Vernunft her steuern?

Nur was ist bitte schön Vernunft? Hier mal eine kleine Auswahl dessen, was für mich lebendig praktizierte Vernunft ausmacht: Denkvermögen, Logik, folgerichtige Konsequenzen zu erkennen, besonnenes Handeln, Verständnis zu haben, Unterscheidungsgabe, Urteilskraft, Klarsicht, Besinnung, Bewusstsein um vernünftig handeln zu können ….

Als erstes widme ich mich Immanuel Kant mit seinem „kategorischen Imperativ“. Kant setzt die Vernunft in den menschlichen Handlungen voraus und dass der Mensch sich selbst seinen moralischen Forderungen unbedingt und kategorisch in all seinem „Sollen“ zu stellen hat. Das moralische Sollen gilt im Sinne Kants grundlegend generell für jeden und unbedingt…
Noch ein weiterer Ausdruck stammt von Kant und zwar der des „hypothetischen Imperativs“. Das heißt, wenn ich ein Ziel erreichen möchte, muss ich mich bestimmten Bedingungen zur Erreichung meines Zieles unterwerfen. Meinem Verständnis nach, unterwerfe ich mich hier meinem angestrebten Ziel und nehme offensichtlich Abstand in meinem weiterfolgenden Handeln von dem „kategorischen und unbedingten moralisch getragenen Imperativ“… Wie heißt es so schön „Wenn du X tun willst, dann tue Y“…
Sehr schön zu sehen und zu hören in den ganzen Debatten – siehe zum Beispiel den VW-Skandal…
Die grundlegenden Einblicke zu diesem Begriff hat Kant in seinen Schriften der Metaphysik der Sitten und in der Kritik der praktischen Vernunft ausführlich entwickelnd dargestellt.

1)    Den Imperativ benutzt man bei Geboten, Aufforderungen, Befehlen, Ratschlägen oder Hinweisen.

2)    Der hypothetische Imperativ entspricht einem bedingt gültigen Gebot (von griechisch hypothesis „Annahme, Unterstellung“, – auf einer Annahme beruhend.)
z. B. Ich nehme an, du willst abnehmen – Wenn du abnehmen willst, musst du „das und das“ tun. Das ist ein Gebot, das bedingt ist durch die Annahme, dass der Betreffende abnehmen will.
Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre … kleiner Scherz am Rande … aber genau dieses Wörtchen „wenn“ spielt beim hypothetischen Imperativ eine wesentliche Rolle.

3)    Der kategorische Imperativ entspricht einem entschiedenen und somit unbedingt gültigen Gebot;
(von griechisch kategorikos „behauptend“, entschieden, mit Nachdruck.)
Der kategorische Imperativ ergibt sich daraus mit welchen inneren Geboten sich der Mensch selbst vernünftigerweise zum moralischen Handeln verpflichtet. Kein Mensch wird ernsthaft wollen, dass „unmoralisches Handeln“ zur allgemeingültigen Gesetzmäßigkeit wird, denn ansonsten müsste der Mensch wollen, das amoralisches Handeln, die Unmoral auch gegen ihn selbst zum Einsatz kommen darf.
Da der Imperativ eine Befehlsform ist, beinhaltet er das „mache dies, tue das, handle so“ ohne einschränkende Bedingung. Z.B. Du sollst nicht lügen – erst die Vernunft macht dieses „sittliche Gebot“ zu einem kategorischen Imperativ.
Man tut dieses nicht aus Angst vor Strafe, sondern weil es von der Allgemeinheit anerkannt wird, weil es die Vernunft so gebietet.

Mir hat der nachfolgende Link sehr gut gefallen und wer gerne mehr über die Ethik von Immanuel Kant, betreffend „des kategorischen Imperativs“ in einer hierzu verständlichen Ausführung lesen möchte, möge sich diese Seite anschauen:

http://www.ethik-werkstatt.de/Kategorischer_Imperativ.htm

Herr Kant eckte schon an zu seinen Lebzeiten mit seiner „Vorstellung des kategorischen Imperativs in Bezug des menschlichen Handelns“, und er hatte jede Menge berühmter Philosophen zur Kritik inspiriert. Ich will nicht von mir behaupten besonders intellektuell zu sein und bei Kant muss ich manches viermal lesen und habe seine hochgeschraubten Gedankengänge dann immer noch nicht so recht verstanden.

Da ich nur das eine Leben hier auf Erden habe und ich mich noch für andere Geistesgrößen und deren Ethik-Auffassungen als auch Moral-Vorstellungen interessiere, wende ich mich jetzt mal kopfüber der „Goldenen Regel“ zu, welche in dem Deutschen Sprichwort seinen Ausdruck findet:

„Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu“

Wobei die „Goldene Regel“ als Moralprinzip kein Alleinstellungsmerkmal hat. Denn ähnliche Regeln, wohl auch mit andersgearteten Grundlagenwerten gab es schon vom 6. Jahrhundert v. Chr. an. Hierbei handelt es sich sowohl um religiöse, als auch überlieferte philosophische Texte aus vielen unterschiedlichen Ländern, wie  Griechenland, Altägypten, China, Indien, und Persien, welche so gesehen keinen gemeinsamen niedergeschriebenen Ausgangspunkt haben können. Interessant und einfach dargestellt in der unten folgenden Tabelle des PDF-Links:
„Die goldene Regel in den Weltreligionen.“

  • Hinduismus,
  • Jainismus, eine in Indien beheimatete Religion,
  • Chinesische Religion, in dieser haben vor allem die bekanntesten chinesischen Philosophen Konfuzius und Laotse des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit ihren Lehren bezüglich der chinesischen Kultur und Religion bedeutungsvolle Anleitungen und Regeln, welche ein Leben lang als Richtschnur des Handelns dienten, hinterlassen.
  • Buddhismus, welcher im Jahr 65 n. Chr. von zwei indischen Mönchen über die Seidenstraße in Form der buddhistische Schriften nach China gebracht wurde.
  • Judentum,
  • Christentum.

www.reinerjungnitsch.de/goldeneregel.PDF

Zur Info: Ich habe den nachfolgenden Text aus der Quelle, Dr. Martin Bauschke; Autor des Buches: Die Goldene Regel: Staunen – Verstehen – Handeln, Berlin 2010, entnommen:

Die Bezeichnung als „Goldene Regel“ hat diese Redensart allerdings erst in der Neuzeit erhalten.
Genauer gesagt ist sie im christlichen Westen aufgekommen.
Sie lässt sich bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Das älteste Zitat, das ich gefunden habe, stammt von Veit Ludwig von Seckendorff, der als Hofrat und Richter in Gotha tätig war. In seinem staatstheoretischen Hauptwerk „Teutscher Fürsten-Staat“ (1656) spricht er von „der güldenen Regel des Herrn Christi“, an welcher sich jeder Fürst im Umgang mit seinen Untertanen zu orientieren habe.
Doch was macht diese Regel zu einer „goldenen“?
Das Prädikat „Gold“ ist eine Metapher für ihren besonderen Wert und ihre einzigartige Bedeutung.
Sie gilt nicht als irgendeine Regel, die zu schon vorhandenen Verboten und Geboten zusätzlich hinzukommt,
sondern sie wird verstanden als die Quintessenz und der Kern aller Moral, als die eine Regel in oder über allen anderen Regeln des Umgangs miteinander.

Tja, es ist schon spannend, wie all dies eigentlich reine Betrachtungsweisen eines Regelwerkes sind.
Weder Kant noch die goldene Regel zeigen dem Menschen auf, wie er bei bestimmten Konstellationen und Situationen eigenbestimmt moralisch aus sich selbst heraus handeln kann. Diese formalen Prinzipien haben keine greifbaren realen moralisch sittlichen Werte-Bestimmungen, es ist mir persönlich zu unkonkret.
Ich glaube aber, dass wir Menschen grundsätzlich eine fundamentale Werte-Orientierung brauchen, welche uns erst dann moralisch handeln lassen kann. Wir Menschen sind alle mit unterschiedlichen Charakteren und Prägungen ausgestattet und daher werden wir auf Grund der fehlenden eigenen und prinzipiellen „Werte“ (Platon formulierte es so: Werte seien „ideale Objekte“), alle mit unterschiedlichen Handlungsweisen bei gleichen Themenstellungen agieren oder reagieren.
Es dürfte meines Erachtens leicht sein Entscheidungen zu treffen, egal in welchen Situationen ich mich zurzeit auch befinde, wenn ich meine eigenen Werte, meinen eigenen Wertekatalog kenne. Mit dieser Einstellung stehe ich ganz offensichtlich und Gott sei es gedankt nicht alleine da und wie ich diesen Wertekatalog dann ganz für mich persönlich erstellen kann, dazu habe ich eine leicht verständliche Darstellung im nachfolgenden Link gefunden:

http://blog.ziele-sicher-erreichen.de/2012/10/uebung-eigene-werte-wertvorstellungen-finden-und-entwickeln.html

Meine Lieben, genug der Vorstellung von der Mischung vieler Wertevorstellungen, Imperativen und der goldenen Regel, fein gewürzt mit Ethik und Moral. Wenden wir uns hin zum Machbaren.

Lasst uns einfach unseren persönlichen Ist-Zustand, unserer jetzigen Lage bewusst wahrnehmen.
Dazu grundsätzliche Dinge zu hinterfragen, welche vorher klar erschienen, ist immer eine kluge Entscheidung. Vielleicht haben wir uns von falschen Wertevorstellungen leiten lassen, nur unsere Erfahrungen sind noch erhalten, sie können uns in unserem folgenden Handlungsbedarf ausbremsen oder neue Auswege suchen lassen.
Besser viel besser suchen wir nach uns neuen, leitenden Erkenntnissen und klaren Definitionen, hier können wir unsere neu entfaltende wahre Werte-Moral sich langsam entwickeln lassen. Dann können wir diesem frischen Verantwortungsbewusstsein ruhigen Gewissens Folge leisten und fortsetzend fühlt sich das in unserem Leben aber so was von einen lebendigen, freien, ethischen, entspannt handelnden GUUUUT an.
Es ist immer gut zu wissen, welche Beweggründe mich Hand in Hand mit meinen inneren moralischen Gedanken begleitend denn da so antreiben, um zu erkennen wieso ich so handle, wie ich es denn tue …

Ethische Grunderziehung

Friedrich II. (der Große) hat in einem Brief an die Kurfürstin Maria Antonia v. Sachsen, vom 8.3.1766 in Vorwegnahme des Kant’schen Kategorischen Imperativs formuliert, was jedem Kind zur sozialen Orientierung seines Denkens und Handelns mit auf den Lebensweg gegeben werden sollte:
Tu‘ keinem etwas an, wovon du nicht willst, dass es dir geschehe
– in diesem Grundsatz liegt alle Tugend, liegen alle Pflichten des Menschen gegen die Gesellschaft, in die er gesetzt ist.
© Prof. Querulix (*1946), deutscher Aphoristiker und Satiriker

Die höchste Aufgabe des Menschen ist zu wissen,
was einer sein muss, um ein Mensch zu sein.
Immanuel Kant (1724 – 1804), deutscher Philosoph

Dichterisch auf den Punkt gebracht

Spruch

Willst du dich ganz zurücke ziehen,
Du kannst dir selber nicht entfliehen;
Willst du selbsteigen andre führen,
Du musst mit Schöpfungskraft regieren
Ganz unbemerkt und ohne Plan,
Ein jeder Augenblick macht Bahn:
In schlechter Zeit tu nur, was recht,
Dir ist dann diese Zeit nicht schlecht.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim (1781 – 1831), deutscher Dichter der Romantik

Konsequente Konsequenzen

Das Glück besteht nicht darin, dass du tun kannst, was du willst,
sondern darin, dass du immer willst, was du tust.
Leo Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828 – 1910), russischer Erzähler und Romanautor

Sagst du stets, was du willst,
hörst du bald gar, was du nicht gewollt.
Alkäos (um 600 v. Chr.), altgriechischer Lyriker und Vorbild für Catull und Horaz

Was du tun willst, darfst du nicht im Voraus sagen,
denn mißlingt‘s, so wirst du ausgelacht.
Pittakos (Pittakus) (lebte um 600 v.Chr.), griechischer Staatsmann in Mytilene auf Lesbos, Pittakos wird zu den sieben Weisen gerechnet

Die Wirklichkeit eines anderen Menschen liegt nicht darin,
was er dir offenbart, sondern in dem,
was er dir nicht offenbaren kann.
Wenn du ihn daher verstehen willst, höre nicht auf das,
was er dir sagt, sondern vielmehr auf das, was er verschweigt.
Khalil Gibran (1883 – 1931), christlich-libanesischer Dichter, Philosoph und Maler, emigrierte in jungen Jahren in die USA, sein Lebenswerk galt der Versöhnung der westlichen und arabischen Welt

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Immanuel Kant (1724 – 1804), deutscher Philosoph

Abschließend
Einsicht – eine der wahren Regeln

Einsehende Leute, weil die Wahrheit ihr eigentliches Objekt ist,
und sie nur an dem, was beständig ist, Vergnügen finden, sind jederzeit ehrlich.
Immanuel Kant (1724 – 1804), deutscher Philosoph, Quelle: Kant, Reflexionen zur Metaphysik

Die ersten vierzig Jahre unsers Lebens liefern wir den Text,
die folgenden dreißig den Kommentar,
der uns den wahren Sinn und Zusammenhang des Textes
nebst der Moral und alle Feinheiten
derselben erst recht verstehen lehrt.
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), deutscher Philosoph

Wenn deine Einsicht meiner Lehre widerspricht,
so sollst du deiner Einsicht folgen.
Buddha (560 – 480 v. Chr.), auch: Siddhartha Gautama, Stifter der nach ihm Buddhismus genannten Religion

Denn dass man das Richtige tun soll, ist eine Tautologie.
Die Tautologie – Fügung, die einen Sachverhalt doppelt wiedergibt (z.B. nackt und bloß)
lateinisch tautologia < griechisch tautología, eigentlich?= das Dasselbesagen.
Ich weiß leider nicht mehr woher ich diesen Satz habe – aber abschließend betrachtet –
ist er ein wunderbarer Nachdenker-Satz zu diesem Wochentipp-Thema…

Ich wünsche euch
euren eigenen, wahren, menschenwürdigen,
herzlichen, fürsorglichen Werten und  Regeln zu folgen
und auch dazu das „vernünftige“ Einsichtige zu genießen
herzlichst eure Ute Weiss-Ding