Willensfreiheit – eine Illusion?


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Das Wochentipp – Thema:
Willensfreiheit, eine Illusion?

„Der Mensch kann wohl tun, was er will,
aber er kann nicht wollen, was er will.“?
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), deutscher Philosoph

Freiheit ist die Eigenschaft der Wesen,
bei denen das Bewusstsein einer Regel
der Grund der Handlungen ist.
Immanuel Kant (1724 – 1804), deutscher Philosoph

Apropos, Willensfreiheit.
Herrliches Herbstwetter, ein köstliches Kürbisfest und schon sinne ich über die menschliche Willensfreiheit nach.
Kann und darf ich wirklich so handeln – im Sinne der Freiheit meines persönlichen Willens?

Oh je, eine kniffliche Frage wie ich meine, denn bekanntlich hat sich schon eine Vielzahl von klugen Menschen wie Philosophen, Psychologen und  Neurobiologen darum bemüht, die menschliche Willensfreiheit in einer Vielfalt von „verständigen Darstellungen“ zu ergründen oder eine beweisende Vertiefung dieses Themas zu präsentieren.
Keine Angst, es gibt keine lange Denkschrift meinerseits, aber nichtsdestotrotz befinde ich, dass die „Willensfreiheit“ als ein Nachdenker-Thema eines Wochentipps würdig ist.

Zum Beispiel lehnt sich die Philosophie des Atheisten Arthur Schopenhauers an die von Immanuel Kant an – die da meint, dass hinter allen Erscheinungen, welche sich auf dieser lebendigen Welt einfinden etwas stehen würde, das sich auf und in dieser Welt im Inneren und im Außen ausdrückt.
Kant charakterisiertes es als „das Ding an sich“ und Schopenhauer benannte es „Wille“, weil sich alles, was sich im Außen abzeichnet, auch im persönlichen „Willen“ seinen Ausdruck findet – ergo, einmal im individuellen „Wille“ und demgegenüber das im Außen dargestellte Physische, wohl auch dem „Übersinnlichen“.

Klare Ansage von Kant:
Die Freiheit ist eigentlich ein Vermögen,
alle willkürlichen Handlungen den Bewegungsgründen
der Vernunft unterzuordnen.

Mir persönlich ist es egal ob dieser „Wille, das Ding an sich, Gott, Natur, Buddha, Allah, das Göttliche oder das Universum etc. genannt wird.  Von meinem Verständnis her ist alles Weltliche und vielleicht auch das Universum eine Manifestation „des Dings an sich“ oder wie auch immer der Einzelne es benennen möchte.

Inwieweit ist es nun wirklich um unsere sogenannte Willensfreiheit bestellt?

Egal woher wir auch kommen, egal wohin wir auch gehen –  jeder einzelne Mensch wird sich überall so hin mitnehmen – wie er erschaffen ist.
Wir Menschen werden gemäß unserer Prägungen, unserer Gene, unserer frühkindlichen Erfahrungen, unserer Erlebnisse im Allgemeinem handeln.
Nun, wenn das „Ich“ die Summe unserer „prägenden Erziehung“ ausmacht –  besitzen wir trotzdem eine eigene, ganz persönliche Willensfreiheit, welche uns die Wahl zur wahren Selbstbestimmung einräumt?
Vermutlich nicht, ich glaube wohl eher an eine Option zur Willensfreiheit, mit einer eingeschränkten Art der Selbstbestimmung.

Sehr interessant befand ich einen Artikel der die Hirnforschung betraf – Quelle: Zeit Online, von dem Neurobiologen Gerhard Roth, er erforscht dergleichen Fragen am Institut für Hirnforschung an der Universität Bremen.
Der Artikel kann hier nachgelesen werden:

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2009/06/Titel-Interview/komplettansicht

Hierzu teile auch ich voll und ganz die Ansicht, dass jeder Einzelne sich in seinem Leben gut kennenlernen sollte und sich eine Selbstanalyse für unseren weiteren Lebensverlauf als recht hilfreich  erweisen könnte.

Offensichtlich kann ich nur so viel Freiheit zum eigenen Willen erlaubend zulassen, wie es mir meine Gene, mein Charakter, meine Prägungen im Allgemeinen und dessen, was sich in der Umwelt zeigt und im Außen bei anderen spiegelt.
Upps, ich meine, da kommt die sogenannte Willensfreiheit aber sehr schnell an ihre eigenen Grenzen …
Also müsste demzufolge der Mensch – wie alle anderen Lebewesen – keinen wirklich selbstbestimmten eigenen freien Willen besitzen – oder?

Willensfreiheit hat im Übrigen nichts mit Willensstärke zu tun.
Nebenbei bemerkt, diese nach außen hin sehr willensstark wirkenden Menschen, welche von einer Zielsetzung hin zur nächsten drängen – sie sind für mich zusammenfassend unfrei. Es ist das Erreichen des Zieles, mit welchem sie sich belohnen. Wo der wahre Antrieb die Belohnung ist, lauert die ruhelose Suche nach Anerkennung im Außen.

Ich denke und glaube, dass das Unterbewusstsein der wahre Dirigent unseres Lebens ist und somit das Sagen hat.
Daher erforsche ich lieber meine Seele, lerne mich immer besser kennen und mache mir gleich am Anfang meine Beweggründe bewusst, welche mich da so umtriebig hin zu meinen auserwählten Zielsetzungen drängen. Für mich persönlich eine gesunde Vorgehensweise.

Meine Lieben, mit dem Tod endet für viele Menschen dann ihre Vorstellung davon – dass sie in diesem ihrem Leben ein freies selbstbestimmtes Lebewesen gewesen wären. Dem gegenüber stehen diejenigen die daran glauben, dass z. B. gemäß Schopenhauers „Wille“, sich mehr dahinter verbirgt.
Dieser „Wille“, welcher die Kraftquelle – entspringend dem Ursprünglichen – das Leben einer neuen Schöpfung schon in sich bergend und so unser Tod einen Vorgang in Bewegung setzt – mit dem der „Wille“ zum Leben somit unendlich fortbesteht … 

Für uns Lebenden halte ich es noch für erwähnenswert, dass wir Menschen egal welcher religiösen Richtung oder Aktivität wir uns anschließen – „nicht“ plötzlich zu  besseren Menschen werden. Daran glaube ich nicht, da mich genug angeblich geläuterte Mitmenschen eines Besseren belehrt haben.
Viel wichtiger ist es sich selbst bewusster kennenzulernen, sich dabei verständnisvoll selbst zu begegnen, um sich dann mit all unseren sogenannten Macken besser zu verstehen, zu spüren, zu fühlen und schlussendlich lieben zu lernen.
Denn:
Wir sind – wie, wer oder was, wir sind – mit unseren Genen, unseren Erziehungsmustern, unseren Prägungen usw. und damit gemäß unserer Natur.
Wir sind somit alle unterschiedlichsten Naturells und können (leider) oft aus Unwissenheit darüber wie wir ticken, nicht über unsere eigenen Schatten springen.
Betrachten wir unser Gehirn, unseren Verstand oder unser Denkzentrum einfach als ein uns wertvolles Arbeitsmittel, welches uns immer hilfreich zu Diensten steht, um uns im täglichen Lebens-Allerlei zu unterstützen.
Die Vernunft und dazu polarisierend „der Wille, das Göttliche oder „das Ding an sich“, alles auch hier wieder eine Frage der inneren Balance in der Polarität unseres Daseins.
Beruhigen wir unseren Geist, lernen wir uns kennen und vieles in unserem Leben wird sich als richtig, sicher und als ein beruhigendes, liebevolles, vor allem vertrauensvolles, verantwortungsbewusstes GUUUUT anfühlen.
„Wille – das Ding an sich“ – schließt auf eine andere Art so unsere „selbstbestimmte Willensfreiheit“ integrierend mit ein…

Die Grundlage

„Nichts ist befreiender als die Einsicht, dass es keinen freien Willen gibt.“
© Andreas Tenzer (*1954), deutscher Philosoph und Pädagoge

 

„Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt – hat nie geliebt und nie gehasst.“
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916), österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin

Die Manipulation

„Die Lehre von der Freiheit des Willens ist eine Erfindung herrschender Stände.“
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph und Schriftsteller

Polarität & Balance & Balsam für die Seele
  = äußerer Zwang infolge innerer Notwendigkeit

„An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne
glaube ich keineswegs.
Jeder handelt nicht nur unter äußerem Zwang
sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit.“
© Albert Einstein (1879 – 1955), theor. Physiker, geb. in Deutschland,
1896-1901 staatenlos, ab 1901 Schweizer Bürger, ab 1940 auch Bürger der USA. Forschungen zu Materie, Raum, Zeit und Gravitation; Hauptwerk ist die 1915 publizierte Allgemeine Relativitätstheorie. Nobelpreis für Physik 1921

 

„Schopenhauers Spruch:
Ein Mensch kann zwar tun, was er will,
aber nicht wollen, was er will,
hat mich seit meiner Jugend lebendig erfüllt und ist mir beim Anblick
und beim Erleiden der Härten des Lebens immer ein Trost gewesen
und eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz.“

 

Meinem Liebling Nietzsche sei das Schlusswort gewährt

„Wir haben so viel Mühe gehabt,
zu lernen, dass die äußeren Dinge nicht so sind,
wie sie uns erscheinen, – nun wohlan!
mit der inneren Welt steht es ebenso!“
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller

Ich wünsche euch
in dieser Woche die neu gewonnenen Einsichten
in euren Handlungsweisen bewusst zu genießen
Willensfreiheit – keine Illusion mit „Wille – das Ding an sich“
herzlichst eure Ute Weiss-Ding