Triebe – umtriebig treibend…


28-wo-15-Triebe rahmen

Das Wochentipp – Thema:
Umtriebige treibende Triebe

Hunger ist schlimmste Qual,
unbeherrschte Triebe größtes Leid;
dem Weisen ist Nirvana höchste Seligkeit.
(203. Vers) Dhammapada »Pfad der Lehre«; das am häufigsten übersetzte buddhistische Buch,
es enthält 423 Sprüche ethischen Inhalts und ist Teil des 2. Korbes des Pâli-Kanon, der Heiligen Schrift der Buddhisten

Es ist BRENNEND HEIß und ich fühle mich völlig antriebslos, denn mich macht dieses Wetter fix und fertig – ERBARMEN! Am Abend ruft mich voller Frische und Elan meine Freundin Martina an und zwitschert etwas von Traumwetter in mein Ohr. Sie wäre gerade im Main geschwommen, es wäre so herrlich erfrischend gewesen und sie würde erst jetzt bei diesen Temperaturen so richtig aufblühen…
Allein die Vorstellung lässt mich ermattet zurück in meinen Sessel sinken…
Also mich treibt es maximal in Richtung Zitronen-Wasser-Karaffe und hin zu meinen Fächern, die überall in der Wohnung verteilt sind.
Ich gebe zu, es gibt einen angenehmen Nebeneffekt bei meiner Erschlaffung – nämlich meine mich sonst so umhertreibende Gier nach Süßem habe ich voll entspannt im Griff. Denn sogar, wie bei mir einer Hardcore Vertreterin der süßen genüsslichen Gier nach Schoki wird es gruselig zumute, wenn sie ihrem Körper bei diesen Temperaturen, das sonst ach so köstlich empfundene, kleberige Zuckerige zuführen würde.

Frohsinnig dachte ich daher bei mir: „Umtriebige Triebe“, welch ein passendes kurzweiliges Wochentipp-Thema zu diesen eindrucksvollen Temperaturen.  
Nach dieser vergnügten Erkenntnis beschloss ich, mir diese lustvoll unlustigen, in unserem Leben umhertreibenden Triebe, einmal genauer anzuschauen.
Wenn ihr wollt, dürft ihr mir hier einfach so – so einfach, mehr oder weniger triebgesteuert folgen.

Denn was sind denn überhaupt Triebe?

Ein Hoch auf unseren Duden, der es wunderbar auf den Punkt bringt:

Trieb
•    (oft vom Instinkt gesteuerter) innerer Antrieb, der auf die Befriedigung starker, oft lebensnotwendiger Bedürfnisse zielt
•    (veraltend) Lust, Verlangen, etwas zu tun
•    junger, sich gerade bildender Teil einer Pflanze, der später Blätter entwickelt und oft verholzt; junger Spross
•    (Technik) Übertragung einer Kraft, eines Drehmoments
•    (Technik) Vorrichtung zur Übertragung einer Kraft, eines Drehmoments
•    (Technik) Zahnrad mit einer nur geringen Anzahl von Zähnen

Synonyme zu Trieb:
Bedürfnis, Begierde, Drang, Hang, Hunger, innere Regung, Instinkt, Leidenschaft, Lust, Neigung, Passion, Sehnsucht, Sucht, Zwang; (gehoben) Begehren, Fieber, Verlangen; (bildungssprachlich) Manie

manche Quellen nennen ausdrücklich nur „die 5 Grundtriebe“ – andere nennen sieben bis neun Triebe inkl. der Primärtriebe…

  • Sexualtrieb – Fortpflanzungstrieb
  • Aggressionstrieb – Kampfinstinkt, Rangordnung einzuhalten, Erfolg haben, Schutz zum Gruppenerhalt
  • Nahrungstrieb – dient dazu den menschlichen Organismus am Leben zu erhalten
  • Sicherheitstrieb/Neugiertrieb – Unwissenheit in die Sicherheit des verstehenden Wissens umzuwandeln, Lerntrieb,zu leisten, zu entdecken, zu erfinden
  • Bindungstrieb/ Nachahmungstrieb – einer der Grundtriebe für das Verhalten des Menschen
  • Selbsterhaltungstrieb – Furcht – Fluchtinstinkt, Abwehrinstinkt – Ekel
  • Pflegetrieb – Fürsorge für die Nachkommen, „Mutterinstinkt“

Erleuchtende Fragen:
Gibt es die Liebe ohne Triebe?
Aha, Bäume lieben und haben deshalb „Triebe“, oder?
Gibt es geliebte und ungeliebte Triebe?
Ja, das Backen mit Hefe, ein von mir höchst ungeliebtes „Triebmittel“ zum Lockern meines Kuchenteiges.

Also gibt es sehr wohl geliebte und ungeliebte Triebe, welche mein inneres Verlangen, meine eigenen Bedürfnisse befriedigend, antreiben und steuern.
Oh je, jetzt darf ich mich jedes Mal fragen, welches wirklich wahre Bedürfnis sich hinter meiner mich antreibenden Schoki-Gier verbirgt …
Und weiter – Gier ist demnach kein guter Trieb, mein Bedürfnis nach Schoki ist denn wohl eher ein Trieb der „süchtigen Leidenschaft“, deren Qual die fiesen überzähligen Pfunde sind.

Was ist das bloß für ein sssss Thema – blöd nur, ich kann jetzt nicht mehr zurück, irgendetwas treibt mich triebhaft weiter…
Der Pol der Vernunft scheint verrutscht zu sein…

Na und hier habe ich eine kurze, knackig knappe Beschreibung der Herkunft unserer Triebe gefunden.
Bei der Hitze brauche ich leichtverständliche Kost:

http://flexikon.doccheck.com/de/Trieb 

Also ich habe jetzt verstanden, dass ein Trieb eine angeborene, zielgerichtete psychische Kraft ist, die meist von Gefühlen der Spannung, Lust oder Unlust begleitet wird.

Ach du meine Güte, ausschweifend gierig auf Süßes, hier muss mein Gier-Trieb gleich und sofort durch: Schoki – ein Happs und weg isse – befriedigt werden…

Siehe da, und schon habe ich den mich antreibenden Trieb durch Handeln zufrieden gestellt.
Ja mei, geht das nicht doch etwas einfacher?
Muss man denn jeden Trieb mit einer Handlung befriedigen?
Na wer sagt es denn – die Polarität schlängelt sich mal schnell auch hier mit den „sinnlichen“ Trieben –  triebhaft durch unser Leben.

Aber ein Lichtblick naht:
Verlieren kann der als „ungut“ erkannte Trieb an Kraft und Wichtigkeit und auch an der angeblich geglaubten Nützlichkeit, wenn wir uns als ein Geschöpf in der Vollständigkeit verstehend wahrnehmen, mit all unseren gewahr nehmenden Sinneseindrücken, unserem Denken, auch unseren ungesunden Gedanken, unserem Körper und Organismus.

Aha, durch die Fähigkeit nachdenkend zur Selbsterkenntnis (was treibt mich jetzt, hier und gleich zur Schoki) zu gelangen und somit meine eigenen Gedanken, Gefühle, Motive und Handlungen zielgerichtet zu beeinflussen, kann ich zur Entspannung gelangen und damit der ganzen triebhaft gesteuerten Situation, „Frau, Herr“ werden.

Meine Lieben, ich bin aber noch so was von einer vollständig „Gier freien Einsicht“ entfernt, welche mich entspannt zur Selbstreflexion anspornt, um mich somit vollständig von meinen Gier-Trieb zu befreien.

Aber eine Erkenntnis habe ich schon mal erhalten – dass ich mir ab sofort erlaube Zeit zu nehmen, um in mich hineinzuhören und auch hinzuschauen, was ich da so treibe, mit dem was mich gierig treibt.
Meine gierigen Gelüste mit ihrem vorgaukelnden Versprechen mir einen schnellen Genuss zu geben, dieses führt eben doch nur zu einer fehlgeleiteten Handlung, die ich ausübe, um die begleitenden unguten Gefühle nicht aushalten zu müssen.
Upps, diese Erkenntnis passt mir mal gar nicht.
Ach ja, das bedeutet Arbeit, um wahrhaftig achtsamer auf meine wirklichen Bedürfnisse acht zu geben.

  • Es gäbe da noch etwas zu beachten – denn:
  • Jeder Gedanke ruft in meiner Seele und auch in meinem Körper einen Impuls zur Reaktion hervor.
  • Jede seelische/emotionale Empfindung ruft in meinem Denken und meinem Körper einen Impuls zur Reaktion hervor.
  • Jede Muskelregung  ruft in meinem Denken und auch in meiner Psyche einen Impuls zur Reaktion hervor. (ich denke da an das unangenehme Ziehen meiner Muskeln beim Sport)

Tja, was für ein netter Konflikt, Vernunft und Denken gegen Fühlen, Spüren dessen, was in unserer Seele vorgeht und was uns unser Körper mitteilt.
Dabei geht es mal wieder darum, das Fühlen und das Denken in Balance zu bringen, um die Balance in unserem Dasein zu halten.

Ich fühle und ich denke.
Das Wahrnehmen meiner Gefühle und das Denken mittels meines Verstandes, helfen mir Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten, welche mir ein entspanntes Leben verschaffen.
Dies ist zwar zeitaufwendig, aber der Erfolg der darauf folgenden freimachenden Zufriedenheit belohnt mich.
Ergo, ich nutze die heißen Temperaturen einfach nutzbringend, um mich mit den Signalen meines Körpers und meines Geistes in dieser Situation und den vielen, die noch folgen – vertrauensvoll auseinander zu setzen.

Ich werde jetzt durch die Gefühls-Gier „ich will jetzt Schoki“ – annehmend hindurch gehen.
Ich richte meinen Fokus mehr auf meine wahrgenommenen, begleitenden Gefühle und die Gestaltung meiner dazu aufkommenden Gedanken.
Freude, dann werde ich mal maßvoll geschwind, den Temperaturen angemessen, meine „umtriebigen“ Gedankenmuster betreffend Gier und Konsorten fühlend und denkend aufspüren und ändern.
Raus aus der Komfortzone des Nachgebens der Giertriebe und rein in das des Annehmens der begleitenden Gefühle, des gewahr nehmenden Erkennens meiner wirklichen Bedürfnisse auch wenn ich nicht immer in der Lage sein werde, diese dann sofort und gleich befriedigen zu können.

Das Annehmen und auch Aushalten von ungeliebten Gefühlen ins „Annehmen können“ zu transformieren, wird mit einem wunderbaren Gefühl des „ich habe es geschafft“ belohnt.
Das fühlt sich dann, aber so was von einem befreienden, sieghaften, glücklich machenden „GUUUUT“ an.
Ok, ich gebe es zu, was meine Schoki-Gier anbelangt, gelingt es mir nicht immer, nur geht es hier schon recht entkrampfter zu – ABER generell gilt – Balance im Leben zu halten, fühlt sich einfach nur „saugut“ an… Alles eine Frage des Maßhaltens…

Umtriebige Triebe

Alle guten Triebe sind richtig.
Oscar Wilde (1854 – 1900), irischer Lyriker, Dramatiker und Bühnenautor

 

Wobei

 

Die exotischsten Triebe entdeckt man im Garten der Geltungssucht.
© Michael Marie Jung (*1940), Professor, deutscher Hochschullehrer, Quelle: Jung »Vor-Trefflich. 1000 neue merk-würdige Aphorismen und Sprüche«, Books on Demand, 2008

 

Gut zu wissen

 

Jedem Alter sind gewisse Neigungen und leidenschaftliche Triebe eigen.
Adolph Freiherr von Knigge (1752 – 1796), deutscher Jurist, Beamter und Satiriker

 

Siehe da

 

Menschen von verschiedenartigster Intelligenz
haben äußert ähnliche Triebe, Leidenschaften und Gefühle.
Gustave Le Bon (1841 – 1931), franz. Arzt und Soziologe, Begründer der Massenpsychologie

Umhergetriebene Triebe

Zivilisation,
von jedem möglichen Gesichtspunkt aus betrachtet,
ist die Bekämpfung der animalischen Triebe.
John Stuart Mill (1806 – 1873), englischer Philosoph und Ökonom, Vertreter einer liberalistischen Wirtschaftslehre

 

So geht das

 

Der Edle bändigt seinen Zorn und mäßigt seine Triebe.
I Ging chinesisches Weisheitsbuch

Triebhafte Triebe

Was ein richtiger Sexualpsychologe ist,
der sucht bei den Spaltpilzen masochistische Triebe.
Alois Essigmann (1878 – 1937), Schriftsteller, Quelle: »Gott, Mensch und Menschheit«, Aphorismen, 1916, Axel Juncker Verlag, Berlin-Charlottenburg

 

Man beachte: „aus dem Worte“

 

Die treusten und die ewig reinsten Triebe,
sie sprechen aus dem Worte: Mutterliebe.
Max Waldau (1825 – 1855), deutscher Schriftsteller

Die Triebes-Lust hat hier ein Ende

Manche Menschen sehen die Dinge wie sie sind,
und sagen „Warum?“
Ich träume von Dingen, die nie waren
und sage „Warum nicht?“
George Bernhard Shaw

 

Lustwäldchen

seelengärtnerei
triebe
gut unterdrückt
wurzeln
der gewalt
prächtig blühender
neurosen
in bitteren
seelenhumus
rammend
© Markus Prem (*1970), österreichischer Erdwissenschafter,
schreibt Essays, Storys und Gedichte, Mitglied der Charles-Bukowski-Gesellschaft, Übersetzer des »Prolog zu Ask the Dust« von John Fante

Ich wünsche euch
eine lustvolle Woche voller lustiger, heißer Genussfreuden
und wünsche euch diese „umtriebig“ bewusst zu genießen
herzlichst eure Ute Weiss-Ding