Rituale


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Das Wochentipp – Thema:
Rituale 

Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin,
dass du dein Leben ändern kannst,
indem du deine Geisteshaltung änderst.
Albert Schweitzer

Ich möchte im Vorfeld darauf aufmerksam machen, dass ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit des sehr vielschichtigen und vor allem historisch verflochtenen Themas von Tradition, Ritualen und Religion erhebe.
Gebildete gedankenvolle Menschen von Philosophen, bis hin zu Soziologen, Theologen, Geschichtskennern und vielen mehr, haben dokumentiert, diskutiert und schon viele kluge Bücher zu diesem Thema verfasst.
Ich persönlich liebe sachliche fundierte alte Quellen, bei denen ich mein eigenes Wissen auch durch Prüfen und das Abwägen eigener Zweifel erweitern kann, um Verständnis durch die Verknüpfung der Fakten aus den vermeintlichen Zusammenhängen zu entwickeln. Deshalb ist es mir nur im Mini-Ansatz möglich, mich mit einem so umfangreichen Inhalt bei einem Wochentipp zu Worte zu melden.
Aber ich hoffe einfach mal auf eine sinnstiftende nachdenklich anregende „Geisteslust“ euerseits, sich mit euren alltäglichen kleinen Ritualen auseinander zu setzen

Das Attentat auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“  und die darauf folgenden Ereignisse in Paris hatten mich kurzfristig ziemlich verunsichert. Meine Sichtweise auf diese schmerzlichen Geschehnisse hat sich durch Gespräche und durch wie ich finde, aufklärende Reportagen des TV-Senders Arte, vom Verständnis her erweitert.

Danach kreisten meine Gedanken über die unterschiedlichen kulturellen Traditionen in denen wir Menschen aufwachsen.

Seit Anbeginn allen menschlichen Lebens auf dieser Erde wurden und werden die Erdenbewohner begleitet von Bedürfnissen, Ängsten und der Sehnsucht gepaart mit der Hoffnung auf etwas „Besseres“.
Banal und völlig vereinfacht dargestellt, haben Menschen angefangen offenbar erst einmal alles in der Natur vorkommende vom Baum bis zur Sonne sowie später Göttinnen und Götter anzubeten, auch hier schon begleitet von rituellen Handlungen.

Auf der einen Seite der Glaube an das „Übernatürliche, Unerklärbare“ und auf der anderen Seite Unwissenheit durch Unerfahrenheit. Im Laufe der Jahrtausende entwickelten sich dann in den verschiedenen Lebenswelten unterschiedliche Glaubensrichtungen. Das woher, wie, wann und wo dies geschah, kann jeder, der sich dafür interessiert, durch das Studium von Fachliteratur einholen.

Die Urform von Ritualen in uralter Zeit geboren, um Ängste zu mildern, Bedürfnisse zu stillen und die sehnsuchtsvolle Hoffnung auf Besserung zu stützen, waren und sind Trost und  bieten damit vielleicht auch einen Boden der Sicherheit.
In allen unseren noch so unterschiedlichen –Lebenswelten– auf diesen Planeten, befähigten uns Rituale zu allen Zeiten den Existenzkampf im Leben zu bestehen.
Regeln und Rituale bestimmen in allen Kulturen deren Religionen.

Dabei ist völlig egal, welche der heute fünf weltweit größten Glaubensrichtungen man sich anschaut, das Christentum, den Islam, den Hinduismus, den Buddhismus oder das Judentum.
Christliche Rituale, die unsere westliche Kultur geprägt haben, sind angefangen mit der Taufe, der Konfirmation oder Kommunion, der Beichte, dem Gottesdienst mit der Predigt und zum Ende hin dem Empfang der Sterbe-Sakramente, der Bestattung und der Totenmesse. Dazu kommen die jährlich wiederkehrenden religiösen Feiertage.
Alle Religionen mit ihren Glaubensrichtungen vollziehen ihre traditionell verankerten Gebräuche und Rituale.
Die für uns fremd anmutenden Handhabungen der rituellen Praktiken können bei uns von Desinteresse bis hin zu Widerwillen reichen und sogar Angst hervorrufen, was allerdings immer wieder auf Unwissenheit und Intoleranz zurückzuführen ist.
Es sind bestimmte Worte, Gebärden und Handlungen, welche nach ihrem Regelablauf ein zeremonielles Ritual ausmachen. Rituelle Gegenstände, Festkleider und andere Hilfsmittel sollen hier zu einem Gemeinschaftsgefühl verhelfen.

Info:
Der Weltreligionstag fällt jährlich auf den dritten Sonntag im Januar, diesmal ist es der 18.01.2015.
Als „Weltreligionen“ bezeichnet man heute die fünf weltweit größten Glaubensrichtungen:

  • das Christentum (etwa 2,1 Milliarden Anhänger),
  • der Islam (etwa 1,3 Milliarden Anhänger),
  • der Hinduismus (etwa 850 Millionen Anhänger),
  • der Buddhismus (etwa 450 Millionen Anhänger)
  • und das Judentum (etwa 15 Millionen Anhänger).

In Erinnerung wird hier das Recht auf eine freie Religionsausübung eines jeden Menschen gebracht.
Aufklärung ist für mich das beste Mittel um andere Religionen und Weltanschauungen (dazu gehört meiner Meinung nach auch der Atheismus) tolerieren zu können und nicht den eigenen Glauben für den einzig wahren Weg zu halten.
Verständnis und Toleranz können nur durch das Verstehen der Zusammenhänge gefördert werden.

Nun begleiten uns Rituale nicht nur im religiösen Sinne in unserem alltäglichen Leben.
Rituale erlauben uns einen Rückzug aus der realen Welt in der wir uns gerade aufhalten.
Dies kann vom abendlichen Gebet, dem Schreiben der alltäglichen Morgenseiten bis hin zum täglichen Meditieren reichen.
Das gemeinsame Speisen, egal ob Frühstück, Mittag oder Abendessen ist ein gemeinschaftliches Ritual, welches uns Geborgenheit gibt und Kindern z. B. hilft, verbunden mit anderen angenehm vereint bei Tisch die Gemeinschaft zu genießen.  Zähne putzen – eine Gewohnheit, die meiner Gesundheit dienlich ist, kann sicherlich als abendliches Ritual verstanden werden.
Es gibt unzählige kleine banale Rituale, die wir vielleicht unbewusst in unser Leben integriert haben, eines haben sie alle gemeinsam – wir persönlich empfinden und spüren, dass sie für uns sinnvoll sind.

Meine Lieben, machen wir uns bewusst, dass diese kleinen persönlichen Rituale einfach des Übens bedürfen.
Wir brauchen alle zur Erhaltung der Kommunikation und des Verstehens der weltlichen Belange Rituale wie die Pflege von wirklichen Festen mit anders Denkenden, gleich Denkenden, bekannten und unbekannten Personen zu feiern und wo wir alle uns daran erfreuen daran teilhaben zu können.

Hinter solch einem Fest stehen Einlader in Form von wahren gebenden Gastgebern und keine Event-PR-Agentur oder was-weiß-ich für Veranstalter.
Ein Fest ist wahrlich ein sinnstiftendes, glücklich machendes, feierndes Ritual des Miteinanders und das fühlt sich sowas von einem genüsslichen zusammengehörigen GUUUUT an.

Nachdenkenswert im Bezug zur Gegenwart

Führen die Religionen Kriege, weil es ein Ritual ist,
den Göttern Opfer darzubieten?
© Thomas Häntsch (*1958), Fotograf  

All die Spaltungen, die wir in religiösen Dingen überall sehen,
all der Streit und die Gegnerschaft kommen nur daher,
dass die Menschen an Ritualen und äußerlichen Regeln festhalten
und die schlichte, allem zu Grunde liegende Wahrheit vergessen.
Abdu’l-Baha (1844 – 1921), Bahai-Religionslehrer

Das Prüfen und Aktualisieren von Ritualen

Die Christianisierung um 770-800 bei den Sachsen (z B.) erinnert an die Internet-Revolution:
Umstellung der Sitten, Techniken, Rituale, Abgaben,
eine andere Informationswelt. Kommt es dabei auf Inhalte an?
© Elmar Schenkel (*1953), Anglist, Autor, Übersetzer, Maler.

Hinterfragen – lohnt immer

Wie nur das Alte abschütteln?
An alten Ritualen rütteln!
© Friedrich Löchner (1915 – 2013), Pseudonym: Erich Ellinger, deutscher Pädagoge, Dichter und Autor
ABER
Rituale und Zeichen geben uns die Kraft dem Unfassbaren ins Auge zu sehen
© Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagten Betreuerin in der Schweiz, Quelle: »Ganz schön rot geworden«, Brunner Verlag, Kriens

 Rituale und die Gemeinschaft

Gemeinsame Rituale sind das Bindemittel jeder Gesellschaft.
© Birgit Ramlow (*1948), Angestellte und Hobby-Aphoristikerin

Ich wünsche euch
für eure persönlichen alltäglichen Rituale im Leben Geduld
um diese ausdauernd zu trainieren, zu erproben,
bis euch die Art des Anwendens gefällt
herzlichst Eure Ute Weiss-Ding