49. Wochentipp – Thema
Einfach so – (zeitlos) so einfach
Drei Zutaten zum lebendigen Sein in Allem:
Als erstes braucht es den Mut zum Antritt,
als zweites die Besonnenheit zum Machen,
als letztes die Tapferkeit zum Durchhalten.
Faustformel für Populisten
Wie du die Herrschaft über das Volk erlangst?
Belohne die Gier und vermehre die Angst!
Andreas Tenzer
Aber
Die Freiheit ist ein System der Tapferkeit.
Charles Pierre Péguy (1873 – 1914), französischer Dramatiker
Und
Geduld ist die schwierigste Form der Tapferkeit.
Unbekannt
Schwups die wupps und schon sind wir in der zweiten Adventswoche angelangt.
Mit Riesenschritten eilen wir „tapfer“ durch den vorweihnachtlichen Stress hin zum ach so schillernden, von uns so sehnlichst erwünschten, uns hoffnungsvoll erlösenden Weihnachtsfeste…
Wie versprochen geht es leichtfüßig weiter mit der zweiten der vier weltlichen Kardinaltugenden – der Tapferkeit.
Dazu eine kurze Auffrischung:
Immerhin wurde durch Platons überlieferte moralische Darstellungen die gesamte europäische Kultur maßgebend beeinflusst.
Weiterentwickelt von Aristoteles und die griechische Stoa (Philosophenschule), übernommen von den Römern Cicero und Seneca in deren Stoa, haben die Tugenden schließlich durch Thomas von Aquin (1225-1274) auch Eingang in die christliche Philosophie gefunden.
Temperantia – die Mäßigkeit / die Besonnenheit
https://berlinspirit.de/der-maessigkeit-ihre-besonnenheit-eine-der-kardinaltugenden/
Fortitudo – die Tapferkeit
Prudentia / Sapientia – die Weisheit / die Klugheit
Justitia – die Gerechtigkeit
Beifolgend kommen hier später noch die drei theologischen Tugenden hinzu;
um die Zahl sieben zu komplementieren:
fides – der Glaube
caritas – die Liebe
spes – die Hoffnung.
Die Eigenschaft Mut, mutig zu sein, ist eine Fähigkeit die wohlig erlernbar ist.
Wenn mir dieses gelingt, kann ich mich mutig in vielen Belangen für mich und andere einsetzen.
Chefs, aber auch Kollegen bis hin zu Freunden und Familie haben es gut drauf ihre weniger von Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein bestrahlten Mitmenschen fröhlich für ihre Belange einzuwickeln.
Eine klitzekleine Mehrarbeit elegant verpackt in „schmeichelnden anerkennenden Worten“ erreicht unser Ohr und schon sind wir voll dabei mit einem „Ja“ zu antworten, obwohl wir schon unter unseren Lasten zusammenzubrechen drohen oder ein ungutes Bauchgrummeln sich bemerkbar macht.
Ja, das erfordert Selbstbewusstsein um ein mutiges „Nein“ heraus zu schmettern, ein noch folgendes tapferes Durchhaltevermögen, um besonnen bei sich selbst zu bleiben und sich nicht aus- oder benutzen zu lassen.
Wie oft durfte ich in meiner arbeitsreichen Zeit erleben, wie Menschen feige daneben standen, wenn andere ungerecht angegriffen wurden. In solchen Situationen mit einem, was die Ungerechtigkeit anbelangt, klaren „Nein“ zu agieren, dieses erfordert ein ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein und eine klare, auch schnelle Entschlossenheit, um gegen diese Art von Anfeindungen (auch gegen die eigene Person) dann tapfer vorzugehen.
Die Zivilcourage, ein sozialer Mut mit beherzter Tapferkeit gewürzt, welche stets für das „Gute“ und für menschliche Werte eintritt, ist zwar gut gelitten, doch wird diese Courage nur selten besonnen und achtsam praktiziert.
Um solch eine mutige, tapfere Vorgehensweise auch ausüben zu können, benötigt der menschelnde Mensch in seiner Kinder- und Jugendzeit Vorbilder damit der Mut als Fähigkeit sich überhaupt entwickeln kann. Die persönlichen Wertevorstellungen formulieren zu können und die Eignung Empathie zu empfinden, gehören unweigerlich mit dazu.
Denn wie will ich sonst in der Lage sein, die folgenden Konsequenzen, welche durch mein Einschreiten, sehr wohl auch zu meinem Nachteil gereichen könnten, aushalten zu können. Haltung zu zeigen, für seine Werte und seine eigenen Überzeugungen einzutreten, dieses erfordert Mut und die dazu gehörige charakterfeste Tapferkeit. Auch gehört dazu die Fähigkeit auf der einen Seite sich zu entscheiden und andererseits auch abzuwägen und das sich im Außen präsentierende auslotsen zu können. Es gibt ja kein nur Schwarz oder Weiß, aber andere Standpunkte und Meinungen…
Genau diese Mehrdeutigkeiten und Widersprüchlichkeiten gehören zum Leben wie unser Atmen.
„Qui vivra verra“ – „Wer lebt wird sehen“.
Wohl besonnen ist derjenige, der bedachtsam jegliches Gedankengut aller Interessen und Interessengruppen mit denen der menschelnde Mensch so in Berührung kommt zu überprüfen. Denn hier droht die Gefahr, dass wir sonst von weniger ehrlichen Vereinigungen vereinnahmt werden könnten.
Auch ich habe erst im Laufe meiner Jahre gelernt auf meine Gefühle und mein Bauchgefühl gleichermaßen zu achten, diese überhaupt erst einmal bewusst wahrzunehmen.
Erst ab dem Zeitpunkt des bewussten Werdens, war ich in Lage auf meinen Bauch zu hören und dazu meinen Kopf zur Konflikt-Lösung im Gleichklang mit einzubeziehen.
Kämpfen für das, was mir wichtig war, Unrecht anzugehen und mich für meine Interessen und andere einzusetzen, dass konnte ich prächtig. Nur wenn es um meine unbewussten Bedürfnisse ging, da war ich konfliktscheu, wohl auch weil mir meine eigenen Begehren unbekannt waren.
Wie heißt es so schön „Learning by doing“.
Es ist das Trainieren des eigenen Selbstwertes, das Bewusstwerden von dem, was ich wahrhaftig brauche. Meine Bedürfnisse und meine Interessen in der Balance bewusst wahr zu nehmen, dieses zu spüren, was mich zufrieden und glücklich sein lässt. Genau dieses bewusste Wahrnehmen hat mein konfliktscheues Verhalten mir selbst gegenüber verändert, hin in die Richtung mutig und tapfer für mich selbst besonnener und gelassener im Handeln einzutreten.
Ängstlichkeit habe ich offensichtlich schon mit der Muttermilch aufgesogen und ich habe festgestellt, als ich mich meinen Ängsten immer bewusster stellte, sind und waren diese Ängste immer gute Ratgeber dazu mutiger zu werden. Wie schon erwähnt, der Mensch muss auch mit den Konsequenzen seines erwachten mutigen Handelns und dem für sich selbst einzustehen leben können. Hier kann einem schon recht ungemütlich, angefangen von Liebesentzug bis hin zur Ausgrenzung, alles Mögliche um die Ohren wehen. Ich glaube ohne Angst gibt es auch keine Tapferkeit.
Ängstlichkeit geht oft einher mit Schüchternheit. Ein wunderbarer Nebeneffekt ist, dass man seine Schüchternheit überwinden kann, wenn man lernt die angstbesetzten Dinge in seinem Leben anzugehen.
Tapferkeit ist gepaart mit der Kraft des Erduldens, auch einer gewissen Leidensfähigkeit, wenn es zum Beispiel um eine schwere Erkrankung geht.
Meine Lieben, der Eiertanz der umtriebigen Polarität ist immer lustig mit dabei.
Auf der einen Seite haben wir die Feigheit der Zaghaften, mit ihrer Mutlosigkeit und Furcht und auf der anderen Seite den Mut der Tapferen, mit ihrer Courage und Furchtlosigkeit.
Wo ein stabiles Selbstvertrauen und unsere bewusste Selbsterkenntnis uns wohlig lenken, hat Tapferkeit ihren Platz. Entmutigende Schwarzseherei und wertendes Denken hat hier keine Chance sich auf Dauer in die Psyche eines Menschen einzunisten.
Bewusst wachsam, behutsam und mit der nötigen Vorsicht mit uns selbst und der Umwelt umzugehen, sorgfältig nachzudenken und dabei achtsam zu handeln, das fühlt sich auf Dauer, aber so was von einem mutigen, tapferen und lebendigen GUUUUT in unser aller Leben an. Es gibt im Leben kein absolutes Falsch oder Richtig, sondern das, was im gegenwärtigen Augenblick für den Einzelnen richtig ist…
Erstes Bändchen 1801
von Joseph Kraus
Fabeln für unsre Zeiten und Sitten, Band 1
Der Kater und der Hase
Lehre: Immer schön hinschauen –
denn oft ist ausposaunte Tapferkeit nur eine leere Worthülse.
Ein Kater kam taumelnd atemlos bei einem Busche an, wo ein Hase in Ruhe saß.
„Warum so schnell? – Was gibt es?“ – rief der Hase.
– „Der Hund des Jägers hat mich verfolgt.“ – „Feiger! Du fliehst vor einem Hund. Ich fürchte keinen, und gehe jedem beherzt und tapfer entgegen.“
– „Ich möchte eine Probe deiner Tapferkeit sehen“, versetzt der Kater: „Komme mit mir auf das Feld – vielleicht begegnen wir dem Hunde.“ – Der Hase wollte keine Memme sein, und ging mit dem Kater.
Auf dem Wege hatte der Hase noch viel von Mut und Tapferkeit gesprochen, als sie auf einmal auf einen toten Schäferhund stießen. Der Hase sah ihn zuerst, und lief vor Schrecken in den Busch zurück.
„Halt! – es ist nur ein toter Hund, „ rief der Kater, und schalt den Hasen einen Großsprecher, der nur an dem Orte sich tapfer zeigt, wo kein Feind zu fürchten ist.
Charakter und Tragweite
Der Tapfere ist unerschrocken nach dem Maße des Menschen.
Er wird nun auch die menschlicher Weise furchterregenden Dinge fürchten;
aber so wie es Pflicht ist und wie es die Vernunft will,
wird er sie tragen um des Guten willen.
Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. Übersetzt von Olog Gigon. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2001, III, 10; 1115b, S. 119.
Attribute des Lebenshelden
Gegen die Infamitäten des Lebens sind die besten Waffen:
Tapferkeit, Eigensinn und Geduld.
Die Tapferkeit stärkt,
der Eigensinn macht Spaß
und die Geduld gibt Ruhe.
Hermann Hess * 1877, † 1962e, deutschsprachiger Schriftsteller, Dichter und Maler, Infamie = Niedertracht, Gemeinheit
Ich wünsche euch, dass alles euch Gegebene in seiner Zeit
aus der strömenden positiven Magie des lebendigen Seins entspringt
und dass ihr eure innewohnende mutige Tapferkeit
dann genussvoll spürend in eurem Leben genießen könnt
herzlichst eure Ute Weiss-Ding
Bilder: Leon Bakst 1866-1924, russischer Maler, starb in Paris, Art Nouveau