47. Wochentipp – Thema
Einfach so – (zeitlos) so einfach
Ein Depot für den erlauchten Genuss:
Die besonnene Mäßigkeit
Tu keinem etwas an, wovon du nicht willst,
dass es dir geschehe – in diesem Grundsatz liegt alle Tugend,
liegen alle Pflichten des Menschen gegen die Gesellschaft.
Friedrich II. von Preußen oder Friedrich der Große 1712-1786, volkstümlich auch der Alte Fritz,
war ab 1740 König in und ab 1772 König von Preußen sowie Kurfürst von Brandenburg.
Er entstammte der Dynastie der Hohenzollern.
Ich möchte auf keinen Fall verschweigen, dass, um der tröstenden Fairness willen, es als positiven Gegenpol zu den 7 Todsünden – possierlich, dienlich – noch die 7 Tugenden auf der anderen Seite gibt. Bis Ende des Jahres werde ich davon die vier weltlichen Kardinaltugenden wohlig durchleuchtet haben – und die restlichen drei theologischen kommen dann halt 2017 zum Zuge.
Ab 2017 werde ich durch ein neues Projekt leider nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben haben und daher werden kleinere Themen als Wochentipps folgen, fortgeführt werden aber die Monats-Prognosen. Soviel in eigener Sache und dazu passt ja auch die erste der 7 Tugenden ganz vorzüglich, die da heißt: Mäßigkeit – Besonnenheit.
Hier folgen nun die vier weltlichen Kardinaltugenden.
Immerhin wurde durch Platons überlieferte moralische Darstellungen die gesamte europäische Kultur maßgebend beeinflusst.
Weiterentwickelt von Aristoteles und die griechische Stoa (Philosophenschule), übernommen von den Römern Cicero und Seneca in deren Stoa, haben die Tugenden schließlich durch Thomas von Aquin (1225-1274) auch Eingang in die christliche Philosophie gefunden.
- Temperantia – die Mäßigkeit / die Besonnenheit
- Fortitudo – die Tapferkeit
- Prudentia / Sapientia – die Weisheit / die Klugheit
- Justitia – die Gerechtigkeit
Beifolgend kommen hier noch die drei theologischen Tugenden hinzu;
um die Zahl sieben zu komplementieren:
- fides – der Glaube
- caritas – die Liebe
- spes – die Hoffnung.
Für ein sinnvolles und erfülltes Leben waren die Tugenden recht hilfreich um uns eine „lebenswerte“ Richtung zu weisen.
So enthalten die 4 Kardinalstugenden grundlegende Gebote für das eigene Leben, welche alle unsere Lebensbereiche beinhalten.
Die Mäßigkeit – Selbstbeherrschung ist eine wunderbare Fähigkeit, welche uns ein besonnenes Maßhalten praktizieren und uns in all unseren Lebenskreisen gesund handeln lässt. Die Natur der Sache kann so der natürlichen Regel folgen. Gesund, wie ich meine.
Die Tapferkeit – Mut ist eine erstrebenswerte Fähigkeit, diese zu entwickeln lässt uns Menschen unsere inneren Werte wie Ehrlichkeit etc. auch im Außen verteidigen, falls uns widrige Umstände zum Spielball des Geschehens auserkoren haben.
Mehr zu inneren Werten: https://berlinspirit.de/innere-werte/
Die Weisheit – Klug ist der, der zeitlebens sich um Bildung bemüht. Sei es die geistige oder die Herzensbildung. Bildung formt unsere Anschauungs- und Sichtweise auf die Welt, zusammenfassend auch unser tolerantes Gebaren gegenüber allem Lebendigen.
Weisheit/Klugheit lässt uns so eine innere, bewusste Haltung mit unserem Benehmen gegenüber der Welt einnehmen.
Die Gerechtigkeit – sich fair, loyal, rechtmäßig, charakterfest, gesetzmäßig gegenüber seinen Mitmenschen und seiner Umwelt zu verhalten, das ist die Basis jedweder zwischenmenschlicher Beziehung und Kommunikation.
Für erwähnenswert halte ich auch die daraus resultierenden folgenden bunten Untergruppierungen der Tugenden.
Originaltext von Prof. Dr. Bernd Schmidt übernommen, (Link s. unten)
Die bürgerlichen Tugenden
Hierzu zählen insbesondere:
Ordnungsliebe
Sparsamkeit
Fleiß
Pünktlichkeit
Die bürgerlichen Tugenden sind auf die praktische Bewältigung des Alltags gerichtet. Sie stellen das pragmatische Gegengewicht zu den sonstigen, oft an Idealen orientierten Tugenden dar.
Ritterliche Tugenden
Hierzu zählen insbesondere:
Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl
Fürsorgepflicht den Schwachen gegenüber
Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit
Verlässlichkeit
Standhaftigkeit
Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sind wohl die wichtigsten Eigenschaften, die eine ritterliche Persönlichkeit auszeichnen. Nur das ruhige und maßvolle Gefühl des eigenen Wertes macht fähig zu den anderen Tugenden.
Weibliche Tugenden
Hierzu zählen insbesondere:
Häuslichkeit
Sparsamkeit
Eheliche Treue
Hinter diesen Tugenden erscheint ein ideales Frauenbild, das sich so oder in ähnlicher Weise in vielen anderen Kulturen findet.
Die Tugenden der Samurai
Bushidō, der Weg des Kriegers, bezeichnet den Verhaltenskodex und die Philosophie der Samurai, des japanischen Militäradels im späten japanischen Mittelalter. Hierzu gehören die folgenden sieben Tugenden:
Gi: In schwierigen Situationen die richtige und ehrenvolle Entscheidung zu treffen.
Yu: Mut
Jin: Wohlwollen gegenüber allen Menschen
Rei: Respekt
Makoto: Vollkommene Aufrichtigkeit
Meiyo: Ehre
Chugi: Treue
In [ 2 ] wird Bushidō wie folgt beschrieben:
Bushidō ist der Kodex jener moralischen Grundsätze, welche die Ritter beobachten sollen. Es ist ein Kodex, der wahrhafte Taten heiligspricht, ein Gesetz, das im Herzen geschrieben steht. Bushido gründet sich nicht auf die schöpferische Tätigkeit eines fähigen Gehirnes oder auf das Leben einer berühmten Person. Es ist vielmehr das Produkt organischen Wachsens in Jahrhunderten militärischer Entwicklung.
Die fünf Tugendregeln im Buddhismus
Sila bezeichnet in Sanskrit die Tugend. Die Fünf Silas sind die Tugendregeln des Buddhismus:
* Kein Lebewesen töten oder verletzen.
* Nichts nehmen, was nicht freiwillig gegeben wird.
* Sich keinen anstößigen sexuellen Freuden hingeben.
* Nicht lügen und nur wohlwollend sprechen.
* Keine berauschenden Substanzen konsumieren, die den Geist verwirren und das Bewusstsein trüben.
Meine Lieben, es ist die besonnene Mäßigkeit als eine der 4 Kardinalstugenden, welche in diesem Wochentipp das Wort ergreift. Da ich nicht glaube, dass ihr hier seitenlange Abhandlungen zu diesem Thema lesen möchtet – so täuscht dennoch meine klitzekleine Betrachtung nicht darüber hinweg, dass es sich bei diesem Thema über grundsätzliche Einsichten handelt, die das Leben eines Menschen maßgeblich beeinflussen. Wir täten sicherlich im Einzelnen gut daran uns zu dem Thema Lebensführung mit unseren Werten, Motiven, Interessen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen.
Vereinfacht dargestellt ist die besonnene Mäßigkeit ein Tanz zwischen den vielgestaltigen Polaritäten im Leben eines jeden einzelnen Menschen.
Dazu ist der menschelnde Mensch aufgefordert, seinen Motiven und seinen vielseitigen Verhaltensweisen Beachtung zu schenken. Denn diese sind maßgebend unter Beachtung der jeweils vorherrschenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mit dafür verantwortlich, wie sich unser aller Leben gestaltet.
Egal welche Verhaltensweise wir für all die Lebensprozesse mit ihren unterschiedlichsten Situationen in unserem Leben anwenden, wir sind aufgefordert immer wieder und wieder dazu einen maßvollen, besonnenen Solotanz zwischen den polarisierenden Gegensätzen zu wagen und auszubalancieren.
Das WIE der Herangehensweise bleibt uns überlassen:
- Erwägen, überlegen; sich entscheiden, um dann einen Beschluss zu treffen
- Die Gedanken auf etwas richten, betrachten, nachdenkend zu durchdenken, herauszufinden, zu durchschauen
- Reaktives Verhalten, wir reagieren instinktiv, wenn uns ein Reiz von außen trifft, jemand fällt wir reichen die Hand
- Jeder Mensch besitzt ein erlerntes Verhalten durch Erziehung und auch Gewöhnung, welches oft unbewusst abläuft. Dieses zu verändern oder neu anzupassen, setzt ein bewusstes „Sich mit sich selbst auseinanderzusetzen“ voraus, um sich kennenzulernen
Dumm ist nur, dass sich oft die einzelnen Motive gegenseitig im Wege stehen. Auf der einen Seite Interessen und auf der anderen unsere Bedürfnisse, das kann schnell zu einem Interessenkonflikt in unserem Leben führen. Meist setzt sich der energischste Beweggrund durch und lässt uns dann handeln und bestimmt somit die Maßnahmen, auch hier gilt besonnenes Maßhalten.
Es verlangt nach einer Fähigkeit, wie die der Selbstbeherrschung, um Sachverhalte zu bedenken und deren Inhalte zu berücksichtigen. Bei vielen Gegebenheiten ist es einfach unsinnig etwas zu verlangen, was wir realistisch betrachtet nicht leisten können, weil wir dem nicht gewachsen sind.
Die 4 Tugenden sind als Wegweiser zu verstehen hin zu unserem ganz persönlich bestimmten Lebensziel.
Hier stellt sich die Frage, was ein erfülltes, zufriedenes, sinnvolles Leben in der Gegenwart ausmacht.
Schon die Antike hat sich hinreichend mit dieser Thematik befasst und es formte sich dazu der Begriff Eudaimonie, für die es keine genaue Übersetzung gibt.
Eudaimonie, Eudämonie oder Eudaimonia ist ein in der praktischen Philosophie häufig gebrauchter Begriff. Eine Betrachtung, die ursprünglich in philosophischen Texten eine gelungene Lebensführung bezeichnet und zwar nach den Anforderungen und Grundsätzen einer philosophischen Ethik. Dies beschreibt den damit verbundenen ausgeglichenen Gemütszustand. Mittelbar wird der Begriff mit Glückseligkeit und seelischem Wohlbefinden verbunden.
Zum Beispiel war nach dem Eudaimoniekonzept des Aristoteles (Schüler Platons), dieser der Überzeugung, dass jede Aktivität ein Ziel habe, welches aus der Sicht des Handelnden etwas Gutes sein müsse.
Wägen wir ab, halten wir Maß ohne in die Mittelmäßigkeit zu rutschen. Lassen wir uns ein auf den Balanceakt zwischen den Polaritäten, halten wir durch Selbstbeherrschung, Besonnenheit und Mäßigkeit das harmonische Gleichgewicht in unserem Leben, denn das fühlt sich dann aber so was von einem erfüllten, zufriedenen, glücklichen und sicheren GUUUUT in unserem Leben an.
Lächelt und sagt
Der Egoismus ruft: Ich.
Der Egozentrismus poltert: Ich.
Die Arroganz zischt: Ich.
Die Völlerei murmelt: Ich.
Der Geiz erklärt: Ich.
Der Neid erwidert: Ich.
Der Zorn schreit: Du.
Die Faulheit gähnt: Du.
Der Vorwurf klagt: Du.
Die Verlustangst schluchzt: Du.
Die Eifersucht wispert: Du.
Nur eine lächelt und sagt: Du und ich. Wir.
Und zwar die Liebe.
© Jana Appel (*1991), Studentin und Hobby-Autorin
Ich wünsche euch,
Besonnenheit, Mäßigkeit, Belastbarkeit und Beharrlichkeit
für eure genussvolle, wahrlich gelungene, selbstbeherrschte Lebensführung.
Genießt das Leben – ihr habt nur das eine Leben im Hier und Jetzt
herzlichst eure Ute Weiss-Ding
Quelle:
http://www.schmidt-bernd.eu/index.html
Prof. Dr. Bernd Schmidt – schreibt wunderbar strukturiert, logisch, klar und alles verständlich auf den Punkt gebracht – ein Mensch der mir einen wahren, vor allem nachdenklichen Lese- und Bildungsgenuss beschert.
So langsam dämmert es mir: je mehr ich lerne – desto weniger weiß ich…
[ 2 ] Keller, Guido; Bushido. Die Seele Japans; Angkor Verlag;
https://de.wikipedia.org/wiki/Eudaimonie
Bilder: Alfons Maria Mucha 1860-1939 war ein tschechischer Plakatkünstler, Grafiker, Illustrator, Maler, Amateurfotograf und Kunstgewerbler, der als einer der herausragenden Repräsentanten des Jugendstils gilt.
Nachdenkliches zum Ende mit Muchas Plakat zur Firma Nestlé – Heinrich Nestlé der erfindungsreiche Namens- und Firmengründer erfand das „farine lactée“ – eine Säuglingsnahrung, die Frühgeborenen das Leben rettete. Dessen Nachfolger wiederum konnte rigoros Wasserrecht in Gebieten die regelmäßig unter Dürren leiden kaufen.
Was für eine Wandlung vom Paulus zum Saulus.
Den Artikel dazu könnt ihr nachlesen bei:
Bei dieser Firmen-Philosophie wird eindeutig die Tugend der Mäßigkeit verfehlt und fehlgeleitet in Richtung Gier und Profitsucht.
Ein gar teuflich Spiel – das der Polaritäten und der Balance…