Zeit-Momente mit dem Tao te King – Daodejing


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Zeit-Momente

Tao te King – Daodejing

 

Ich liebe die Spruchsammlung der Texte des Daodejing die angeblich von Laotse stammen sollen in der Übersetzung von Richard Wilhelm. Niemand kann mit absoluter Sicherheit nachweisen, dass es Laotse wirklich gab, ergo ist es fraglich von wem diese Texte ursprünglich stammten. Wer mehr darüber wissen möchte, kann gerne im Abschluss das Vorwort von Richard Wilhelm zu seinen Übersetzungen lesen.

Mir persönlich ist es völlig egal woher diese Texte stammen, denn diese Sammlung an Abfassungen von Sprüchen ist wohl schon über 100 mal aus dem chinesischem übersetzt worden und sie begleiten mich antreibend, sinnend, nachdenkend schon seit Jahrzehnten.
Es ist für mich unglaublich beeindruckend, dass diese Thematik schon vor unserer Zeitrechnung bezogen auf die Sinnfrage des Lebens gepaart mit der Moral und den Regierenden im allgemeinen, das Thema der Menschheit überhaupt war und bis heute ist.
Wer wirklich Anregungen auf seine Fragen zum Sinn des Lebens sucht, dem lege ich dieses Eintauchen ins sinnliche Nachdenken, das Auffinden und das wieder in Frage stellen von Denkanstößen – einfach so – so einfach – die lehrende, inspirierende Spruchsammlung des Daodejing – Tao Te King ans Herz.
Für die, welche die 81 „Aphorismen“ nicht auf einmal konsumieren möchten, was wohl auch ein Zuviel an fragender Sinnfindung auf einmal beinhalten würde, werde ich in der nächsten Zeit immer wieder mal einen passenden Spruch zum aktuellem Zeitgeschehen einstellen.
Da sich im Augenblick politische Veränderungsprozesse und Steuerhinterziehungsskandale mehren, habe ich mich doch glatt mal gefragt wieviel Wahrheit wohl verborgen ist in dem bildlich formulierten Spruch des Volksmundes:

„Der Fisch stinkt immer vom Kopf her“.

Was mir von unseren Leistungsträgern in unserer Gesellschaft an „Vorbildfunktion“ vorgelebt wird, präsentiert sich in Wahrheit als eine Kloake von Unrechtsbewusstsein, heuchlerischer Moral und fehlender Ethik.
Ich habe in meiner Jugend von meinen Eltern und auch Lehrern noch gelehrt bekommen, was für das menschliche  Zusammenleben benötigt wird, wie Gesetzmäßigkeiten, Normen, und auch Regeln meiner Familie und die der Gesellschaft. All dies wurde mir vermittelt, zu verinnerlichen um es dann auch anzuwenden und einzuhalten.

Meine Empfehlung wäre:
Lasst uns einfach mal unsere eigenen Einstellungen und Einsichten bezüglich unseres lebendigenden Miteinanders anschauen.

Ich glaube, wenn jeder Einzelne für sich bei sich selbst anfängt nach gesunden moralisch-ethischen Grundsätzen zu forschen und danach zu leben, dann brauchen wir nicht mehr die Schuld auf eine beklemmende Obrigkeit zu schieben, auf mit Betrug durchkommende Leistungsträger.
Statt nach fehlenden Vorbildern zu suchen, leben wir unsere gesunde Rechtschaffenheit und das meine Lieben, fühlt sich aber sowas von einem für uns alle vorbildlichen nach mehr verlangendem GUUUUT an…

Inspiration zur sinnlichen Auseinandersetzung
mit den Worten von Richard Wilhelm
des Verses 58 des Daodejing:

Wessen Regierung still und unaufdringlich ist,
dessen Volk ist aufrichtig und ehrlich.
Wessen Regierung scharfsinnig und stramm ist,
dessen Volk ist hinterlistig und unzuverlässig.
Das Unglück ist’s, worauf das Glück beruht;
das Glück ist es, worauf das Unglück lauert.
Wer erkennt aber, dass es das Höchste ist,
wenn nicht geordnet wird?
Denn sonst verkehrt die Ordnung sich in Wunderlichkeiten,
und das Gute verkehrt sich in Aberglaube.
Und die Tage der Verblendung des Volkes
dauern wahrlich lange.

Also auch der Berufene:

Er ist Vorbild, ohne zu beschneiden,
er ist gewissenhaft, ohne zu verletzen,
er ist echt, ohne Willkürlichkeiten,
er ist licht, ohne zu blenden.

 Ich wünsche Euch viele erleuchtende Zeit-Momente für diese Woche
um Eure neuen Einsichten genussvoll in Eurem Leben umsetzen zu können
herzlichst Eure Ute Weiss-Ding

Tao Te King (Das Daodejing) übersetzt von Richard Wilhelm
Vorwort

Was wir von dem Verfasser der vorliegenden Aphorismensammlung historisch Beglaubigtes wissen, geht sehr eng zusammen. Es ist so wenig, dass die Kritik vielfach gar nichts mehr davon bemerkte und ihm samt seinem Werk im Gebiet der Mythenbildung den Platz anwies. Der Name Laotse, unter dem er in Europa bekannt ist, ist gar kein Eigenname, sondern ein Appellativum und wird am besten übersetzt mit „der Alte“.

Laotse stammt wohl aus der heutigen Provinz Honan, der südlichsten der sogenannten Nordprovinzen, und mag wohl ein halbes Jahrhundert älter gewesen sein als Kung (Konfuzius), so dass seine Geburt auf das Ende des 7. vorchristlichen Jahrhunderts fällt. Im Lauf der Zeit hatte er am kaiserlichen Hof, der damals in Loyang (in der heutigen Provinz Honan) war, ein Amt als Archivar bekleidet. Als die öffentlichen Zustände sich so verschlimmerten, dass keine Aussicht auf die Herstellung der Ordnung mehr vorhanden war, soll Laotse sich zurückgezogen haben. Als er an den Grenzpass Han Gu gekommen sei, nach späterer Tradition auf einem schwarzen Ochsen reitend, habe ihn der Grenzbeamte Yin Hi gebeten, ihm etwas Schriftliches zu hinterlassen. Darauf habe er den Tao te king, bestehend aus mehr als 5000 chinesischen Zeichen, niedergeschrieben und ihm übergeben. Dann sei er nach Westen gegangen, kein Mensch weiß wohin.
Dass auch an diese Erzählung sich die Sage geknüpft hat, die Laotse nach Indien führte und dort mit dem Buddha in Berührung kommen ließ, ist verständlich. Irgendeine persönliche Berührung zwischen Laotse und Buddha ist jedoch vollkommen ausgeschlossen. Man hat da spätere Umstände in das historische Bild zurückgetragen.In der Han-Dynastie wenden sich mehrere Kaiser dem Studium des Tao te king zu, so besonders Han Wen Di (197-157 v. Chr.), dessen friedliche und einfache Regierungsart als direkte Frucht der Lehren des alten Weisen bezeichnet wird.
Sein Sohn Han Ging Di (156-140 v. Chr.) legt endlich dem Buch die Bezeichnung „Tao te king“ (Dau De Ging, d.h. „das klassische Buch vom Sinn und Leben“) bei, die es seither in China behalten hat. Die ganze Metaphysik des Tao te king ist aufgebaut auf einer grundlegenden Intuition, die der streng begrifflichen Fixierung unzugänglich ist und die Laotse, um einen Namen zu haben, „notdürftig“ mit dem Worte TAO (sprich: Dau) bezeich net. In Beziehung auf die richtige Übersetzung dieses Wortes herrschte von Anfang an viel Meinungsverschiedenheit.
„Gott“, „Weg“, „Vernunft“, „Wort“ sind nur ein paar der vorgeschlagenen Übersetzungen, während ein Teil der Übersetzer einfach das „Tao“ unübertragen in die europäischen Sprachen herübernimmt. Im Grunde genommen kommt auf den Ausdruck  wenig an, da er ja auch für Laotse selbst nur sozusagen ein algebraisches Zeichen für etwas Unaussprechliches ist.
Es sind im Wesentlichen ästhetische Gründe, die es wünschenswert erscheinen lassen, in einer deutschen Übersetzung ein deutsches Wort zu haben. Es wurde von uns durchgängig das Wort Sinn gewählt.

Um hier gleich die Übersetzung des immer wiederkehrenden Wortes TE (sprich: De) zu rechtfertigen, so sei bemerkt, dass die chinesische Definition desselben lautet: „Was die Wesen erhalten, um zu entstehen, heißt De.“  Wir haben das Wort daher mit Leben übersetzt.
Kein einziger historischer Name ist in Laotses ganzem Büchlein genannt.

Er will gar nicht in der Zeitlichkeit wirken. Darum verschwimmt er für das historisch gerichtete China in nebelhafte Fernen, da ihm niemand zu folgen vermag. Und eben das ist der Grund, warum er in Europa so große Wirkungen ausübt trotz des räumlichen und zeitlichen Abstands, der ihn von uns trennt. Er hat für sich einen Blick getan in die großen Weltzusammenhänge und hat, was er geschaut, mühsam in Worte gebracht, es gleichgesinnten Geistern der späteren Zeit überlassend, selbständig seinen Andeutungen nachzugehen und im Weltzusammenhang selbst die Wahrheiten zu schauen, die er entdeckt.
Es hat zu allen Zeiten einzelne Denker gegeben, die unter den ergänglichen Erscheinungen des menschlichen Lebens den Blick erhoben zu dem ewigen Sinn des Weltgeschehens, dessen Größe alles Denken übersteigt, und die darin Ruhe gefunden haben und Leichtigkeit, die es ihnen ermöglichte, den sogenannten Ernst des Lebens nicht mehr so gar ernst zu nehmen, weil ihm kein wesentlicher Wert an und für sich innewohnt. Es ist ein Zeichen für die Höhe des Standpunkts von Laotse, dass er sich auf Andeutungen des Unaussprechlichen beschränkt, deren Verfolg jedem einzelnen überlassen bleiben mag.
Richard Wilhelm