Wertigkeit


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Das Wochentipp – Thema:
vergleichen, urteilen, werten

Wir können über niemanden urteilen.
Nichts ist gut oder schlecht.
Es ist nur das Denken und Werten, was es dazu macht.
Es sind nur wir selbst, die schuldig sind, wenn wir Schuld an anderen finden.

© Kirpal Singh (1894 – 1974), indischer Meditationslehrer 

Dieses Thema beschäftigt mich schon eine sehr lange, lange Zeit. Als mir vor besagter Ewigkeit auffiel, dass ich kräftig vergleiche und danach beurteile, urteile, bemesse, bewerte, sowohl Dinge als auch meine Mitmenschen und naturellement – auch mich selbst.

Es gibt sehr wohl Unterschiede in der Wortbedeutung von vergleichen, urteilen, werten. Denn ob ich Dinge oder Menschen vergleiche ist für mich, wie wenn ich Äpfel und Raupen vergleichen würde.

Ich habe mir gerade ein neues schwarzes Kleid zugelegt und da passt ja dieser Vergleich ganz gut…

Denn bevor ich das besagte Kleid kaufte, habe ich die Qualität der Stoffe von mehreren Kleidern, die mir gefielen – verglichen. Nach meinem Verständnis – heißt dies, ich vergleiche und ich fälle ein Urteil – nach dem Beurteilen und dem Bewerten der Wertigkeit des Stoffes. Ok, ich gebe zu, ich besitze die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen, um hier in dieser Sache „Kompetenz“ zu besitzen und kann daher sehr wohl die „Wertigkeit des Stoffes“ wertend beurteilen… In diesem Falle sind bei mir die Worte urteilen und werten – positiv besetzt. 

Wie ist das nun, wenn ich Menschen miteinander vergleiche?

Susi z. B. benimmt sich so ganz nach meinem Geschmack und Susi II führt sich lauter und aufdringlicher auf.
Von den Äußerlichkeiten – und den 3 Sekunden, der aus dem Unterbewusstsein hochsteigenden Sympathieentscheidung mal ganz abgesehen – ist hier ein Vergleichen angebracht?
Bin ich meiner Ansicht, meiner Denkweise, meinem Gutdünken
oder meinem, mich über einen anderen Meschen zu erheben – aufgesessen?
Ich kenne den Lebensweg von Susi II nicht, bin ihn nie gegangen und wie kann ich mir daher ein Urteil über Susi II erlauben?
Wenn ich hier anfange zu vergleichen, zu urteilen und zu bewerten, bleibt es doch alles hohle Theorie und für mich – negativ besetzt.
 

Vieles steigt in wenigen Sekunden in unser Ichbewusstsein hoch und alles ist gut – solange wir dieses wertfrei zur Kenntnis nehmen, um uns selbst vor vorschnellen Urteilen zu schützen. Dieses sich selbst Schützen, hat nichts, aber auch rein Garnichts mit vergleichen, urteilen und werten, um etwas oder jemanden auf- oder abzuwerten, zu tun. 

Meine Lieben, achtet auf Euer Denken und überlegt Euch gut, was ihr sagt. Ich achte immer auf den Tonfall, denn so manche unterschwellig wertende Kritik war wohlig verpackt in „liebenswürdiges Geschwafel“. Der Unterton macht die Musik und enttarnt recht zuverlässig die versteckte, manchmal unbewusste Wertung.

Passt einfach auf Euch auf und lasst Euch nicht den Tag vermiesen mit belastenden und eingrenzenden Urteilen über Euer kreatives Schaffen, Eure Arbeit, Euer Machen und Eure Gespräche.
Niemand aber auch niemand kann einen Einzelnen in welcher Form auch immer, wirklich kennen.

Fangen wir bei uns selbst an, uns wertzuschätzen, uns zu lieben, wie wir sind. Achten wir besser auf uns, indem jeder Einzelne wahrnimmt, was ihn persönlich stört und schauen wir, was uns unangenehm berührt.
Es ist eh nur die eigene, meist verleugnete Schattenseite unseres Selbst.

Dieses erspürende, nachdenkende Denken – sich fragen, stärkt oder schwächt es mich, was ich da denke – das ist es, was ich „gut für mich selbst sorgen“ nenne und das fühlt sich aber so was von einem nach meinen Bedürfnissen lebenden energiereichen GUUUUT – zu leben an… Hiermit kann wertendes Denken durchschaut werden und sich jeder selbst fragen, ob es ihn erfrischt oder erschöpft – dieses vergleichen, urteilen und werten

Wie wahr, wie wahr 

Unwissenheit erleichtert das Urteilen.
August Pauly (1850 – 1914) 

Man muss erst Kenntnisse sammeln, um urteilen zu können.
Friedrich II., der Große (1712 – 1786), preußischer König 

Das be – wertende „Lob“

Jedermann legt dem Lob, das er empfängt, gerne Wert bei,
und betrachtet das zu seinen Gunsten ausgesprochene Urteil
als das Urteil des Verständnisses.
Samuel Johnson (1709 – 1784), englischer Sprachforscher 

Wahrhaftig…

Du musst, um eines Menschen Wert zu erfassen,
ihn erst über andere urteilen lassen.
Heinrich Leuthold (1827 – 1879), Schweizer Dichter

Was wollen die, die über mich urteilen?
Wer mich kennt, wer mich fühlt, will nicht urteilen!
Bettina von Arnim (1785 – 1859), deutsche Schriftstellerin

Auf den Punkt

Der Gedanke, es durch Demut zu irgendeiner abstrakten Vollkommenheit
zu bringen, sich über alle andern zu erheben,
kann die Frucht entweder des Dünkels oder des Schwachsinns sein
und führt in beiden Fällen unvermeidlich zur Heuchelei.
Wissarion Grigorjewitsch Belinskij (1811 – 1848), russischer Philosoph, 

 Ich wünsche Euch eine fast wertfreie Woche
um Eure Urteilskraft genussvoll in Eurem Leben wahrzunehmen
herzlichst Eure Ute Weiss-Ding