Treue versus Seitensprünge


36. Wochentipp – Thema
Einfach so – (zeitlos) so einfach
Die vielen Gesichter der Treue
mit einem Verlangen nach Beziehung

36 wochentipp_Treue Titelbild

Das Geld hat seinen Glanz,
größer aber ist der Glanz der Treue.

Augustinus Aurelius (354 – 430), Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und Heiliger

Treue für ‘unverändert feste Verbundenheit, beständige Anhänglichkeit, Zuverlässigkeit’,
Althochdeutsch: triuwa = ‘Treue, Zuverlässigkeit, Vertrag, Bündnis’ (8. Jh.)
Mittelhochdeutsch: triuwe, triwe, triu = ‘Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Treue, Versprechen, Gelübde’, (Hochmittelalter 1050 – 1350)
Altsächsisch:  treuwa = ‘Treue, Frieden, Bund’,
Mittelniederdeutsch: trūwe, trouwe = ‘Treue,

Des kleinen Wörtchens Treue Arten-Vielfalt:

Berufstreue, Bundestreue, Freundestreue, Gattentreue, Gefolgschaftstreue, Gesinnungstreue, Heimattreue, Naturtreue, Nibelungentreue, Pflichttreue, Prinzipientreue, Staatstreue, Termintreue, Texttreue, Verfassungstreue, Vertragstreue, Wahrheitstreue, Worttreue, Überlieferungstreue, Übersetzungstreue, Treuebekenntnis, Treueerklärung, Treuegelöbnis, Treueeid, Treuepflicht, Treueprämie, Treueschwur, Treueurlaub, Treueverpflichtung, Treueversprechen, Treuherzigkeit;
aber auch: Untreue, Treubruch, Treulosigkeit.

Oberbegriffe von Treue = Psychologische Eigenschaft auch:
Charaktereigenschaft,  Charakteristik,  Charaktermerkmal,  Charakterzug,  Eigenschaft,  Einstellung,  Haltung,  Merkmal,  Zug.
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Beginn:
Als erstes, ich liebe Farben und als zweites hatte ich mich im Zuge meiner weiteren Tarotkarten-Gestaltung wieder einmal mit der Farben-Symbolik beschäftigt.
Die Farbe Blau stand im Mittelpunkt. Sie ist die Farbe der Sehnsucht und Treue.

Interessant ist , dass hier Sehnsucht und Treue die gleiche symbolische und psychologische Atmosphäre vertreten.
Denn nichts wird in einer Partnerschaft so sehr herbei gesehnt wie Treue.
Aber welche Treue ist hier gemeint?

Himmel noch einmal, eigentlich wollte ich doch nur kurz sinnend den psychologischen Eigenschaften der Treue nachgehen.
Aber dann wurde es spannend und ich stellte bei meinen Recherchen fest, dass sich die ursprüngliche Bedeutung der „gegenseitigen festen Abmachung, dem Bündnis“ fortentwickelte hin zum „Einhalten eines Vertrages“.

Erst in der mittelhochdeutschen Zeit, etwa zwischen 1050 und 1350, wird Treue zu einem Tugendbegriff der ritterlich-höfischen Ethik.
Das geht noch weiter und wer Lust dazu hat, darf dies gerne weiterführend ergründen und nachlesen in den unteren Links.

Im Übrigen steht die Farbe Blau auch für Himmel, Meer, Unendlichkeit, Weite, Harmonie, Intuition, Ausgeglichenheit, Glaubwürdigkeit, Kühle, Passivität, Bewegungsarmut.
Upps, gestolpert bin ich über Passivität = wohlig auch aus  Hemmungen entsprungen und Bewegungsarmut = gemütlich  entflohen aus dem Hang zur Bequemlichkeit.

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Sollte Treue in der Partnerschaft vielleicht so etwas wie „ich richte es mir behaglich bequem zu zweit ein“ beinhalten?
Ich habe vor kurzem in einem Zeitungsartikel gelesen, dass  jede zweite Frau und jeder zweite Mann in Deutschland treu sein soll.
Woher sie diese Zahlenwerte entnommen haben, weiß der Kuckuck…

Andererseits bekomme ich mit, dass kräftig ungehemmt erotisch fremdgegangen wird, trotz bestehender Partnerschaften und egal welche Altersklasse es betrifft.
Hier wird der menschelnde Mensch aktiv mit seiner „Flucht“ aus der eintönigen Monogamie.
Den Gründen „wieso untreu“ gehe ich weiter unten nach.

Treue ist eine Tugend, welche sich auf Vertrauen, Hingabe, Liebe, Demut und vielleicht auch auf Idealismus stützt.
Treue = Verlässlichkeit, dies vermittelt mir persönlich Sicherheit und das ist für eine Partnerschaft, egal ob privat oder beruflich, für mich lebenswichtig.
In der Treue ist die Loyalität (franz.: legal „dem Gesetz entsprechend“) verwurzelt und dieses beruht,  meines Befindens nach, auf Achtung, Zutrauen und Vertrauen zu meinem Gegenpart, welches ein Partner, ein Freund, die Familie, ein Unternehmen, Kollegen oder ein Vorgesetzter etc. sein kann.
Ich bin sogar einer Marke treu, weil ich diese seit Jahrzehnten für gut und sicher für mich eingestuft habe.

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Trau-Frage: „Wollt ihr nach Gottes Geboten leben und Euch lieben und ehren? Wollt Ihr im Vertrauen auf Jesus Christus einander in Freud und Leid die Treue halten solange Ihr lebt, so antwortet: Ja.“
Da haben wir ihn, den Ehering, das materialisierte Symbol im Außen, welcher durch das Ehegelöbnis die Ehe als „Vertrag“ die Treue besiegelt.

Wieso werden oder sind dann doch so viele Menschen „der Treue“ untreu?

  • In der heutigen Zeit in der wir Menschen immer mehr nach Aufmerksamkeit hin streben und Beachtung finden wollen, ist die die narzisstische Untreue, die dazu dient, das eigene Selbstwertgefühl zu heben, nicht fern.
  • Nichts wird sehnlichster gewünscht als eine zusagende, passende und vertrauensvolle Partnerschaft. Dumm nur, wenn der bzw. die uns behaglich Behagende da ist und eine Beziehung sich einstellt, die immer enger wird.
    Ach herrje, da macht sich plötzlich die Angst vor Nähe breit.
    Schnell kann man sich da vom anderen abhängig oder beengt fühlen. Auch die tiefe Angst des Verlassen-Werdens schlummert hier im Untergrund. Also geht man emotional sich schützend mit Fremdgehen auf Abstand, um sich dann angeblich wieder besser auf die bestehende „Beziehung“ einlassen zu können.
    Fatal – fatal, ich bin der Meinung, hier kann nur ein Therapeut Hilfestellung leisten.
  • Das gleiche Spiel gibt es auch bei einer „unglücklichen Ehe“, denn hier treiben Enttäuschungen und Verletzt-Sein ihre munteren Spielchen, indem sich jeder unverstanden in sich zurückzieht.
    Sich gemeinsam in Gesprächen auszutauschen – Nada.
    Erotik – nicht vorhanden.
    Einen Eheberater aufsuchen – freibleibend.
    Dann trifft man auf einen anderen Menschen, dieser versteht einen und man fühlt, er meint mich und schon haben wir das Desaster – es wird fremdgegangen.

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Meine Lieben, Treue verlangt Mut sich und dem anderen zu vertrauen und somit die Kraft zur Treue aufzubringen. Vor allem sich selbst treu zu bleiben, was sicherlich manch anderem nicht schmecken mag. Sich hier mitzuteilen hilft!
Der chinesische Philosoph Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) meinte:

„Erst in einer Zeit der Unruhe kann man Treue erkennen“.

Da ist viel Wahres dran, denn erst wenn uns Lebens-Turbulenzen in welcher Form  von Krise auch immer erhaschen, werden wir mitbekommen, wer uns wirklich treu „ergeben“ und loyal zur Seite steht. Wohl dem, der solch einen Partner, Familie oder Freunde hat.
Ich glaube nicht, dass es die sexuellen Abenteuer sind, die wir wahrhaftig aus unserem Herzen heraus anstreben. Nein, es ist dieses Begehren nach Beziehung und manchmal eben auch ein unstillbarer Hunger, weil Beziehungsängste im Wege sind.
Ist Untreue ein psychologisches Phänomen? Ich glaube schon, aber Treue lässt sich „erfassen“, wenn man bereit ist sich bewusst mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich selbst treu bleibend die Chance gibt sich und den anderen kennenzulernen.
Denn diese praktizierte Tugend, die Treue, dieses wahrhaftige treu zu sein und bleiben zu können, das fühlt sich dann einfach so – so einfach Sicherheit verbreitend, befreiend, vertrauensvoll und  in der Tat so was von einem lebendigen, erotischen und wohltuenden GUUUUT in unserem Leben an.

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Was ist Treue?

 Treue ist tätiges Vertrauen.
© Hans-Jürgen Sträter (*1953), christlicher Poet

 

und

 

 Treue ist ein Dauerversuch,
wie eine Dauerversuchung.
© Erhard Blanck (*1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler

darüber hinaus

 

Treue läßt sich nicht gewinnen,
Treue kann man nicht erstreben,
Treue wohnt im Herzen drinnen,
Treue ist der Liebe Leben.
© Dr. Carl Peter Fröhling (*1933), deutscher Germanist, Philosoph und Aphoristiker

 

denn

 

Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916), österreichische Erzählerin, Quelle: Ebner-Eschenbach, Aphorismen, 1911. Originaltext

 

Liebe und Treue?

 

Liebe verlangt Treue
Und Treue verlangt Festigkeit.
Aus der Toscana

 

aber

Treue ohne Liebe ist schlimmer als Liebe ohne Treue.
© Manfred Hinrich (1926 – 2015), Dr. phil., deutscher Philosoph, Philologe, Lehrer, Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller

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Treue und Freunde?

 

Treue Liebe ist selten, treue Freunde noch seltener.
François VI. Duc de La Rochefoucauld (1613 – 1680), franz. Offizier, Diplomat und Schriftsteller

 

 aber

 

Treue und Glauben sind der Eckstein der menschlichen Gesellschaft.
Johann Gottfried von Herder (1744 – 1803), deutscher Kulturphilosoph, Theologe, Ästhetiker, Dichter und Übersetzer

 

 

Der Treue Schlusswort

 

Man kann Handlungen versprechen,
aber keine Empfindungen;
denn diese sind unwillkürlich.
Wer jemandem verspricht, ihn immer zu lieben
oder immer zu hassen oder ihm immer treu zu sein,
verspricht etwas, das nicht in seiner Macht steht.
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller, Quelle: Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, 1878-1880. Erster Band. Zweites Hauptstück: Zur Geschichte der moralischen Empfindungen

Ich wünsche euch, dass ihr euch selbst immer treu sein könnt
um diese eure Treue genussvoll spürend in eurem Leben genießen zu können
herzlichst eure Ute Weiss-Ding

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Bilder: William Blake 1757-1827 war ein englischer Dichter, Naturmystiker, Maler und der Erfinder der Reliefradierung.
Sowohl sein künstlerisches als auch sein literarisches Werk wurde von seinen Zeitgenossen weitgehend abgelehnt.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine sehr innovativen Arbeiten von den Präraffaeliten entdeckt, fanden allgemein Anerkennung und später auch in der Popkultur Verbreitung.

Quellen:

https://www.uni-due.de/~hg0222/images/stories/pdfs/informationsblatt_treue_nl_2.pdf