Das Wochentipp – Thema:
Maß & Zeit & Geld
Eine wertvolle
Richtigstellung:
Zeit ist nicht Geld.
Zeit ist Leben.
© Ernst Ferstl (*1955), österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker, Quelle: »Lebensspuren« erschienen im Geest-Verlag
Ich wurde diese Woche in einer netten Gesprächsrunde gefragt, was mir wichtiger wäre: Zeit oder Geld?
Einer aus der Runde hatte gerade das Buch „Glücklich ohne Geld“ von dem Berliner Raphael Fellmer gelesen.
Zwar hatte ich schon Berichte zu Herrn Fellmers Lebensphilosophie im Fernsehen gesehen, jedoch habe ich sein Buch persönlich nicht gelesen.
Bei Interesse könnt ihr es aber gerne selbst nachlesen:
Er ist überzeugt von seinen Werten und lebt sie durch Konsumverweigerung konsequent vor.
Mit diesem Lebenskonzept zeigt er damit auf, wie viele Ressourcen heute unnötig verschwendet werden.
Ein Mensch, der mit seiner kleinen Familie abweichend von der Masse der Menschen, mit seinem Lebensentwurf erfüllter, vor allem freier leben will und dies offenbar auch kann, vermittelt somit eine Botschaft, die nachdenkenswert stimmt …
Aha, was also für eine Frage, denn wenn ich in Schwarz oder Weiß denke, kommt sicherlich dabei heraus, dass mein Leben von zwei Kräften lenkend beeinflusst wird, nämlich durch Zeit und Geld.
Herr Fellmer zahlt bei seinen Exkursionen zu den Mülltonnen der von ihm aufgesuchten Bioläden, von wo aus er sich die abgelaufenen Lebensmittel besorgt mit seinem Wertträger „Zeit“.
Ich, die in den Bioladen geht, zahlt mit dem klassischen Wertträger – dem gesetzlichen, übertragbaren, einheitlichen und abzählbaren Zahlungsmittel „Geld“.
Na, wenn das mal nicht ein nachdenklich machendes Wochentipp-Thema ist …
Inspirierend fand ich diese Frage allemal, denn sie lockte mich spielerisch nachdenklich hin zu dem Thema von Zeit und Geld. Vielleicht habt ihr ja Lust – euch mit auf den Weg zu machen – zu schauen was für euch ganz individuell Zeit und Geld bedeuten…
In einer eigenen engen Sichtweise verfangen, könnte dies uns glauben machen, sich für einen der beiden Faktoren entscheiden zu müssen. Dumm nur, unser Leben beginnt schon morgens mit der Entscheidung aufzustehen oder im Bett liegenzubleiben.
Weiter geht es, denn entscheide ich mich bei meinem Lebensweg für Arbeit, vielleicht mit einer ungeliebten Beschäftigung, welche aber Geld verdienen bedeutet, oder entscheide ich mich für ein ressourcenschonendes Leben à la Herrn Fellmer, der für die Lebensmittelbeschaffung mit Zeitaufwand bezahlt.
Egal wie ich es auch drehe und wende – mit irgendetwas zahle ich also immer. Zeit oder Geld! Geld oder Zeit!
Interessant – was würde passieren, wenn die Welt auf der einen Seite nur aus nichtarbeitenden Kapitalisten mit sehr viel Geld bestünde und auf der anderen Seite Menschen, die auf soziale Hilfe angewiesen wären? Kann solch eine Gesellschaft überleben?
Wohl kaum, denn der Geldmagnat ist ja offensichtlich davon abhängig, dass die Mehrheit der Menschen arbeitet, um die Dinge herzustellen, die sie dann selbst konsumieren. Das was an Waren vorhanden ist auf dieser schönen Welt und uns zur Verfügung gestellt wird – müssen wir ja auch erst einmal erwirtschaften.
Dazu stellt sich die Frage: Was brauche ich wirklich?
Eijeijei, habe ich denn die Wahl? Muss ich arbeiten um der Arbeit willen, um existieren zu können?
Ich glaube, es ist eine wirkliche Sinnfrage in unserer westlichen kapitalistisch geprägten Welt, für was ich mich letztendlich mehr entscheide, ob ich überwiegend den materiellen oder den immateriellen Bedürfnissen nachzugehen gedenke.
Ich selbst muss wissen, was mein Maß ist zwischen dem Bedürfnis nach materiellen Gütern, wie einer schönen Wohnung und Luxus oder immateriellen Vorlieben wie Zeit für Philosophie, Kunst, Musik, Geschichte, Politik und Kultur. Zahlen tue ich immer – Zeitaufwand ist bei beiden Lebensstilen notwendig.
Ergo, wäre die richtige Fragestellung:
Was ist das Maß der Dinge in meinem Leben? Was sind meine wirklichen Bedürfnisse?
Mit was gedenke ich mir diese erlaubend zu befriedigen und wenn, was benötige ich an Finanzmitteln und Zeitreserven für die Befriedigung meiner wirklichen Bedürfnisse? Ich meine hier keine zu befriedigenden Begehrlichkeiten, die ein fehlendes Selbstbewusstsein puschen sollen.
Ein Mehreinsatz von Zeit ist nun einmal notwendig, wenn ich mich in meiner beruflichen Existenz, der Karriere verschreibe.
Es muss mir einfach bewusst sein, dass ich hier einen Preis bezahle, indem mein privates Leben zwangsläufig zu kurz kommen wird. Hier verbrauche ich zeitmäßig für meine „Karriere“ meine ganz persönlichen geistigen und körperlichen Ressourcen und bringe mich selbst damit um die Weiterentwicklung meiner eigenen Persönlichkeit. Ein Buch zu lesen, welches nichts mit dem Beruf zu tun hat oder sich mit der Freundschaftspflege außerhalb des Berufsfeldes zu beschäftigen usw., hierfür wird es dann meistens an Zeit- und Kraftreserven fehlen.
Also immer schön hinschauen für was ich mich letztendlich entscheide, was mir wirklich Befriedigung in meinem Leben verschafft mit meinen ganz persönlich ausgerichteten Zeiteinsatz, vor allem wenn mir in meinem Leben als Wert Statussymbole wichtiger sind, als meine persönlichen sinnstiftenden Bedürfnisse.
Wenn der Besitz von hochwertigen materiellen Gütern oder eines beachtlichen Bankkontos das Maß ist, welches meine Stellung in der Gesellschaft ausmacht, dann sollte ich mich fragen, ob es deren Wert ist, der mich vom Rest meiner Mitmenschen abheben lässt… Denn könnten sich alle Menschen, sagen wir mal einen Rolls-Royce leisten – dann würde sich hier wohl der Abhebungs-Wert gegenüber meinen Mitmenschen aufheben …
Fragt sich nur, über was will sich Mensch dann erheben – nun vielleicht über „hervorragende Geistesblitze, Ideen, Erfindungen“?
Erhebung über meine Mitmenschen als solches bleibt mir persönlich ein Rätsel – mir war die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins eh immer wichtiger – woraus sich bei mir sowohl mein Zeit- als auch mein Geldeinsatz sicherlich klar erkennen lässt …
Nebenbei gesagt: Persönlichkeitsentwicklung kostet auch Geld und noch mehr Zeit. Die volle Lebenszeit!
„Anerkennung aus dem Außen zu erhalten“, ist in unserer Gesellschaft sicherlich eine Sache für sich. Es ist wie es ist, wir Menschen benötigen diese Anerkennung nun einmal.
Allerdings ist es fraglich, ob dies nun über die Anhäufung von Statussymbolen in Form von dicken Bankkonten oder lustigen Dingen wie eine zur Schau gestellte Cartier-Uhr oder eine Diamond Birkin Bag von Hermès gesund ist …
Achtsamkeit sei angesagt gegenüber der inneren Haltung, die da heißt – ich leiste – also bin ich.
Meine Lieben, ich bin ja immer für ein „sowohl als auch“ zu haben. Ich habe mich in meinem Leben stets sowohl an materiellen Gütern als auch an den Immateriellen orientiert.
Mein persönliches Maß heißt auf meine Bedürfnisse zu achten, auf den Preis der Konsequenzen, die mein jeweiliges Handeln mit sich bringt. Ich kann von meiner Natur her – eh nur sinnstiftende Dinge in meinem Leben erledigen.
Ich liebe eine schöne Wohnung, gute Nahrungsmittel und schicke Kleidung, ich benötige diese für meine Existenz. Also sorge ich dafür, dass ich keine materiellen Sorgen anhäufe und ich außerdem genügend Zeit für meine Interessen und Lebensweiterentwicklung habe.
Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich ganz bewusst entschieden hatte weniger Geld zu verdienen und mehr Zeit in meine Persönlichkeitsentwicklung zu investieren.
Ich plädiere daher dafür, dass jeder Einzelne sein ganz persönliches Maß hierfür festlegt und einsetzt.
Es ist völlig egal, ob jemand viel Geld für was auch immer braucht oder mehr Zeit für seine persönliche „Ressourcenpflege“ benötigt, möge doch jeder nach seinem eigenen Gusto verfahren.
Es ist sein persönliches Maß und wenn dieses ihn und keinen anderen auf dieser Welt schädigt, dann fühlt sich das für jeden einzelnen von uns aber sowas von einem maßvollen zeitlosen freien GUUUUT an.
Das Maß zur Orientierung für den Einsatz von Geld und Zeit – liegt immer in unserer Verantwortung …
Ein Gleichnis – der Mitte Maß
Der Wein ist wie ein Lebenswasser für uns Menschen,
wenn wir ihn mit Maß trinken.
Er bringt uns Frohsinn, Wonne und Lust,
wenn wir ihn mit Maß zur rechten Zeit genießen.
Bibel griechisch tà biblia »die Bücher«, Buch der Bücher, Heilige Schrift, das Wort Gottes, durch Kirchenvater Chrysostomus im 4. Jh. eingeführter Name des Religionsbuches der Christenheit Quelle: Jesus Sirach 31.26-28Zeit – Geld – Macht – Maßbeschäftigung
Zeit ist Geld und Geld ist Macht.
Doch keiner auf der Welt,
das sei stets bedacht,
hat’s mit Geld und Macht
jemals zu mehr Zeit gebracht.
© Josef Bordat (*1972), Dipl.-Ing. Dr.phil., Publizist und Autor, Quelle: Bordat »Aphorismen, Gedanken, Kurzgedichte (1990-2007)«
Die Masse der Menschen ist damit beschäftigt,
Geld von unten nach oben zu scheffeln.
© Helmut Glaßl (*1950), Thüringer AphoristikerDie Einheit im Maß
Nicht das Maß der Zeit entscheidet, wohl aber das Maß des Glücks.
Deutsches Sprichwort
Sowohl
Es ist Maß und Zeit in den Dingen,
es gibt schließlich bestimmte Grenzen.
Horaz (65 – 8 v.Chr.), römischer Satiriker und DichterLernprozess
Lernen Sie Zeit in Geld und Geld in Freude zu verwandeln –
und Sie führen ein glückliches Leben.
© Martin Geiger (*1968), dt. Produktivitätsexperte, Autor und Redner
Ich wünsche euch in dieser Woche
euren Bedürfnissen nach erkennend
Maß & Zeit & Geld bewusst zu genießen
herzlichst eure Ute Weiss-Ding