Gemächlichkeit


 

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Was Berliner Kiez und Ostseestrand
gemeinsam haben?
Eine Einladung zur Gemächlichkeit.

Der ist kein freier Mensch,
der sich nicht auch einmal dem Nichtstun hingeben kann.
Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.)

Sowohl als auch

Die Wirklichkeit ist mit Notwendigkeit nur eine Möglichkeit.
Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Gestern und heute hatten wir in Berlin ein herrliches frühlingshaftes fast sommerliches, sonniges Wetter, welches uns mit köstlichen Düften draußen an der Luft verwöhnte. Auf dem Markt an der Trinitatis-Kirche (eine evangelische Kirche auf dem Karl-August-Platz im Berliner Ortsteil Charlottenburg) mit seinen gaumenkitzelnden Leckerbissen und bunten Blumeninseln herrschte ein gelassenes und gleichzeitig farbenreiches Treiben, eingehüllt in weiches Stimmengewirr und delikaten Duftatacken.
Die Menschen bewegten sich irgendwie leichtfüßiger und guter Dinge.
Etwas später in den Cafés saßen Ältere, Jüngere und Kinder bunt gemischt beisammen; kinderleichtes Lachen erfüllte die Luft und spielerisch haschend liefen die Kleinen durch die Gegend.
Vielleicht lag es auch an den von uns aufgesuchten Örtlichkeiten: Die Crellestraße ist ein lustvoller, wirklich sehr schöner Kiez in Schöneberg; Die Bergmannstrasse in Kreuzberg mit ihrer Vielfalt, dieser lebhaften Mischung an Gastronomie, alternativen Geschäften und der multikulturellen Markthalle; Das „The Kitchen Café“ in der beschaulichen Choriner Straße in Mitte mit ihren hübschen Häusern nicht weit ab von der legendären Zionskirche.

Aufflackernde Erinnerungen an Strandspaziergänge an der Ostsee.  Wer weiß das schon…
Was wir gemeinsam gemacht haben an diesen zwei wunderschönen Tagen: Menschen getroffen und uns einfach haben treiben lassen, ohne groß nachzudenken, ob noch dieses oder jenes erledigt werden müsste, sondern einfach achtsam anwesend mit sich und den anderen sein.

Meine Lieben, bevor ihr euch wieder in den Sog eurer persönlichen Zeitmaschine  begebt – erlaubt Euch ab und an eine Auszeit aus dem beschleunigten Alltagsdasein und gestattet euch ein mußevolles gegenwärtiges Sein – ein „Jetzt“ in eurem Leben – ohne das Gefühl permanent unter dem Druck von fordernder Leistung auch im Wohlfühlbereich zu stehen.

Ein Buch lesen, mit der Katze spielen, auf dem Balkon stehen und einfach den Wolken hinterher schauen, mit dem Feudel den Boden wischen, Hemden bügeln hat für mich persönlich etwas meditatives, einfach nur sitzen und träumen… Es gibt so vieles, was uns in dieser hektischen Zeit einen persönlichen Muße-Aufenthaltsraum innerhalb von An- und Überforderung verschaffen kann ohne dieses „Kräfte schaffen“ für das „weiter Funktionieren“ im Alltag zu beinhalten.
Es bedeutet für mich – mir selbst genug zu sein…   Ich habe nie und werde dies auch nie bestreiten:
Um neue Ideen, Perspektiven und auch neue Ziele im Leben zu entwickeln, benötige ich Zeit und Muße, genau diesen bewussten erlaubten Müßiggang um mich neu zu orientieren oder einfach nur treiben zu lassen – ohne gleich alles verarbeitend benutzen zu wollen… Kommt Zeit – kommt die Idee – dann kommt Zeit für die Umsetzung oder auch nicht…

Kurze Info:
Die Begrifflichkeit Arbeit – ist bei mir positiv besetzt – ich putze auch mein Bad oder die Küche lustvoll „müßig“… Alles im Leben ist eben eine Frage der Sichtweise…
Sich Zeit zum Denken und Reflektieren zu erlauben, für sich selbst genug zu sein, diese Zeit sich in seiner persönlichen Situation zu nehmen, das meine Lieben fühlt sich aber so was von einem inspirierenden, ausgeglichenen, zufriedenstellenden GUUUUT an…denn schöpferische Eingebungen folgen immer dem Loslassenden…

Schaut euch an, was euch denkend und fühlend folgt, wenn ihr diese Worte lest:
Mal faul sein, Faulenzen, Nichtstun, Nichts zu tun, untätig sein, Freizeit, Lustlosigkeit, Langeweile, sich treiben lassen, ich weiß nicht, was ich will, Schwere, muss machen, arbeiten, Arbeit, fleißig sein, Fleiß, beschäftigende Beschäftigung, Leere. – Das Leben ist zu kurz, als dass man Notwendigkeiten, die einen im Leben sehr wohl auch nützlich begleiten, verteufeln sollte – eine gewisse Nüchternheit der Betrachtungsweise habe ich für mich persönlich immer als wohltuend empfunden.

Wohl war

Um mit Behagen müßig zu gehen, muss man zu zweien sein, und womöglich einander lieben.
Für einen allein, auch wenn man viel zu denken und Geist genug hat,
ist der Müßiggang ein ermüdendes Stück Arbeit.
Fanny Lewald (1811 – 1889), deutsche Schriftstellerin

Das brauchst dazu…

 Müßiggehen verlangt ein starkes Selbstbewußtsein.
Robert Louis Balfour Stevenson (1850 – 1894) 

Denn das Denken steht im Wege…

 Der Müßiggang bringt Schand‘ und Not,
der Fleiß hingegen Ehr‘ und Brot.
Deutsches Sprichwort  

Kluge Frage – weise Antwort

Ich habe mich oft gefragt,
ob nicht gerade die Tage,
die wir gezwungen sind,
müßig zu sein,
diejenigen sind,
die wir in tiefster Tätigkeit verbringen?
Ob nicht unser Handeln
selbst, wenn es später kommt,
nur der letzte Nachklang einer großen Bewegung ist,
die in untätigen Tagen in uns geschieht?
Jedenfalls ist es sehr wichtig,
mit Vertrauen müßig zu sein,
mit Hingabe,
womöglich mit Freude.
Die Tage, da auch unsere Hände sich nicht rühren,
sind so ungewöhnlich still, dass es kaum möglich ist,
sie zu erleben, ohne vieles zu hören.
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)

Ich wünsche Euch Muße als Voraussetzung für diese Woche
um Eure Kreativität und das Denken

genussvoll in Eurem Leben spüren zu können
herzlichst Eure Ute Weiss-Ding