Erwartungsfrei – Entgegen aller Erwartung


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Das Wochentipp – Thema:
Erwartungsfrei
Entgegen – aller Erwartung

Schon jede Erwartung verändert Realitäten.
© Karl Feldkamp (*1943), Kommunikationstrainer sowie freier Autor

Ein „erwartungsfreier“ Freitag und ein „erwartungsvoller“ Samstag waren wundervolle Tage gespickt mit „erkenntnisreichen“ Überraschungen.
Am Freitag kam ein kurzfristiger Anruf von Matthias Maus von http://mbrilliant.com
und schon hatten wir eine gemeinsame Verabredung im Zirkus Krone für den Abend. Gesagt getan und auf ging es voller Vorfreude Richtung Hauptbahnhof zur Menagerie der Vielfalt. Ob ihr es glaubt oder nicht, ich war seit 30 Jahren oder mehr nicht mehr in einem Zirkuszelt.
Ergo, ich wusste nicht was mich dort erwarten würde. Es wurde ein traumhafter Abend dank phantastischer Kostüme, auserlesener Revueeinlagen, ausgefeilter Licht- und Musiktechnik dazu Akrobatik vom Feinsten. Die wirklich streckenweise atemberaubenden Tier-Darbietungen vor allem die Löwennummer, die Elefantenvorführung und die Pferdedressur ließen mich staunen. Ich weiß, dass Tierschützer recht rabiat gegen Tierhaltung im Zirkus Stimmung machen, aber ich kann mich hierzu nicht wirklich äußern, da ich definitiv nicht genau weiß, wie dort die Tiere gehalten werden, ich kann aber davon ausgehen, dass gerade der Zirkus Krone viel zu sehr im Rampenlicht steht um sich dort Nachlässigkeiten zu erlauben. Wenn ich eine Zirkusvorstellung besuche, weiß ich im Vorfeld dass dort Tiernummern aufgeführt werden, denn dies unterscheidet einen Zirkus eben vom reinen Varieté.

Danke lieber Matthias, dies war ein toller Abend – „völlig erwartungsfrei“.
Jetzt kommen wir zum glorreichen Samstag, voll mit einer herrlichen Selbst – Erkenntnis eigener Unzulänglichkeit. Dazu wünsche ich euch ein fröhliches Teilhaben und schon dürft ihr (vielleicht und wenn erwünscht) eure persönlichen Spielarten dazu in eurem Leben auf die Schliche kommen.
An diesem Samstag waren wir mit lieben Freunden zum Frühstücken in Köpenick im http://www.mauna-kea.de in der Bölschestraße verabredet.

Den Link für das Mauna Kea habe ich mit eingefügt, weil mir die bis dato unbekannten Räumlichkeiten, das Essen und das außergewöhnlich freundliche Personal gefallen haben. Die Bölschestraße führt direktemang Richtung Müggelsee, also bei einem Ausflug kann ich dort eine Einkehr bei selbst gebackenen Bio-Kuchen nur empfehlen.
Dumm nur, dass ich als Charlottenburgerin so selten an den Müggelsee fahre und ich mich betreffend der Autofahrt voll auf mein Herzblatt und unser Navi verlassen habe. So ist das mit Erwartungen wenn, in diesem Falle meine Wenigkeit dieses – „Wie komme ich von A nach B“ – einfach dem anderen überlässt, ohne selbst für Wissen zu sorgen. Denn es kam wie es kommen musste unser Navi war äußerst unwillig auch nur einen korrekten Fahrweg anzugeben, außerdem befanden wir uns laut Navi mittlerweile in Kladow…
Ok, bis zur Autobahn-Ausfahrt (5) Adlershof ging auch ohne Navi.

Was dann kam war mehr als erkenntnisreich für mich und für meinen Göttergatten ein Reichtum an alter Erfahrung, immerhin ist er ja schon einige Jährchen mit mir verheiratet und kennt mich, wenn ich leicht säuerlich werde. Gott sei es gedankt, mein kluger Mann hat für alle Fälle immer noch einen Stadtplan im Auto. Jawohl so einen aus Papier und in Straßenkarten, Pläne, Sektoren aufgeteilt, gibt es tatsächlich noch.
Frauen und Kartenlesen, aber hallo, geht bei mir – aber nur wenn Auto rechts ran fährt und ich in Ruhe schauen kann. Nur von Ruhe kann hier nicht die Rede sein, denn ich war so was von ungehalten (niemals bin ich wütend…), denn wir waren mehr als spät dran. So machte ich meinem sonst ach so lieben Schatzi einen Vorwurf nach dem anderen. Jeder zweite Satz fing mit „Du“ an und endete mit dem Vorwurf – er hätte sich doch wohl besser vorbereiten können und hätte doch damit rechnen können, dass ein Navi eben auch mal einen schlechten Tag hat und sich verweigert.
Mit dem Konjunktiv „hätte“ und fein gewürzt mit meiner Laune sind wir rechts rangefahren  wohl so an die viermal und bis Köpenick Altstadt ging es dann recht gut. Nur dann finde mal, die zwar recht bekannte Bölschestraße in dieser weiträumig angelegten entzückenden Langläufigkeit des Bezirkes Köpenick, welcher voll im Grünen liegt und überall von Wasser durchzogen ist.
Er behielt die Ruhe und ich meinen Kopf, denn nach der gefühlten 20. Attacke meinerseits habe ich bemerkt – ich greife ihn an und meine aber mich.

Oh nein, ich war nicht auf ihn sauer, sondern ich machte mir Vorwürfe und war „wütend“ auf mich, weil ich nicht für mich gesorgt hatte.
Ich machte mir nämlich den Vorwurf, nicht vorher auf die Karte geschaut zu haben und dass ich mich nicht bei ihm rückversichert hatte, eine Karte des Fahrweges auszudrucken.
Bei uns fremden Gegenden mache ich das sonst immer, nur diesmal nicht…
Oh je, jetzt durfte ich mich auch noch entschuldigen, dass ich mich so daneben benommen hatte und ihm alles übergestülpt hatte, was doch mich und meine persönliche Verantwortungslosigkeit betraf.

Nachdenkliches:
Wie haben wir das bloß früher vor noch nicht mal 20 Jahren gemacht?
Diese sonst so hilfreichen Navis machen irgendwie dumm und dement, also um das Hirn am Leben zu erhalten empfehle ich zumindest gelegentlich zu versuchen ohne Navi auszukommen. Puh, heutzutage ist es offensichtlich nicht mehr vorstellbar ohne Navi, Handy und Internet auszukommen …

Meine Lieben, ja, ich habe mich entschuldigt und ich werde ab sofort besser aufpassen und allen unausgesprochenen Erwartungshaltungen meinerseit gegenüber anderen in meinem sozialen Umfeld Einhalt gebieten.
Wir sind in Ruhe in der Bölschestraße angekommen, haben einen Parkplatz vor der Tür gefunden, konnten wieder lachen und hatten ein köstliches, fröhliches und vor allem inspirierendes Freundesstreffen.
Lasst uns einfach besonnen bleiben und passen wir auf, achten wir darauf, wann wir anfangen unsere persönlichen Erwartungen unausgesprochen auf unsere Mitmenschen zu projizieren.
Denn wenn wir selbstverantwortlich für uns Sorge tragen, dann kommt es erst gar nicht zu irgendwelchen Schuldzuweisungen und das fühlt sich aber so was von einem leichten, freien und vor allem verantwortungsbewussten GUUUUT an.
Denn wie bemerkte Elmar Kupke, ein deutscher Aphoristiker schon: Wir leben nie im Augenblick, sondern immer nur in der Erwartung… 

Erwartungsvoll „Was hast Du?“ 

„Was hast Du?“ fragst Du mich.
„Ich habe nichts“ ist meine Antwort.
„Aber ich sehe doch, dass Du was hast“, entgegnest Du.
„Ja, mir fehlt was“, kontere ich.
„Und was?“ fragst Du erwartungsvoll.
„Das, was ich nicht habe“, sage ich.
© Andrea Koßmann (*1969)

Erwartungsfrei „Die Eingebung“ 

Erleuchtung ist die erwartungsfreie Hingabe an den Augenblick.
© Richard Ginnow (*1970), Schweizer Philosoph 

Erwartung „ganz generell“ 

Das Erwartete bleibt gewöhnlich unter der Erwartung.
August von Kotzebue (1761 – 1819), deutscher Jurist und Dramatiker, Quelle: »Falsche Scham«, 1798 

Liebe und Erwartung auf den Punkt

Enttäuschte Liebe ist enttäuschte Erwartung.
Wenn keine Erwartungen bestehen, kann keine Enttäuschung eintreten.
© Peter Lauster (*1940), deutscher Psychologe und Autor 

 

Ich wünsche Euch
das Bemerken eurer persönlichen Erwartungen für diese Woche
um den Augenblick der Erkenntnis genussvoll in Eurem Leben spüren zu können
herzlichst Eure Ute Weiss-Ding