Einigkeit


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Das Wochentipp – Thema:
Einigkeit

Cogito ergo sum
„Ich denke, also bin ich.“
René Descartes

Einigkeit:
Der Alptraum der Philosophen.
© Thomas Häntsch (*1958), Fotograf

Herrliches Wetter und ein Treffen mit meiner entzückenden Schwester.
Ich liebe meine kleine Schwester – ok, es gibt auch die Nerven strapazierenden Momente, da die weil wir beide eine stetige gemeinsame Freude am Diskutieren zu irgendeinem Thema oder in Bezug auf Gott und die Welt haben.
Unser Dialog in Form von Rede und Gegenrede kann dann mal schnell in Uneinigkeit ausarten.
Mein mich liebender Göttergatte sucht dann instinktsicher meist schnellstens das Weite, denn bei einer Einmischung seinerseits – kann, wie aus dem Nichts durch eine unvermittelt, plötzlich aufwallende „Einigkeit“ zwischen meiner Schwester und mir – er zur Zielscheibe der Auseinandersetzung werden.

So ist das mit der UN – EINigkeit…
Cogito ergo sum „Ich denke, also bin ich.“

Ach ja, auch ich bin nicht immer so achtsam im Miteinander, um eine „wertschätzende Kommunikation“ zu führen. 
ABER ich bin ehrlich bemüht und da ich immer häufiger mitbekomme wie schwierig es ist eine gemeinschaftlich verbindende Verständigung zu führen ohne sich selbst dabei zu verleugnen, habe ich repressiv beschlossen – es gibt einen Einigkeits-Wochentipp.

Immerhin ist es die Aus-einander-setzung mit meinem Gegenüber, die mich über meinen eigenen geistigen Tellerrand blicken lässt…

Liebes Schwesterlein ich weiß, dass du dir nach unserem Treffen ein fröhliches, leichtes Wochentipp-Thema erbeten hattest, nachdem du am letzten 23zigsten fast verzweifelt bist…
Hm, dann werde ich mal schauen, was sich aus dem Stoff „Einigkeit“ so alles verständlich Beschwingtes schreibend herausholen lässt.
Jetzt werde ich erst einmal bei einer Tasse Tee darüber nachdenken, also bis gleich.

Upps, es waren ganz viele Tassen Tee – und es geht nachdenkend weiter…

Ich behaupte von mir ein Freigeist durch und durch zu sein und in der Regel gelingt es mir mit Menschen und ihren unterschiedlichen „Meinungen, Standpunkten und Anschauungen“, welche auch fern meiner eigenen inneren Haltung sind, in eine freundschaftliche Beziehung zu treten.
Zu manipulieren, beeinflussend in das Leben anderer einzuwirken, zu betrügen oder zu verführen, diese Mittel sind mir schon immer zuwider gewesen, außerdem ist mir das zu anstrengend.
Und bitte schön, wie ermüdend stressig ist das denn auf Dauer? Doppelmoral und Scheinheiligkeit, auch in Form von sich selbst etwas vor zu machen, lassen mich verstummen, es ist strapazierend für meine Nerven und ich habe dann Probleme dem anderen aufmerksam zu folgen.
Bei Machtspielchen um andere zu einer bestimmten Handlung oder Aussage zu bewegen, da steige ich höflich und selbst-bestimmt aus. Das brauche ich nicht, hat mich auch nie interessiert und wird es auch in Zukunft nicht.

Ich persönlich stehe auf das Miteinander, ich bin am anderen interessiert und liebe Teamwork, dieses gemeinschaftliche sich an einem Thema abarbeiten.
Mein Bedürfnis ist eindeutig der Austausch von vielen unterschiedlichen Ansichten um neue Perspektiven oder Inhalte kennen zu lernen, das ist mein Beweggrund mich „sprachlich“ einzubringen.   

Fragen zu stellen, alles was neugierig macht, Interessen an neuen Themen, die ich nicht kenne, das Informieren, neue Kenntnisse zu erwerben, Chancen wahrzunehmen, die einen zum eigenen Wachstum inspirieren, sind nur einige wunderbare Erlebnisse, die einen beim Diskutieren wohltuend anregen können.

Weiter im Konjunktiv geschrieben, den ich sonst hasse wie die Pest:

Wenn, ja wenn „wir eine gegenseitige wertschätzende, verständliche Sprache anwenden würden“, dann gäbe es keine Berührungsängste mit der Uneinigkeit versus Einigkeit, beides wäre gleich folgerichtig und könnte einen geistig befruchten…

Das setzt Respekt gegenüber einer anderen Meinung voraus und die Kenntnis über unsere eigenen Bedürfnisse und vor allem das Zuhören können, ohne ständig den anderen zu unterbrechen.
Ich gebe zu, es gibt auch die gnadenlosen Selbstdarsteller, die auch mich mit ihrer Langatmigkeit ihrer Darlegungen nerven.

Auch ich muss immer aufpassen auf das, was mir da so von meinem Gegenüber in Debattierrunden übergestülpt wird. Dieses meist Unerfreuliche, was ein anderer vermeint an oder bei mir wahrzunehmen, ist meist eh nur Projektion auf mich als Person.
Es ist und war halt schon immer einfacher über den Gegenüber zu urteilen oder ihn zu verurteilen, als sich selbst in Frage zu stellen…

Wie sagte schon der kluge Johann Wolfgang von Goethe:

Aber der Mensch ist ein wahrer Narziss;
er bespiegelt sich überall gern selbst,
er legt sich als Folie der ganzen Welt unter.

Dass dies bei allen Teilnehmenden von Streitgesprächen nicht immer Einigkeit im Darlegen der einzelnen Beiträge hervorruft,
ist für mich somit verständlicherweise völlig normal.

Ich vertrete eh die These: „Rede mit mir und unterlasse das Reden über mich“.

Auch gibt es sehr viele Konzepte betreffend eines bewussten Umganges in der Kommunikation des Miteinanders, welche einem hilfreich zur Seite stehen können.
Viele sind auch eine Lebenskraft, welche verinnerlicht praktiziert wie z. B. die „Gewaltfreie Kommunikation“, ein Konzept, das von Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde: den Praktizierenden – einen friedliebenden Lebenssinn leben lassen.

In einem Satz auf den Punkt gebracht – formulierte Herr Rosenberg es wie folgt: Quelle: Gewaltfreie Kommunikation für Dummies,  von Al Weckert, Seite 23

beobachten – fühlen – Begehren erkennen – das was ich wünsche
„Wenn ich a sehe, dann fühle ich b, weil ich c brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“
Das sind vier Schritte: Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte

Allerdings erfordert das Erlernen der „GFK“, eine Gruppe und das Erlernen dazu Übung und nochmals üben, üben um auch im alltäglichen Leben mit der „GFK“ fließend miteinander kommunizieren zu können.

Meine Lieben, wie schon Konfuzius bemerkte:

Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht,
ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.

Was das Pläne machen angeht, bin ich vom Grundsatz her auch dieser Ansicht.

Aber bei einem Gespräch, einer Diskussion oder einem Dialog – kann jeder Einzelne sehr wohl durch Zuhören heraushören, indem er innerlich ruhig wird, was das grundsätzlich Verbindende bei diesem Meinungsaustausch ausmacht.

Werdet zum beobachtenden Kontrolleur und erkennt eure eigenen Gedanken, Gemütsbewegungen und Ansichten zu der Ausführung eines anderen, denn wer denkend und emotional in seiner Welt versponnen hängen bleibt, kann sich schnell zu sehr auf sich selbst fixieren und es wird kein befruchtender Austausch mehr stattfinden.

Verlasst eure Gedankenwelt der Schuldzuweisung, der Einwände durch abwehren, abwerten und kritisieren. Besser, viel besser ist es das Gehörte auf sich wirken zu lassen und es einfach anzuerkennen indem wir es akzeptieren.

Achtet auf euch und fasst euren Beitrag zur Diskussion in die Worte, welche eure eigene wahrnehmende Wahrheit authentisch wiedergibt, indem ihr euch selbst treu bleibt.
Denn es tummeln sich auf dieser Welt eine riesige Anzahl von Wahrheiten so viele wie es Mein-ungen gibt.

Ich persönlich finde Uneinigkeit zwar freudlos, wenn diese aus dem sich Missverstehen heraus erwächst.
Auch muss ich nicht immer alles toll finden, was ein anderer so von sich gibt, doch wenn wir uns öffnen für den Austausch von Mein-ungen und wir es uns alle erlauben, dass diese Gespräche so bunt und vielfältig sein dürfen, wie die Menschen, die an dieser Diskussion teilnehmen, dann fühlt sich das für alle Teilnehmenden aber so was von einem frohsinnigen gegenseitig befruchtendem, inspirierenden GUUUUT an.

Der Einigkeit Anfang

Einigkeit, die stark macht, beginnt mit der eigenen Person.
© Raymond Walden (*1945), Kosmopolit, Pazifist und Autor, Quelle: »Sequenzen von Skepsis«

Und weiter geht es:
Mit den zwei Seiten der „wohlgepriesenen“ Einigkeit

Gut Einigkeit all‘ Ding erhält,
Uneinigkeit zerstört die Welt.
Deutsches Sprichwort

 

Manchmal macht Einigkeit nicht nur stark,
sondern speziell stark abhängig.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor

Einigkeit und die Schlacht der Geschlechter

Einigkeit vortrefflicher Männer ist wohlgesinnter Frauen sehnlichster Wunsch.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), deutscher Dichter, Quelle: »Götz von Berlichingen«, 1773

 

Besser auseinanderfliehn in Einigkeit,
als immerdar beisammen sein mit Zank und Streit.
Carl Spitteler (1845 – 1924), Schweizer Dichter

 

Auch Liebe braucht den Kompromiss,
aber auf der Basis offener und unzweideutiger Einigkeit.
© Raymond Walden (*1945), Kosmopolit, Pazifist und Autor

Einigkeit und Politik

Die Ursache der Zwietracht in Republiken
ist größtenteils Muße und Friede,
die Ursache der Einigkeit Furcht und Krieg.
Niccoló Machiavelli (1469 – 1527), italienischer Staatsmann und Schriftsteller, Quelle: »Discorsi«

Der Einigkeit Enträtselung

Ach, wie ist die Einigkeit
Zwischen uns Menschen so fern und weit!
Sind doch die meisten, mein‘ ich,
Nicht ‚mal mit sich selber einig.
Albert Roderich (1846 – 1938), deutscher Dichter und Aphoristiker, Quelle: »In Gedanken«, Vers-Aphorismen, München: Braun & Schneider, 1907

 

Das einzige Band menschlicher Einigkeit,
das Mittel zum Guten, zur Tugend und zur Seligkeit,
und die höchste Zier des vernünftigen Menschen sind die Sprachen.
© Justus Georg Schottel (1612 – 1676), deutscher Dichter und Sprachgelehrter, Quelle: »Wert und Ehre Deutscher Sprache in Zeugnissen herausgegeben von Hugo von Hofmannsthal«, in: Müncher Neueste Nachrichten, 80. Jahrg. Nr. 351, 25./26. Dezember 1927

 

Wer liebt, der lernt frei und willig – freiwillig – er ist willig,
denn sein Ziel ist die Einigkeit in der Harmonie des Miteinanders!
© Bruno O. Sörensen (*1936), Kaufmann im Ruhestand, Buchautor und Helfer in Lebensfragen

Ich wünsche euch
in dieser Woche befruchtende Gespräche bewusst zu genießen
in diesem Sinne schließe ich Uneinigkeit und Einigkeit
inspirierend mit ein
herzlichst eure Ute Weiss-Ding