Der Kater Johann


Die Zauberei der Täuschung,
denn Nichts ist – wie es scheint…

kater-Johann rahmen

Ulrich Jahn: Volksmärchen aus Pommern und Rügen

Es war einmal:

  • Eine alte Hexe, die im Wald in einer Höhle lebte und einen Kater namens Johann als Diener hatte, welcher für die Hexe kochte, wusch, fegte und jagte.
  • Bei einem Jagdausflug fand er im Walde einen neugeborenen Knaben, welchen er zu der Hexe nach Hause mitnahm. Der Kater wurde auf Geheiß der Hexe des Knaben Lehrer und so durfte er den Knaben großziehen. Er lehrte ihn schreiben und lesen und ab dem vierzehnten Lebensjahr konnte Johann ihm nichts mehr beibringen.
  • Da der Junge auch recht klug war, entschied die Hexe, dass der Junge ab jetzt andere Künste als die der Wissenschaft gelehrt bekommen sollte. Sie gab dem Jungen eine Ofengabel und dem Kater einen Besenstiel, welche zu wunderschönen Pferden wurden, dazu zwei Stöcke die sich in blanke Schwerter wandelten.
    Tagaus – tagein lernten die beiden reiten und fechten, bis sie diese Fertigkeiten beherrschten.
    Danach bekamen die beiden zwei Holzscheite, aus denen Schießgewehre wurden und somit ward das Schießen lernen an der Reihe.
  • Nun nachdem der Junge ausgelernt hatte, wollte die Hexe, dass dieser in die Welt hinausging, um Land und Leute kennen zu lernen. Sie befahl dem Kater den Jungen zu begleiten und auf diesen acht zu geben, denn sollte dem etwas geschehen, so würde es Johann sein Leben kosten. Sie bekamen prächtige Pferde und der Junge noch eine anmutsvolle Prinzenbekleidung.
  • So ritten beide in die Welt hinaus und ward irgendwo ein Kampf oder Krieg so half der Junge dem Schwächeren und Kater Johann beschützte ihn, somit blieb der Junge überall siegreich. Der Junge wurde wegen seiner Kraft und Furchtlosigkeit und weil er zottig am ganzen Körper war, Bärritter genannt.
  • Nach langer Zeit kehrten beide in die Waldhöhle zur Hexe zurück. Eines Tages meinte die Hexe, dass der König des Landes mit seinem Nachbarn im Kriege läge und dass Bärritter ihm helfen solle.
  • Der Kater wurde in einen schwarzen Hengst verwandelt und sollte während des Krieges für den Jungen sorgen. Sollte diesem Leid geschehen, würde sie ihm dieses dreifach rächen.
  • Bärritter erhielt ein goldenes Prinzengewand und ritt auf Johann, der diesmal ein schwarzes Pferd ward, zum Schlachtfeld des Königs davon, wo des Königs Soldaten schon vor dem Feind flohen. Bärritter stürzte sich auf des Königs Feinde und schlug diese in die Flucht, welche dann nach hitzigem Gefecht die weiße Fahne hissten und um Waffenruhe baten.
  • Der König nahm Bärritter mit auf sein Schloss, wo er ihm zu Ehren ein Fest gab und dieser des Königs einzige wunderschöne Tochter kennenlernte. Beide waren sofort ineinander verliebt, was der König zugleich bemerkte. Dieser sagte aber nichts, da Bärritter ihn noch zur zweiten Schlacht begleiten sollte, welche dann auch siegreich für den König geschlagen wurde.
  • Der König versprach Bärritter seine Tochter zur Frau und dass Bärritter nach seinem Tode das Königreich erbe. Bärritter meinte, er wolle seine alte Mutter zu Hause um Erlaubnis bitten. Und so ritt der Junge auf Johann in die Waldhöhle zurück.
  • Er nannte die alte Hexe „Mutter“ und teilte ihr mit, was der König ihm angeboten hatte.
    Die alte Hexe meinte, dass sie gegen die Königstochter nichts hätte, aber das Königreich zu schlecht für ihn sei. So befahl sie ihm seine Braut, die Königstochter zu ihr zu bringen und auf dass er dann ein besseres Königreich von ihr erhalte.
  • Bärritter gehorchte und ritt auf Kater Johann zum König zurück, welcher sich freute, dass sein Schwiegersohn selbst ein König wäre und reich genug war und das Erbe seiner Tochter daher nicht brauchte.
  • Der gesamte Tross des Königs machte sich dann auf den Weg zur Waldhöhle der alten Hexe. Als sie zur Stelle der Waldhöhle kamen, stand dort ein prächtiges Schloss mit hohen Türmen und Toren. Sogleich kamen Diener herbei und nannten Bärritter ihren „König“. Drinnen im Schloss ward eine lange Tafel gedeckt und die alte Hexe saß am Kopfende. Der König und die Prinzessin wurden ihr vorgestellt und es wurde ein köstliches Hochzeitsmahl serviert.
  • Am nächsten Morgen rief Kater Johann den Bärritter zu sich und bat ihn sich sein Schwert umzugürten. Kater Johann erzählte ihm dann, das er Bärritter im Walde gefunden und großgezogen hätte, alles alte Wissen vermittelt und alle Fertigkeiten gelehrt hätte, ihn in den Schlachten beschützt hat und somit zu der Prinzessin verholfen hatte. Jetzt möchte er dies alles von Bärritter vergolten haben, indem dieser ihm den Kopf abschlüge.
  • Dies wollte Bärritter auf keinen Fall tun, denn er achtete Kater Johann wie seinen Bruder. Aber Kater Johann meinte nur „wenn Du es nicht tust, so wirst Du Dein Leben verlieren“. Das wollte Bärritter natürlich auch nicht, also zückte er sein Schwert und schlug Kater Johann seinen Kopf ab.
  • Da sprang der Kopf auch schon wieder zurück auf die Stelle zwischen den Schultern und aus dem Kater wurde ein wunderschöner Prinz. Zur gleichen Zeit donnerte und erbebte die Erde ringsherum und aus dem Wald wurde eine große Stadt und eine blühende Landschaft mit Dörfern, Feldern, Wiesen und Mühlen. Ein gar großes Königreich tat sich auf, dieses von dem die alte Hexe vorher gesprochen hatte.
  • Bärritter hatte dieses herrliche Königreich erlöst und die alte Hexe ward die verwünschte Königin mit ihrem Sohn, der als Kater Johann verzaubert ward.
  • Die Königin und der Kronprinz Johann, traten in Dankbarkeit ihr Königreich an den Bärritter ab.
  • So lebten denn Bärritter mit seiner jungen Frau, seiner „Mutter“ der Königin, der ehemaligen alten Hexe und dem Prinzen Johann glücklich und zufrieden…und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.

Was nehme ich mir mit?

Sich nicht von scheinbar Vorhandenem täuschen zu lassen, wohl an sich selbst zu glauben, um sich dann zuversichtlich auf das gegenwärtige Geschehen einzulassen, das wäre mutig, feinspürig, findig und auch klug.
Ein Mensch ohne Erwartungs-Haltung – kann daher nicht Ent-täuscht werden.
Meine Lieben, vertraue ich mir selbst, so bin ich meiner gewiss und das fühlt sich dann aber so was von einem vertrauensvollen, zuversichtlichen, lebendigen GUUUUT an…