„SirPlus“ – „Manzini“


39. Wochentipp – Thema
Einfach so – (zeitlos) so einfach 

nonkonform
der
Food Outlet Store „SirPlus“
&
traditionell
das Restaurant „Manzini“

Osias Beert der Ältere 1580–1624

Nahrungsmittel – Lebensmittel
Je erlesener und von formschöner Art das Nahrungsmittel, desto höher der Genuss?
Verdruss macht irdischer Genuss, wenn nicht alles der Norm entspricht?
Einfach so – so einfach: Wertschätzung!
Lebensmittel – ein Lebensbedürfnis – Natürliches nährt!
Frische, belebende Nahrungsmittel mit Liebe zuzubereiten, heißt
befreit  genussvoll leben mit nährenden, gesunden Mitteln zum Leben.
ute weiss-ding

Heute am Wahlsonntag habe ich beschlossen über „Lebensmittel“ zu schreiben – den „Mitteln in seiner Vielfalt“, welche uns überhaupt genüsslich am Leben erhalten.
Ich bin seit Jahren Sympathisantin von Raphael Fellmer; über ihn und sein früheres Projekt hatte ich schon einmal berichtet in einem Wochentipp mit dem Thema „Maß-Zeit-Geld“. Er wurde bekannt durch seine Initiative gegen die Verschwendung von Lebensmitteln (foodsharing) und seinem 51/2-jährigen Geldstreik.  Auch sein neustes Projekt „SirPlus“ habe ich von Anfang an mit Interesse und Sympathie verfolgt. Der Name „SirPlus“ leitet sich aus dem englischen „surplus“ – „Überschuss“ ab.
Das mit ihrer Crowdfunding Kampagne eingesammelte Geld für den Aufbau und die Umsetzung des ersten Food Outlet Ladens von geretteten Lebensmitteln mit Lieferservice in Berlin kam zusammen und hat tatsächlich dazu geholfen einen 70 m² großen Laden in der Wilmersdorfer Straße 59 und ein Lager in Tempelhof zu eröffnen. Auch ist mir schon ein SirPlus-Lieferwagen begegnet, der wohl auch noch im Budget lag.
Die Zeit ist reif und viele Menschen sind offen dafür, neue Wege zu unterstützen, um Lebensmittelverschwendung einzudämmen.

ludwig ding – ute weiss-ding

Der sehr rührige Herr Fellmer hat sich offenbar die richtigen Leute für die Umsetzung seiner Vision mit in sein Traum-Verwirklichungs-Boot geholt. Sei es der Business-Angel und erfahrene Digital-Unternehmer Alexander Piutti, der Umweltingenieur und Foodsharing-Pionier Martin Schott, sowie viele andere wichtige Unterstützer, angefangen vom Anwalt, Lebensmittelspezialisten bis hin über den Lieferspezialisten „Liefery“, der später deutschlandweit die geretteten Lebensmittel versenden soll. Auch der Groß- und Einzelhandelskonzern Metro ist mit im Boot. Die Rettung von Lebensmitteln ist offensichtlich möglich, weil aus der Lebensmittelbranche der Handel, die Industrie und die Lebensmittel-Produzenten hier mit SirPlus im Verbund an einem Strang ziehen.  

  • Worum geht es in dem Projekt?
    Was sind die Ziele und wer ist die Zielgruppe?
    Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?
    Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?
    Wer steht hinter dem Projekt?
    Alles ist einfach und schnell nachzulesen s. Link unten.

Dass die drei Gründer mit ihrer visionären Unternehmung wohl auch Geld verdienen möchten, sei ihnen gegönnt, denn 20% aller zur Verfügung gestellten Lebensmittel spenden sie an gemeinnützige Projekte und wir können mit einem ruhigen Gewissen immerhin 30% bis 70% preisgünstiger gegenüber dem normalen Discounter einkaufen. Mit dieser Wirklichkeit gewordenen Vision schließt sich der Kreis von Lebensmitteln, die schon bei der Ernte nicht der Norm entsprechen und von ausgemusterten Waren, die zwar ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum haben, jedoch noch weit vor ihrem Verfallsdatum liegen und somit zum Verzehr unbedenklich sind, diese zurück in den Verkauf und somit in den Verbrauch zurück zu führen.

ludwig ding – ute weiss-ding

Am Freitagmittag habe ich mich auf den Weg zum „SirPlus“ begeben und war überrascht wie viele Menschen dort beim Einkaufen anzutreffen waren. Alle Altersklassen und Menschentypen waren am geschäftigen Suchen nach ihren Lebensmitteln. Obst und Gemüse war fast alles schon vergriffen, bis auf Pfifferlinge aus Russland, von Broten waren auch nur noch Restbestände vorhanden, reichlich in den Regalen vorhanden waren Getränke und verpackte Sachen und es gab noch Überraschungsboxen für 5,00 € pro Stück gut sichtbar vorne am Fenster hochgestapelt. Ich bin leider kein Typ für Überraschungen, was Lebensmittel-Boxen anbelangt, ABER ansonsten finde ich es recht interessant, solch eine Idee im Lebensmittelbereich anzuwenden.
Was ich persönlich als sehr angenehm empfinde, ist, dass hier mit einem kleinen Sortiment angefangen wird, so kann das Konzept besser reifen, jedenfalls wünsche und hoffe ich dieses…
Die jungen Mitarbeiterinnen, waren professionell, hilfsbereit und gaben bereitwillig, freundlich Auskunft. Für mich war leider zum Einkaufen an diesem Tag nichts dabei, aber vielleicht ein andermal. Witzig ist die Lage in der Wilmersdorfer Straße allemal, zumal ein großer konventioneller Discounter auch eine offenbar neue Filiale direkt neben dem „SirPlus“ hat. Foodsharing so zu professionalisieren, ist mit SirPlus sicherlich auf dem Vormarsch. Beruhigend ist, auch hier herrscht ein strenges  Lebensmittelhygienekonzept, mit Kontrollen.

ludwig ding – ute weiss-ding

Es ist nie zu spät aus der Plastik verhüllten Lebensmittel-Komfortzone auszusteigen.
Manchmal habe ich eine brennende Sehnsucht nach meiner Kindheit, wo im Geschäft meiner Eltern der Salat noch in Papp-Schälchen eingefüllt, abgewogen und mit Pergamentpapier wohlig eingewickelt wurde, so wie auch die Wurst und der Käse. Milch gab es nebenan in Glasflaschen und es gab noch viele einzelne Fleisch-Fisch- und/oder Gemüseläden. Lang, lang ist es her, denn nach und nach, ab Mitte/Ende der sechziger Jahre verschwanden die heute so genannten „Tante Emma Läden“, welche einst ganze Familien ernährten.

  • Haben wir diese Verpackungswut, dieses makellose, fast zu Tode gedüngte, gespritzte Obst und Gemüse, dieses voll von Hormonen und Antibiotika verseuchte Fleisch, Eier etc., sowie die völlig überfischten Meere wirklich gewollt?
  • Ist es wahr, was uns die Lebensmittel-Industrie immer wieder suggeriert, dass wir Verbraucher es sind, die nach diesem Fertigfraß und haltbargemachten sogenannten Nahrungsmitteln möglichst billig verlangen? Dass die Industrie, ja nur, auf unsere verlangenden Wünsche hin reagierte?
    Ich habe da eine ganz andere Entwicklung im Kopf…

Die Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln, welche uns am Leben erhalten – ist irgendwann und irgendwie in den letzten Jahrzehnten schleichend verloren gegangen, ABER es ist nie zu spät, denn es gibt Menschen wie Ralph Fellmer, der uns einen, seinen Weg aufzeigt hin zu mehr Bewusstsein und Wertschätzung von Lebensmitteln. Es ist an der Zeit aufzuwachen, nachzudenken, umzudenken und zu handeln.
Lebensmittel sind nun einmal ein nährendes Mittel zum Leben!

ludwig ding – ute weiss-ding

In diesem Wochentipp dreht es sich um die Wertschätzung von Lebensmitteln und diese werden nun einmal auch in Restaurants verarbeitet. Nach den vorhergehenden Ausführungen, die auch an unser aller Verantwortungsbewusstsein appelliert, passt voll der Leichtigkeit, wunderbar in mein Schreibkonzept der nun folgende Restaurant-Tipp.
Klassisch und traditionell möchte ich das Restaurant Manzini bezeichnen, wo hochwertige Lebensmittel handwerklich sauber und wirklich köstlich frisch und auch als Augenschmaus serviert werden.
Wie wir zum Restaurant Manzini kamen – nun a) hatten wir noch einen Gutschein, b) am Dienstag nach einem Termin einfach nur Hunger auf Frühstück und c) weil meinem Herzallerliebsten einfiel, diesen bewussten Gutschein doch endlich einmal einzulösen.
Gesagt – getan und so landeten wir im Restaurant Manzini, Ludwigkirchstraße 11, Berlin Wilmersdorf, mit seiner frischen internationalen und auch deutschen Küche, dazu mit einer ansprechenden Frühstückskarte. Möge sich ein jeder selbst ein Bild über Angebot und Preise machen, denn die Speisekarte ist auf ihrer Website einzusehen. Link dazu wie immer unten.

ludwig ding – ute weiss-ding

Wir bestellten jedenfalls ein Italienisches Frühstück  für 12,70 € mit Parmaschinken, Mortadella, Salami, Bel Paese, Tomate und Mozzarella und Rühreier natur (3 Eier) für 6,40 dazu Baguette und Butter.
Wir hatten noch ein Brötchen extra bestellt und wurden beide gut satt, da das ital. Frühstück sehr reichhaltig war und wir uns das Bestellte beides teilten. Obwohl mein geliebtes Gegenüber der ital. Salami und dem Parmaschinken nicht viel abgewinnen kann, war es voll  ausreichend für uns beide.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist absolut angemessen, denn alles wurde sehr frisch und appetitlich angerichtet serviert. Selbstredend, dass alles auch vorzüglich mundete, es sah nicht nur gut aus, ja, es war auch geschmacklich 1a. Sehr selten anzutreffen, aber hier war sogar das Salatblatt mit einem Hauch von einem sehr aromatischen Balsamico beträufelt, so dass dieses frische Grün wohlig erfrischend mundete.
Wir hatten nur einen Wehrmutstropfen zu beklagen und das waren die stumpfen Messer zum Brötchen aufschneiden, das ist sicherlich einer Verbesserung würdig.
Auch die Getränke waren delikat – frisch gebrühter Jasmintee, das Kännchen für 5,00 €, Cappuccino / Mélange die Tasse für  3,50 € und Gerolsteiner Sprudel nature Flasche 0,75 l für 7,20 €.
Der Service war freundlich, aufmerksam und schnell. Das Ambiente muss man sicherlich mögen, ABER ich bin eh ein Fan dieses Einrichtungsstils, welcher so schön nostalgisch und gemütlich ist und dazu irgendwie immer an Urlaub erinnert, wobei sicherlich auch die Gegend mit dazu beiträgt. Diese Gegend rund um Uhlandstraße und Fasanenplatz ist sehr vielfältig von ihren Geschäften her, hier stimmt es noch mit der Urbanität und es ist hier einfach nur schöööön.
Wir können dieses Restaurant guten Gewissens empfehlen und die Einrichtung ist gut erkennbar bei den eingespielten kleinen Videos auf deren Website.

ludwig ding – ute weiss-ding

Meine Lieben, Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln zu zollen, das ist es, was uns gesundheitsfördernd in unserer Lebens-Dauer nährt.
Um auch hier wieder den Kreis zu schließen, es gibt den „RESTLOS GLÜCKLICH e.V.“, in diesem Verein werden gerettete Lebensmittel verarbeitet. Genaueres s. Link unten. Dies ist ein Non Profit Verein und sein Restaurant hat derzeit mit Pops-Up-Events jeden Freitag und Samstag von 19.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Sowie ich dort hinkomme werde ich darüber berichten, denn Qualität ist meines Erachtens auch mit „aussortierten, überschüssigen“ Lebensmitteln möglich.
Jedenfalls, ist, wie ich meine, dieser Verein mit dem löblichen Ansinnen angetreten, mit den geretteten Lebensmitteln, eine Küche für jedermann zuzubereiten und damit auch ein Zeichen gegen die immer weiter anschwellende Flut der Lebensmittel-Verschwendung von Restaurants zu setzen.
Lasst uns einfach so – so einfach bewusster konsumieren und mehr aus der Norm gefallene Lebensmittel verwerten, denn das fühlt sich für den Einzelnen auf Dauer aber sowas von einem abenteuerlichen, befreienden, belebenden und nicht zuletzt leckerem GUUUUT dann in unser aller Leben an.

Osias Beert der Ältere 1580–1624

Ich schreibe hier ja Nachdenker-Wochentipps –
möge sich ein Jeder selbst seinen Reim, betreffend der
abschließenden Worte meines Lieblings-Philosophen Nietzsche, machen.

Das Geheimnis,
um die größte Fruchtbarkeit und den größten Genuss vom Dasein einzuernten,
heißt: Gefährlich leben!
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller,
Quelle: Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft (La gaya scienza), 1882 (ergänzt 1887)

Osias Beert der Ältere 1580–1624

Ich wünsche euch Besonnenheit und Freude an dem
Ausprobieren und Umsetzen von neuem, um das Ungewohnte
dann bewusst genussvoll spürend in eurem Leben genießen zu können
herzlichst eure Ute Weiss-Ding

Bilder: Osias Beert der Ältere 1580–1624, war ein flämischer Stillleben-Maler.

Fotos: ute weiss-ding, ludwig ding 

Quellen: sehr interessantes, aussagekräftiges Interview siehe – http://www.taz.de/!5442798/

„Manzini“https://www.manzini.de/

„SirPlus“ – alle Infos hierzu könnt ihr bequem nachlesen:
https://www.startnext.com/sirplus

http://www.raphaelfellmer.de/

mit Info-Video, welches alles kurz und knackig auf den Punkt bringt – https://sirplus.de/ 

Restlos Glücklich e.V., Hobrechtstraße 43, Neukölln ­– http://restlos-gluecklich.berlin/events

Osias Beert der Ältere 1580–1624