POLARO_ID Bikini Berlin


29. Wochentipp – Thema
Einfach so – (zeitlos) so einfach 

In bunter Folge allzeit wechselnd präsent:
Einsichten in die vielgestaltigen Methoden der Fotografie.

Was ist Leben? Irrwahn bloß!
Was ist Leben? Eitler Schaum,
Trugbild, ein Schatten kaum,
Und das größte Glück ist klein;
Denn ein Traum ist alles Sein,
Und die Träume selbst sind Traum.
Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), spanischer Dichter
 

Dieser vorerst letzte Wochentipp bis zum Ende des Monats handelt von dem Besuch einer mich erfreulich anregenden Foto-Ausstellung. Bei Interesse findet ihr wie immer alle dazugehörigen Informationen im unteren Teil.
Ich schreibe darüber, weil ich noch immer ganz erfüllt und gefangen von den Fotos bin. Wir waren eine recht bunte Mischung von Menschen aller Altersklassen und Vorlieben, was die Sicht auf die Fotografien noch reichhaltiger machte. Alles, was ich hier so von mir gebe, soll schlicht und einfach zum eigenen Nachdenken und Handeln anregen. Mich haben dazu die Verse von Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), einem spanischen Dichter, zu einigen Fotos inspiriert. Ich möchte euch einladen die Fotos und Worte auf euch wirken zu lassen.
Ich liebe Kunst in jedweder Form und ganz besonders die Fotografie und Malerei. Diese Kunstformen inspirieren mich. Bildnisse berühren mich während des Betrachtens oft unverhofft bewusst und streifen gleichzeitig meine Seele häufig meist unbewusst. Es ist immer berührend und setzt somit etwas in mir in Gang, was sich in dem Augenblick noch unbenannt zu zeigen vermag.

Denn in den Räumen dieser Wunderwelt ist eben
Nur ein Traum das ganze Leben;
Und der Mensch, das seh ich nun
Träumt sein ganzes Sein und Tun,
Bis zuletzt die Träum‘ entschweben.
Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), spanischer Dichter

Es ist wie es ist – Kunst ist und bleibt eine rein subjektive Wahrnehmung des einzelnen Menschen.
Kunst zu kritisieren, ist nichts anderes als sich der Lästerung hinzugeben. Jeder Mensch darf in den sich ihm darstellenden Kunstwerken – egal welcher Form – sich seiner subjektiven Wahrnehmung wohlig hingeben. Diese kann und darf einseitig wertend, vorurteilsvoll, beeinflusst, unfrei, auch unsachlich oder parteiisch sein. Es ist alles gut so, wie es ist – solange wir den Künstler frei von unserer „stillen“ Mein-ung auch frei schaffen lassen. 

Die Redewendung: „ Kunst kommt von Können“, ist mir sehr sympathisch und ist nach Herkunft und Geschichte der Wörter als Wortursprung richtig. Ideenreichtum, Kreativität ist das Eine, Können das Andere. Dieses setzt Kenntnisse, Wissen, Erfahrung und die Meisterschaft im Schaffen voraus. Was für ein dynamischer Prozess von der Idee bis hin zu der Umsetzung einer künstlerischen Eingebung.
Genug meiner persönlichen Vorstellung von Kunst. Ich bin einfach nur glücklich, dass es so viele künstlerisch tätige Menschen gibt, die mich auf die ein- oder andere Art beglücken.

Unglaublich – in Echtzeit aufgenommen vor dem Selfie-Handyman auf der Fotowand

Wir dürfen ja nicht alles durch die Zeit bewirken lassen;
etwas müssen wir auch tun.
Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), spanischer Dichter

Am Freitag war ich also mit kunstaffinen Menschen aufgebrochen, um uns die Vernissage mit den fotografischen Arbeiten von Oliver Blohm im Bikini Berlin anzuschauen. Eine tolle Entscheidung, wie es sich im Nachhinein zeigte. Vorab hatte ich mir die Ankündigung im Internet angeschaut und sofort Matthias zugesagt diesen Event gemeinsam zu besuchen. Wie ich finde ist das Thema hochaktuell, um das es sich bei Oliver Blohms Fotos handelt.

Ich hatte mir dazu die Internet-Darstellungen angeschaut und war hier schon wie elektrisiert berührt.
Ok, kein so großes Wunder bei mir, denn eines meiner Lieblingsthemen in diesem Leben ist VANITAS – einer Vorstellung von der Vergänglichkeit – zu der ich schon einmal einen Wochentipp geschrieben hatte. Somit ist es selbsterklärend, dass ich so heiß auf seine Bilder war und bin.
Oliver Blohm zeigt handwerklich hervorragend, gekonnt mit seinen Fotos die unendlichen Möglichkeiten der Fotografie auf.

Oliver Blohm bewegt sich mit seiner feinsinnigen Fotografie zwischen den extremen Auswüchsen unseres immer  schnelllebigeren Zeitgeschehens experimentell elegant hin und her.
Hierbei geht es schlicht um den systematisierten Wahn in unserer Gesellschaft.
Ach ja, irgendwie hat ja alles System in dieser Welt, nur welchem folgen wir da so wohlig, wir menschlichen Schafe? Cui bono – wem zum Vorteil? Welchen Plänen betreffend die eigene Identität laufen wir denn so mal eben „kopflos“ hinterher?

Sei bescheiden,
Und mit sich’rem Takt erinnerst
Du die Welt an dein Verdienst
Und machst wieder andre Dinge
Sie vergessen, die der Hochmut
Oft in großes Unglück bringt.
O wie mancher, welcher einen
Fehler an sich trug, verwischte
Ihn, weil er nicht eitel war!
Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), spanischer Dichter

In Oliver Blohms neusten Fotografien geht es vor allem um:  

Schönheit und Zerstörung
Wie ich vorgehe und was die Fotos im Einzelnen bei mir zu bewirken vermochten – das ist einfach nur meine absolut subjektive Wahrnehmung!
Mich interessiert die fotografische Wurzel – worauf achte ich, was beobachte ich und wohin schaue ich, was macht es mit mir. Intellektuell an Kunst heran zu gehen, war noch nie meine Sache. Der Künstler macht sein „Ding“ und ich lasse mich davon berühren oder auch nicht.
Ja, Schönheit ist gut anzusehen, auch wohlgefällig und bewundernswert, sie ist ansehnlich und angenehm.
Nur wie gehen wir mit uns selbst dabei um? Es gab für mich berührende Fotomotive mit einer der Vergänglichkeit preisgegebenen „jungen Schönheit“ und das mit einer nahezu poetisch anmutenden Demontage der selbigen. Die zerstörte Schönheit via einen fotografischen Prozesses – festgehalten auf Polaroid-Filmen: Eine gelungene Fusion.
Gesellschaftlich en Vogue:  Instagram für den Jahrmarkt der Schönheiten und Snapchat samt seiner Zerstörung wird gleich frei Haus mit dazu geliefert…

Nichts Ewiges kann das Glück uns geben,
Denn flüchtiger Traum ist Menschenleben,
Und selbst die Träume sind ein Traum!
Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), spanischer Dichter

Schnelllebigkeit und Entschleunigung
burned Eyes – die verbrannten Augen hatten für mich die Schnelllebigkeit mit ihren Folgen am besten getroffen – denn wie „verbrennen wir augenscheinlich unsere Zeit“?

Und wie beruhigend der ruhige, still in sich ruhende „red planet – dieser rote Planet“ in und mit seiner kargen Anspruchslosigkeit. Wahrlich entführen einen diese Fotos (es gibt hier eine gehaltvolle Vielfalt von Fotos), hin in unsere uns eigene, berührende, visuelle Gedankenwelt.

Ein Traum ist alles Leben, und die Träume selbst ein Traum.
Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), spanischer Dichter

Mensch und Experiment
Hier hatte mich  Vacation – Ferien mit der sich auflösenden Frau, selbst abschaffenden Landschaft und schlussendlich der Abbau des Fotos selbst – betrachtend, nachdenklich und fühlend mitgenommen.

Wunderbar, hier kann sich der menschelnde Mensch mit sich und der Welt in der wir leben, gar vortrefflich auseinandersetzen. Ein für mich wohlig gelungenes Foto hin zu meinen eigenen Eingebungen.
Der Mann mit den rot angemalten Lippen – mit dem darf ich mich noch beschäftigen – der hatte in mir nichts Wohliges ausgelöst – tja, was dieses Foto von Mensch und Experiment, möglicherweise noch bei mir hervor holt, wer weiß das schon… Schaue ich, fühle ich, dann sehe ich weiter…

Alles nun hat sich begeben,
Wie Ichs mir gedacht vorher.
Unheilsahnung lügt ja selten!
Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), spanischer Dichter
 

Meine Lieben, lasst euch wenn ihr Zeit habt zum Anschauen von Kunst im Allgemeinen, einfach so
– so einfach, lust- und genussvoll mitnehmen auf eure ganz persönliche Reise mit und hin zu euch selbst. Besucht die Foto-Ausstellung von Oliver Blohm im Bikini Berlin und verlustiert euch anschließend in einem der schnieken Restaurants rund um den Kudamm. Das wird sicherlich ein köstlicher Kunst-Ausflug.
Diese Foto-Kunst von Oliver Blohm macht einfach mehr Lust sich selbst auf lebendige Lebens-Experimente einzulassen. 
Eine vergnügliche Auszeit mit netten Menschen, dazu Kunst zu betrachten, kann sich dann aber so was von einem  beflügelnden, befreienden, charismatischen und einzigartigen GUUUUT in unserem Leben anfühlen.

Wehe dem, der sein Geheimnis
Dem Papier anvertraut, ja, wehe
Tausendmal ihm! Denn die Schrift
Ist ein Stein, den aus den Händen
Auf’s Geratewohl man schleudert,
Und nicht weiß, wen er kann treffen.
Pedro Calderón de la Barca (1600 – 1681), spanischer Dichter

Ich wünsche euch chillige Zeit-Momente
in denen ihr die tragenden Früchte eures Kunstgenusses
dann genussvoll spürend in eurem Leben genießen könnt
herzlichst eure Ute Weiss-Ding

Bilder:
Fotorechte der Galeriefotos liegen allein bei Oliver Blohm.

Weitere Fotos:

Melanie Marten, http://pronthego.com/  und http://www.thecoup.de/

Matthias Maus, http://www.mbrilliant.com/

Ludwig Ding

Melanie Marten und Matthias Maus

Quelle:

Ausstellung:   http://www.polaro-id.de/#about

Fotograf:   http://www.oliverblohm.com/

Ausstellungsort:   https://www.bikiniberlin.de/de/

Andacht