Kopfkino


21-wo-Schwanrahmen

Kopfkino
erwartend oder besser anwesend absichtslos  sein

Gespannte Erwartung wird selten befriedigt
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), deutscher Dichter der Klassik

Am Freitagabend wurde ich zu einer DFB-Pokalparty im Hotel MOA in Moabit eingeladen. Dabei gedacht habe ich mir wenig, denn ich bin im wirklichen Leben beileibe kein Fußballfan.
Aber es wurde ein abwechslungsreiches Unterhaltungs- und Showprogramm mit leckerem Büffet angeboten. Außerdem hatten viele Stars aus der Welt des Fußballs ihr Kommen zugesagt. Gastgeberin und Moderatorin Petra Vieten, die ich aus dem Fernsehen kannte, wollte ich sowieso mal live sehen und hören.
Also zugesagt und nichts wie hin, ein wenig aufgehübscht und mit guter Laune ausgestattet. Dank meiner Begleitung wurden wir schnell an der Schlange vorbeigelotst und von einer sehr freundlichen Dame in Empfang genommen. Sie lächelte und sprach: „Sie haben Tisch fünf und Sie dürfen sich freuen – es erwartet Sie eine lustige Tischrunde…“
Wow, dachte ich, das wird wohl ein angenehmer Abend. Upps, da tauchte doch nicht etwa so etwas wie eine hoffnungsvolle Erwartungshaltung in mir auf?
Wohl schon, denn nun wurde ich neugierig auf den sich uns zugewiesenen Tisch mit seinen Tischnachbarn.
OK, OK, ich gebe zu, dass ich sehr wohl bemerkte, wie sich sehr fix dazu Wunsch-Erwartungen in meinem Kopf abspulten. Gott sei‘s gedankt, wir trafen Bekannte und ich war damit schnell wieder im gegenwärtigen Sein angekommen.
Für mich wurde etwas an diesem Abend ganz klar erkennbar und führte mich zu einer prima Einsicht. Erwartungen können schnell durch subjektive Gedanken in erhabene oder dunkle Begehrlichkeiten als auch in Ängstlichkeit abdriften.

Meine Lieben, wenn ihr auf eure Gedanken achtet – wie sie euch kleine Bildergeschichten im Kopf abspulen lassen, dann seid, vor allem bleibt achtsam und bewusst bei euch, denn das fühlt sich sowas von einem befreienden gegenwärtigen im Hier und Jetzt lebenden GUUUUT an…
Selbstredend wurde es ein wirklich gelungener stimmungsvoller schöner Abend. Das Programm war fantastisch und die Tischnachbarn waren allesamt sympathische unterhaltsame Menschen. Dass alles für mich angenehm rund war und sich stimmig anfühlte, geschah, weil ich mich auf das, was sich mir anbot absichtslos einließ.

So macht Feiern einfach Spaß. 

Eine enttäuschende „Erwartung“ hatte ich schon – ich erwartete einen von der Länge her „großen“ Herrn Rainer Calmund auf der Bühne, in Natura ist er weniger „groß“, jedoch sehr angenehm… übertroffen haben dafür die brasilianischen Tänzerinnen samt Musiker meine Erwartung um vieles, diese waren richtig gut und sowas von knackig und zauberhaft…

Soviel dazu, wenn ich mich „erwartend“ verhalte und gedankliche Bilder im Kopf habe… 

Ein verhängnisvoller Anfangspunkt 

Schon jede Erwartung verändert Realitäten.
© Karl Feldkamp (*1943), Supervisor und Kommunikationstrainer sowie freier Autor, 

DENN 

Wir leben nie im Augenblick, sondern immer nur in der Erwartung…
© Elmar Kupke (*1942), deutscher Aphoristiker und Stadtphilosoph 

Dazu eine aussichtsreiche Liebesrezeptur  

Enttäuschte Liebe ist enttäuschte Erwartung.
Wenn keine Erwartungen bestehen, kann keine Enttäuschung eintreten.
© Peter Lauster (*1940), deutscher Psychologe und Autor 

Und so läuft es meist ab 

Begehren, verbunden mit der Erwartung, das Gewünschte zu erlangen,
nennt man Hoffnung.
Thomas Hobbes (1588 – 1679), englischer Philosoph 

Auf den Punkt gebracht – persönliche Präsenz 

Ent-Täuschung = frei von Täuschung
= frei von selbstgebauten Erwartungen
= frei von selbsterdachten Bildern
= frei von Illusionen
= frei von Projektionen
© Anita Ludwig (*1964) 

Führt dahin 

Alles, was vergangen ist
alles, was gegenwärtig ist
alles, was zukünftig ist,
das erschafft Gott im Innersten der Seele.
Meister Eckhart (1260 – 1327), deutscher Mystiker

Ich wünsche Euch erwartungslose Begegnungen für diese Woche
um Eure Freiheit genussvoll in Eurem Leben spüren zu können
herzlichst Eure Ute Weiss-Ding