Die Tugend Nr. 3: Weisheit


50. Wochentipp – Thema
Einfach so – (zeitlos) so einfach
Die Blüten der Weisheit:
Ein edles Gemüt, ein gesundes Selbstwertgefühl,
Weitblick, Vorausschau, Verständnis, Besonnenheit, Achtsamkeit, Toleranz.

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944

Weisheit ist Einfachheit.

denn

Die Lehre der Weisheit ist die Weisheit der Leere.
© Andreas Tenzer (*1954), deutscher Philosoph und Pädagoge

 und

 Klugheit ist praktizierte Weisheit.
© Dr. Fritz P. Rinnhofer (*1939), Marketing- und Verkaufsmanager und Publizist,
Quelle: Weiß-Grüner Zitatenschatz.
Von Peter Rosegger bis Fritz P. Rinnhofer, Graz, 2002

Jubel, Trubel, Heiterkeit – da naht der 50. Wochentipp – ganz gemütlich mit der Weisheit im Herzen und der Weisheit im Kopfe. Wohl demjenigen, dem dieses klug und weise gelingt – in dieser ach so des Treibens voller Vorweihnachtszeit…

Obendrein eine kurze Belebung:
Immerhin wurde durch Platons überlieferte moralische Darstellungen die gesamte europäische Kultur maßgebend beeinflusst.
Weiterentwickelt von Aristoteles und die griechische Stoa (Philosophenschule), übernommen von den Römern Cicero und Seneca in deren Stoa, haben die Tugenden schließlich durch Thomas von Aquin (1225-1274) auch Eingang in die christliche Philosophie gefunden.

Temperantia – die Mäßigkeit / die Besonnenheit
https://berlinspirit.de/der-maessigkeit-ihre-besonnenheit-eine-der-kardinaltugenden/

Fortitudo – die Tapferkeit
https://berlinspirit.de/die-tugend-nr-2-tapferkeit/

Prudentia / Sapientia – die Weisheit / die Klugheit
Justitia – die Gerechtigkeit

Beifolgend kommen hier später noch die drei theologischen Tugenden hinzu;
um die Zahl sieben zu komplementieren:

fides –  der Glaube

caritas – die Liebe

spes – die Hoffnung.

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944

Mit den Erfahrungen im Leben unseres menschlichen Daseins ist es so eine Sache. Einerseits machen sie uns klüger, wenn wir unser daraus erkanntes Wissen überprüfen.
Tja, und andererseits können sie uns ausbremsen, wenn wir unsere Erfahrungen ohne diese analysiert zu haben, als für ewiglich gültig in ähnlich ausschauenden Situationen in unserem weiteren Leben als gültig gegeben hinnehmen. 
Ergo, ist die Weisheit offensichtlich eine nur durch Erfahrungen zu erlangende Tugend.
Lebenserfahrungen, welche uns durch Erkenntnisse und Einsichten in die Zusammenhänge führen, lassen uns dann offensichtlich unser Leben gemeinschaftsfähig, geschickt und erfolgreich meistern.  

Als würzige Fähigkeit benötigen wir um weise im Leben agieren zu können noch die Klugheit. Speziell Platon sah in der Klugheit die Voraussetzung für jede Tugend. Kant wiederum hielt die Klugheit für ein sachliches Wissen, welches ein, dem eigenen Wohlsein dienliches Mittel darstelle, und komplett frei von dem Faktor Moral sei.

Im Lateinischen bedeutet „prudentia“ = Klugheit – Umsicht – Vorherwissen.
Lateinisch bedeutet „sapientia“ = Weisheit – Einsicht – Wissen.

Hm, also ohne kluges Handeln – kein weises Menschen-Leben…
Dazu gehört sicherlich, seinen gesunden Menschenverstand immer weiter zu entwickeln. Leider vernachlässigen wir „klugen“ Menschen ab und an auch unseren Verstand und tun Dinge in unserem Leben, die alles andere als klug und vor allem bekömmlich für uns sind.
Klugheit hat wohl auch etwas mit schlauem, kreativen Ideenreichtum zu tun, also wie schnell wir Situationen analysieren können und wie wir uns dann in bestimmten Lagen verhalten. Hinein in die Welt der persönlichen „Klugheit“, denn um sich dieser zu bedienen, heißt es auch hier wieder, sich des passenden Handwerkszeugs dazu erlernend zu bedienen. Eines davon heißt zuhören zu können, alles Weitere ergibt sich dann wie von selbst. Ein anderes Mal hierzu mehr, denn die Klugheit will lernend erobert werden und die reine Intelligenz ist zwar mit im Bunde, ist aber nicht das Gleiche wie Klugheit.

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944

Was bedeutet es denn nun weise zu sein?

Wie meinte schon der griechische Philosoph Sokrates 470-399 v. Chr. so schön:

„Der Beginn der Weisheit ist die Definition der Begriffe.“

Also ich konnte recherchieren so viel ich wollte – es gibt keine genaue Definition zu dem Begriff „Weisheit – weise zu sein“, wohl aber einige entscheidende Wesenszüge, die die Weisheit im menschlichen Dasein als Voraussetzung ausmachen, wie zum Beispiel:

  • die Lebenserfahrung,
  • eine sinnfällige Denkweise, welche für eine schlüssige, vorurteilslose Anschauung des eigenen Weltbildes im Außen, mit der nötigen Weitsicht in die Zusammenhänge sorgt,
  • ein gesundes Selbstwertgefühl, welches für innere Ruhe und Gelassenheit sorgt, um das eigene Selbstverständnis vorsorgend, fürsorglich, lernend zu vergrößern.

Ob wir es nun wahr haben wollen oder nicht, wir bewegen uns in einem recht begrenzten Lebens-Radius und sind aufgefordert diesen beengenden Lebensraum klug und weise selbst stärkend zu beleben. Dazu gehört es auch sich zu fragen, weshalb strebe ich eine aufreibende Karriere an, verliere mich in hektischen Aktivitäten und Vergnügungen oder wieso fülle ich meine innere Leere mit immer neuen Unternehmungslüsten… Dieses sich selbst zu fragen, nach Antworten zu suchen, wäre schon ein kluger Schritt in Richtung Eigenverantwortung und persönliche Weisheit. Das Leben ist sicherlich einfacher, wenn wir den klugen, weisen Worten des Herrn Niebuhr folgen in unserem lebendigen Handeln:

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
© Reinhold Niebuhr (1892 – 1972), US-amerikanischer Theologe, Philosoph und Politikwissenschaftler,
Quelle: In den USA in den 40er-Jahren bekannt geworden als »Serenity Prayer«, bei uns als »Gebet der Gelassenheit«

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944

Ich möchte an dieser Stelle wieder einmal einen übernommenen Originaltext von Prof. Dr. Bernd Schmidt zitieren, (Link s. unten)

Als Beleg hierfür soll ein Wort von Augustinus genügen, das man in [ 3 ] findet:

„Denn Weisheit ist letztlich nichts  anderes als das Maß unseres Geistes, wodurch dieser imGleichgewicht gehalten wird, damit er weder ins Übermaß ausschweife, noch in die Unzulänglichkeit falle. Verschwendung, Machtgier,  Hochmut und ähnliches, womit ungefestigte und hilflose Menschen glauben, sich Lust und Macht verschaffen zu können, lassen ihn maßlos aufblähen. Habgier, Furcht, Trauer, Neid und anderes, was ins Unglück führt – wie die Unglücklichen selbst gestehen – engen ihn ein.
Hat der Geist jedoch Weisheit gefunden, hält dann den Blick fest auf sie gerichtet… dann brauchte er weder Unmaß, noch Mangel, noch Unglück zu fürchten. Dann hat er sein Maß, nämlich die Weisheit und ist immer glücklich.“

Ok, Augustinus spricht davon, dass der Mensch, wenn er sein Maß des Geistes gefunden hat und das Gleichgewicht zu halten versteht – in/mit diesem Verhalten des Maßhaltens weise ist. Dem stimme ich zu!
Aber das mit dem Immer-Glücklich-Sein, das teile ich nur unter Vorbehalt, es fällt mir schwer zu glauben, dass ein mit Weisheit gesegneter Mensch auch immer glücklich und zufrieden ist.  

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944

Die Grundlage des Taoismus, das Tao, passt gut zu dem Thema „Weisheit“. Macht euch – einfach so – so einfach – eure eigenen Gedanken zum Weltbild der Weisheit, auch insofern es einen anderen Kulturkreis betrifft.
Dazu – das Tao – das Unbenennbare, der Sinn …
Das Tao wohnt im Nicht-Handeln, und doch bleibt nichts ungewirkt …
Hierzu hatte ich schon geschrieben, wer mag schaut sich diese Links an:

https://berlinspirit.de/bewegender-sinn-im-sein/

https://berlinspirit.de/luxus-und-das-tao/

https://berlinspirit.de/624-2/

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944

Meine Lieben, so vieles ist noch ungeschrieben betreffend der Klugheit und Weisheit – vielleicht ein anderes Mal noch mehr dazu.
Zum Beispiel wie geht das ganz pragmatisch mit dem „klug und weise sein“?
Und wie sagte schon Konfuzius dazu:

Der Mensch habe dreierlei Wege Weisheit zu erlangen:
„Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste,
zweitens durch Nachahmen, das ist der einfachste,
und drittens durch Erfahrung, was der bitterste ist.“

Fangt einfach an euch Fragen zu stellen, bewegt euren Geist mit Lernen, denkt nach, lernt von anderen, lernt euch selbst kennen, akzeptiert, dass ein jeder fehlbar ist,  lernt euch selbst zu reflektieren, sich eurer inneren Werte bewusst zu sein und danach zu handeln, und schon fühlt es sich aber so was von einem klugen, weisen, vor allem lebendigen, wohligen GUUUUT in unserem Leben an.

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944

Eine Fabel von Gotthold Ephraim Lessing

Lehre: Ohne SelbstWertGefühl keine Weisheit

~ Der Rangstreit der Tiere ~

1.
Es entstand ein hitziger Rangstreit unter den Tieren. Ihn zu schlichten, sprach das Pferd: „Lasset uns den Menschen zu Rate ziehen, er ist keiner von den streitenden Teilen und kann desto unparteiischer sein.“

„Aber hat er auch den Verstand dazu?“, ließ sich ein Maulwurf hören. „Er braucht wirklich den allerfeinsten, unsere oft tief versteckten Vollkommenheiten zu erkennen.“

„Das war sehr weislich erinnert!“, sprach der Hamster.

„Jawohl!“, rief auch der Igel. „Ich glaube es nimmermehr, dass der Mensch Scharfsichtigkeit genug besitzt.“

„Schweigt ihr!“, befahl das Pferd. „Wir wissen schon: Wer sich auf die Güte seiner Sache am wenigsten zu verlassen hat, ist immer am fertigsten, die Einsicht seines Richters in Zweifel zu ziehen.“

2.
Der Mensch ward Richter. – „Noch ein Wort“, rief ihm der majestätische Löwe zu, „bevor du den Ausspruch tust! Nach welcher Regel, Mensch, willst du unsern Wert bestimmen?“

„Nach welcher Regel? Nach dem Grade, ohne Zweifel“, antwortete der Mensch, „in welchem ihr mir mehr oder weniger nützlich seid.“

„Vortrefflich!“, versetzte der beleidigte Löwe. „Wie weit würde ich alsdann unter den Esel zu stehen kommen! Du kannst unser Richter nicht sein, Mensch! Verlass die Versammlung!“

3.
Der Mensch entfernte sich. – „Nun“, sprach der höhnische Maulwurf – (und ihm stimmten der Hamster und der Igel wieder bei) – „siehst du, Pferd? Der Löwe meint es auch, dass der Mensch unser Richter nicht sein kann. Der Löwe denkt wie wir.“

„Aber aus besserm Gründen als ihr!“, sagte der Löwe und warf ihnen einen verächtlichen Blick zu.

4.
Der Löwe fuhr weiter fort: „Der Rangstreit, wenn ich es recht überlege, ist ein nichtswürdiger Streit! Haltet mich für den Vornehmsten oder für den Geringsten; es gilt mir gleichviel. Genug, ich kenne mich!“ – Und so ging er aus der Versammlung.

Ihm folgte der weise Elefant, der kühne Tiger, der ernsthafte Bär, der kluge Fuchs, das edle Pferd, kurz, alle, die ihren Wert fühlten oder zu fühlen glaubten.

Die sich am letzten wegbegaben und über die zerrissene Versammlung am meisten murrten, waren – der Affe und der Esel.

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944

Ich wünsche euch, dass
aus der sprudelnden, bejahenden Magie eures Daseins
ihr eure Klugheit und Weisheit,
genussvoll anwendend, in eurem Leben genießen könnt
herzlichst eure Ute Weiss-Ding

Bilder: Hilma af Klint 1862-1944, war eine schwedische Malerin.
Sie gilt als Pionierin der abstrakten Malerei und als eine der hervorragenden Malerinnen des frühen 20. Jahrhunderts.

Quelle: [ 3 ] Augustinus, Aurelius; Über das Glück; Reclam Verlag, 1982

http://www.frag-caesar.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite

https://www.dwds.de/

http://www.schmidt-bernd.eu/index.html

Hilma af Klint 1862-1944

Hilma af Klint 1862-1944