Das Fluidum der Scheinheiligkeit und Heuchelei


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Das Wochentipp – Thema:
Fluidum der Scheinheiligkeit und Heuchelei

Scheinheiligkeit und Lüge sind die einzige Gesellschaftskleidung,
die noch nie aus der Mode gekommen ist.
© Prof. Querulix (*1946), deutscher Aphoristiker und Satiriker

Zurzeit bin ich gerade dabei, mich in dieser herrlich herbstlichen Zeitspanne von meinen hadernden „gemeinen“ gedanklichen Einstellungen reinigend zu verabschieden. Ein Ritual, welches ich schon seit Jahren in die Tat umsetze.
Gerade jetzt ist dies ein guter Bewusstmachungs-Zeitpunkt, wo wir jeden Tag auf ein Neues von hässlichen Medienberichten und zugleich von seichter Medienunterhaltung, egal ob Fernsehen, Internet oder Printmedien, heimgesucht werden. Meldungen über Naturkatastrophen auf Grund von Klimawandel, undichte Atomfässer, Gewalt auf unseren Straßen, Kriegsgeschehen und die Angst vor Ebola bombardieren uns geradewegs.

Da können einem vor lauter geistiger Aufnahme-Überforderung und Furchtsamkeit, schon mal die Synapsen beim Übertragen der vielen Infos schlapp machen … Ergo – Klären und Reinigen …
Völlig banal sind dagegen meine bösen Gedanken zur Telekom. Zu diesem Anbieter haben wir vor zwei Monaten gewechselt und seit dieser Zeit bekomme ich von Freunden und Verwandten wiederholt zu hören, sie könnten mich telefonisch nicht erreichen. Ich frage mich, wie viele Firmen, in meinem Falle die Telekom, es immer wieder schaffen mit betrügerischer Heuchelei und Scheinheiligkeit ihren Kunden ein technisches Lügenprodukt (hier war es der technisch nicht ausgereifte IP basierte Anschluss) zu verkaufen.

Hier werden einfach wesentliche Informationen unterschlagen und verschleiert. Andere Firmen wie z.B. Autohersteller benutzen ihre Kunden als Testfahrer für ihre unausgereiften Produkte.
Das nenne ich scheinheilige Heuchelei mit betrügerischer Absicht.
Und weiter geht es zu den einzelnen menschlichen, scheinheiligen und heuchlerischen Machenschaften, welche uns alle umgeben.

Gleichermaßen darf auch ich mich hier der Frage stellen: Wie und wo bin ich scheinheilig und heuchlerisch mit was unterwegs?

Dass ich mustergültig als „ehrliche Haut“ durch das Leben streife, nein, das kann ich nicht von mir behaupten.
Jammerschade – ich wäre doch so gerne „heilig“… kläglich finde ich das…

Sully Prudhomme meinte zu diesem Thema:

Die Höflichkeit ist die einzige Heuchelei, die man sich verzeiht, denn sie ist gegenseitig.
(1839 – 1907), französischer Notar und Lyriker, erster Nobelpreisträger für Literatur 1901

Wohl wahr kann ich nur sagen, denn wie oft lächle ich wie eine Grinsekatze und bin höflich beim Smalltalk, wo ich am liebsten laut aufschreien möchte, dies aber alles im Sinne des guten Benehmens und um des lieben Friedens willen.
Wenn ich jedoch authentisch meine Gesinnung kundtue, nicht immer diplomatisch, wie ich zugebe, dann seid gewiss, die Kritik lässt nicht lange auf sich warten. Beliebte Begriffe als Tugenden verkleidet, kommen dann als Argumente daher – wie z. B. Respekt, Rücksicht, Höflichkeit…
Wisst ihr, was das Schöne im Alter ist: Ich bleibe mir eindeutiger treu und verlasse ‎peu à peu den Grinsekatzenweg. Höflichkeit ist für das friedliche Miteinander-Auskommen sicherlich unentbehrlich. Gesünder ist es aufmerksam im Hinhören, Hinschauen und Sprechen zu sein und zu bleiben. Da klappt es auch selbstbestimmt höflich zu bleiben.
Als erstes musste ich für mich den Begriff der Scheinheiligkeit und Heuchelei definieren.

Die Bedeutung für Scheinheiligkeit im Duden lautet: Scheinheiliges Wesen, scheinheiliges Verhalten.
Fakt ist, dass mich die Scheinheiligkeit sprich Unaufrichtigkeit etlicher Zeitgenossen bereits seit einer Ewigkeit nachdenklich stimmt.

Dass es noch schlimmer geht, hat Voltaire bereits auf den Punkt gebracht:

„Heuchelei – welch eine Gemeinheit, aber Heuchelei und Bösartigkeit – welch ein Greuel!“

Es ist meinem Verständnis nach die in diesen Mitmenschen innewohnende Absicht, die da heißt – erst einmal Ich und dann komme gleich wieder Ich. Gier und fehlendes Unrechtsbewusstsein lässt diesen Charaktertypus schon recht clever daher kommen, ausgefuchst durchtrieben begeht er seine gerissenen Schachzüge.
Er schreckt weder vor Intrigen und Täuschungen zurück. Zeit vergeht bis seine „Opfer“ dieses hinterhältige doppelte Spiel und das Hintergehen ihrer Person erfassen. Dieses Mogeln und Vormachen, das in schön seriös verpackten Mitteilungen und achtbaren Informationen daher kommt, welche so wahrhaftig klingen, überhaupt zu erkennen, dies zu durchschauen ist sicherlich eine Fertigkeit die Mensch erlernen muss.
Die Krönung der personifizierten Scheinheiligkeit ist – sich dann vor ihren Mitmenschen hinzustellen und ihnen zu vermitteln „du bist doch selber schuld“.
Dieses psychologisch gewiefte Vorgehen, beinhaltet, dass scheinheilig, heuchlerische Menschen ihre Gedankengänge, ihre Denkart nicht hinterfragen, sie stellen sich selbst nicht in Frage.
Dass sie jemand durchschauen könnte, kommt ihnen überhaupt nicht in den Sinn. Außerdem sind sie ja die Meister, die alle anderen Mitmenschen scharfsichtig durchblicken.
Da diese Menschen so raffiniert vorgehen – kann man ihnen meist nichts nachweisen.
Zurück bleibt bei uns meist nur ein Verdacht, ein schleichendes ungutes Gefühl, dass etwas nicht stimmt.
Tratsch, Klatsch und als seriös aufgemachte Prognosen über was passieren könnte, wenn von mir dieses oder jenes getan oder nicht getan wird. Das sind die allerliebsten Spielwiesen, um Zwietracht zu säen, Lügen zu verbreiten und zu verunsichern. Ich höre immer hin, wer was zu mir sagt und höre mir seine Äußerungen an, damit bin ich bisher am besten gefahren, um eventuell scheinheilige und heuchlerische Motive zu identifizieren.
Achtsam bei mir zu bleiben, ist mein bester Schutz, auch vor mir selbst.

Meine Lieben, lasst uns die persönliche eigene Selbstachtung trainieren, denn diese bedarf keiner Heuchelei.
Lasst uns der unnatürlichen gespielten Dummheit, ade sagen, sie ist eine gar blöde Heuchelei und unser unwürdig.

Lasst uns das ehrliche Nein sagen üben, denn Laotse sagte schon:

Wie wenig trennt Jasagen von Heuchelei!

Präsentiert euch so wie ihr seid, habt den Mut euer Selbst zu zeigen, denn wie meinte schon mein Liebling Friedrich Wilhelm Nietzsche:

Gar nicht von sich reden, ist eine sehr vornehme Heuchelei.

Lasst uns in unser Sprechen und unseren Taten Eindeutigkeit und Klarheit einfließen, das wird sich in unserem Handeln unmissverständlich deutlich ausdrücken. Das fühlt sich dann aber so was von einem richtig erleichternden GUUUUT an, frei von jeglicher Berechnung und scheinheiliger Heuchelei.
Macht einfach mit bei meiner herbstlichen Reinigungskur – der Erfolg ist euer… die Absicht, die in der Zielrichtung liegt befreit von Hemmungen, Mangel und Komplikationen…

Scheinheiligkeit und Heuchelei
– auf hohem Niveau

Der Geiz der sehr Reichen der heutigen Zeit
hat eine überaus nette Scheinheiligkeit,
die Einfachheit des Geschmacks erfunden.
Die Millionäre werden ganz gerührt und ergriffen,
wenn sie von dem Glück eines Mittagessens
im Bouillon Duval (billiges Restaurant)
und vom Tragen von Holzschuhen auf dem Land reden.

Dazu das Spiel der Spiele
– heißt bis heute Bestechlichkeit

Die schlimmste Heuchelei ist die der Korruption.
Jules und Edmond Huot de Goncourt Jules: 1830-1870, Edmond: 1822-1896, französische Sozialromanciers, schrieben ihre Bücher gemeinsam, Edmond stiftete den Prix Goncourt,
Quelle: »Ideen und Impressionen« Leipzig: Julius Zeitler Verlag, 1904 (autorisierte Übersetzung von Poeschel & Trepte, Leipzig)

Scheinheiligkeit
– Verkommenheit Einzelner oder Krankheit

Schizoidie: Scheinheiligkeit ex katexochen.
Unfähigkeit Schuld zu empfinden.
Hat bereits unzählige Päpste, Diktatoren, Manager,
Arschlöcher und Pseudokünstler hervorgebracht.
© Peter Rudl (*1966) –
Schizoidie = griechisch nach E. Kretschmer Übergangszustand zwischen Schizothymie (Sprunghaftigkeit im Denken und Fühlen) und Schizophrenie. Zu den Symptomen zählen Kontaktarmut, Gehemmtheit. Katexochen = im eigentlichen Sinne, schlechthin

Der Scheinheiligen Heuchelei und die Liebe

Die Lieb ist dreierlei:
Liebe, ein Herzensband,
Lieb‘ eine Heuchelei,
Und Lieb‘ ein Todesband.
Aus Arabien

Das Unabänderliche auf den Punkt gebracht

Wenn die Menschen überhaupt etwas bis zuletzt durchhalten,
dann ist es die Scheinheiligkeit und die Heuchelei.
© Peter Rudl (*1966), deutscher Aphoristiker

Ich wünsche Euch bewusste Höflichkeit im Miteinander für diese Woche
um Eure „Scheinheiligkeit und Heuchelei“

genussvoll in Eurem Leben spüren zu können
herzlichst Eure Ute Weiss-Ding