TAO – Bewegender Sinn im Sein


oktober-nachdenker-2014 mit rahmen

Einfach so – so einfach  

Bewegender Sinn im Sein

Der Sinn des Lebens ist ein Leben mit Sinn.
Robert Burns (1759 – 1796), schottischer Nationalbarde

Das Schilfrohr und der Ölbaum  

Über Stärke, Festigkeit und Ruhe stritten sich ein Schilfrohr und ein Ölbaum.
Das Rohr, welches von dem Ölbaum dar ob getadelt ward, dass es aller Stärke entbehre und leicht von allen Winden hin und her bewegt werde, schwieg und sagte kein Wort.
Nach einer kleinen Weile erhob sich ein heftiger Sturm; das hin und her geschüttelte Rohr hatte den Windstößen nachgegeben und blieb unbeschädigt, der Ölbaum dagegen, welcher sich den Winden entgegengestemmt hatte, wurde durch deren Gewalt gebrochen.
Äsop/Aesop, griechischer Dichter, gilt als Urvater der Fabeldichtung, 600 v. Chr. Fabeln vermitteln meist eine moralische Aussage durch ein Gleichnis aus der Natur, wie Tieren und Pflanzen als handelnde Akteure, da kann sich jeder selbst seinen „Reim“ darauf machen, wie was im übertragenen menschlichen Sinne damit gemeint ist…Dieser Fabel-Text stammt von Udo Klinger

Charmant diese kurze und aussagekräftige Fabel. Hier zeigt sich, welch bewegende Möglichkeit sich uns an Hand der dargestellten Gleichung bietet. Die Macht des Schicksals oder die Kraft der Natur sind immer allgegenwärtig und bescheren uns so manche wenig glücklich machende Lebenssituation. Mir scheint es gesünder, sich in allen entsprechenden Situationen dem Fluss seines Lebens anzuvertrauen. Das funktioniert indem wir die Lage in der wir uns gerade befinden, als solche erst einmal anerkennen und annehmen.
Es ist eine erlernbare Kunst, seine Stimmungen zu zähmen. Unser Gemüt, unser Seelenleben schlägt mitunter empfindliche Kapriolen, die uns wenig nützlich sind.
Da dies ein Nachdenker ist,
kommt erstmal eine kleine Frage daher gehuscht:
Wäre diese angenehme Besonnenheit nicht für jeden Einzelnen erstrebenswert, die daraus entspringt, dass man die Dinge so lässt, wie sie sind?
Einbildung und Eitelkeit sind keine guten Ratgeber. Hochmut und Herrschsucht sind die Wegbegleiter in ein von Starrsinn beherrschtes Leben.
Ob das glücklich macht, wissen nur die, die diesen Weg gehen.
Ich persönlich halte mehr vom Mitfließen und Annehmen meines „Schicksals, in der sich mir präsentierenden Lebenssituation“.
Worte wie Schwarzseherei und Pessimismus könnten sich jetzt in eurem Denken bei meinem Verständnis vom „Annehmen des Schicksals“ breit machen. Nur ich meine nicht dieses fatalistische Hingeben an die Vorsehung. Ich bevorzuge es persönlich Dinge, die geschehen als gegeben anzuerkennen und mich mit ihnen je nach Darbietung der betreffenden Sachlage auseinander zu setzen.
Auf den Punkt gebracht:

  • Ich ändere generell das, was für mich sinnvoll erscheint.
  • Lasse das, was sich im Ergebnis als untragbare Konsequenz für mich herausstellt.
  • Schwinge oder gehe mit dem mit, was für mich mit meinen Werten übereinstimmt.

Wenn in meinem Leben ein Wasserrohrbruch meine neu tapezierte Wohnung ruiniert, ist es ärgerlich aber nicht lebensbedrohlich, also veränderbar und reparabel. Hier zählen Fakten und ich kann handeln.
Wenn ein naher Angehöriger erkrankt oder stirbt, ist es traurig und kann das eigene Leben gehörig durcheinander wirbeln. Hier wird jeder Mensch erst einmal „funktionieren“. Wenn sich alles normalisiert hat, was seine Zeit braucht, erst dann kann ich schauen, was ich brauche und möchte.

Mein Überlegen. mein Nachdenken und mein daraus resultierendes weiteres Vorgehen, zeigt seine Wirkung allerdings erst durch seine Ergebnisse in der Zukunft.
Werde ich auf meiner Arbeit gemobbt, ist es demoralisierend und zwar für alle. Hier habe ich die Möglichkeit innerhalb meiner Werte dagegen anzutreten und in unbekanntes Handeln aufzubrechen oder ganz zu gehen. Eines ist immer in allen Lebenslagen hilfreich – nämlich sich mit den Tatsachen vertraut zu machen, um die Übersicht zu gewinnen.
Erst dann kann ich wirklich entscheiden, wie ich vorgehen werde. Das nenne ich, sich dem Fluss des Lebens weitestgehend selbstbestimmt anzuvertrauen.
Hier schreibe ich nicht über wissenschaftliche neue Entdeckungen, sondern über das eigene Entdecken von neuen Lebenswahrheiten und selbstkreierten Trugbildern. Über Fortschritt durch das Entdecken des Selbst, Erkennen eigener Illusionen, dem Entwickeln neuer Sichtweisen,
aus denen heraus, sich vorher unbekannte Denkansätze erschließen.
Dieses Neue, das Sich-Darauf-Einlassen, dieses Mitschwingen in neuen Verhaltensweisen durch spielerisches Darlegen und Neu-Ordnen der Gegebenheiten wirkt wie eine bewegende Kraft auf uns ein und zwingt einen nahezu, seinen gewohnt gelebten Kreis von Gedanken zu durchbrechen.

Ein spielerischer Nachdenker:

  • Wie wäre es wenn… wir auf unsere guten und unguten Gefühle, die uns in allen Lebenslagen unseres Seins begleiten – einfach mehr Raum durch Hineinspüren gewähren?
  • Dazu nachdenkend unseren gesunden Menschenverstand zum Ordnen einschalten?
  • Unsere kreisenden, vorwiegend meine ich die destruktiven Gedanken, erkennen und denen ein Stopp zurufen?
  • Welch bewegender Sinn in unserem Sein würde uns da erreichen? 

Das Leben selbst ist der Sinn.
Es macht wenig Sinn Realitäten zu ignorieren und es ist absurd das, was wir als inneres Wissen schon wahrgenommen haben, zu verneinen. 

Ich kann es nicht lassen, Abschlussworte von meinem Liebling Nitzsche zu präsentieren. 

Wer etwas Neues wirklich kennenlernen will – sei es ein Mensch, ein Ereignis, ein Buch – der tut gut, dieses Neue mit aller möglichen Liebe aufzunehmen, von allem, was ihm daran feindlich, anstößig, falsch vorkommt, schnell das Auge abzuwenden, ja es zu vergessen.
So dass man z. B. dem Autor eines Buches den größten Vorsprung gibt und, geradezu wie bei einem Wettrennen, mit klopfendem Herzen danach begehrt, dass er sein Ziel erreiche.
Mit diesem Verfahren dringt man nämlich der neuen Sache bis an ihr Herz, bis an ihren bewegenden Punkt:
Und dies heißt eben, sie kennenlernen. Ist man so weit, so macht der Verstand hinterdrein seine Restriktionen (Einschränkungen).

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller 

Ach der gute Herr Nitzsche, im letzten Satz bringt er mal wieder die menschliche Vorgehensweise auf den Punkt.

Lustig, wie wir es schaffen uns immer wieder gedanklich Grenzen in unserem bewegendem Sein zu setzen. Aber wer weiß?
Alles zu seiner Zeit, ein zu schnelles Voranschreiten ohne Absicherungs-Grenzen kann in den Abgrund führen…
Ergo, dem bewegten Sinn im Sein – immer schön dem eigenen Rhythmus im Wirbelsturm seines Lebens – erkennend folgen …
Denn das meine Lieben, fühlt sich dann sowas von einem lebendigen, zufriedenem und lebensfrohen GUUUUT an. 

In diesem Sinne wünsche ich Euch
bewegende Sinnlichkeit in eurem Sein
 herzlichst Eure Ute Weiss-Ding