Atmosphärisch – das Wetter ver-wunderbar


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Das Wochentipp – Thema:
Atmosphärisch – das Wetter ver-wunderbar

Wetter: das Klima einer Stunde.
Ambrose Gwinnett Bierce (1842 – 1914), US-amerikanischer Journalist und Satiriker 

Am Freitagmorgen hörte ich den Wetterbericht für das kommende Wochenende und dachte so bei mir, was für ein tolles Herbstwetter wir bisher hier zu mindestens in Berlin hatten und welch warmes Weekend wir laut Ansage zu erwarten hätten.
Trallala, ich war ausgeglichen, dazu guter Dinge und beschloss mir noch ein Tässchen Kaffee zu bewilligen und zu meiner weiteren Erbauung ein paar Zeilen zu lesen, bevor ich zu meinem Haarkünstler ab düste.
Gesagt getan und schon saß ich in meinem blauen Lieblings-Lehnsessel, köstlich duftenden Kaffee auf meinem kleinen Butler-Tisch platziert, gemütlich das Buch aufgeschlagen und was las ich dort auf

Seite 28, des Buches „Geschichte eines Deutschen“ – „Die Erinnerungen 1914 – 1933, von meinem zurzeit Lieblingsautor Sebastian Haffner.  Hier der Originaltext:
Und dann nahte, von Oktober (1918) ab, die Revolution heran. Sie bereitet sich ähnlich vor wie der Krieg, mit plötzlich in der Luft herumschwirrenden neuen Worten und Begriffen, und wie der Krieg kam sie dann zuletzt doch fast überraschend. Aber hier hört der Vergleich auf. Der Krieg, was immer man über ihn sagen kann, war etwas Ganzes gewesen, eine Sache, die klappte, in seiner Art ein Erfolg, zunächst wenigstens. Von der Revolution kann man das nicht sagen.
Es ist für die gesamte weitere deutsche Geschichte von verhängnisvoller Bedeutung gewesen, dass der Kriegsausbruch, trotz allem fürchterlichen Unglück, das ihm folgte, Erhebung und gesteigerten Lebens verbunden geblieben ist, während an die Revolution von 1918, die doch schließlich Frieden und Freiheit brachte, eigentlich fast alle Deutschen nur trübe Erinnerungen haben.

Schon dass der Kriegsausbruch bei prächtigem Sommerwetter und die Revolution bei nasskaltem Wetter Novembernebel vor sich ging, war ein schweres Handicap für die Revolution.
So etwas mag lächerlich klingen, aber es ist wahr.
Die Republikaner fühlten es später selbst; sie haben nie so recht an den 9. November erinnert sein wollen und haben ihn nie öffentlich gefeiert.
Die Nazis, die den August 14 gegen den November 18 ausspielten, hatten immer ein leichtes Spiel.
November 18: Obwohl der Krieg zu Ende ging, die Frauen ihre Männer, die Männer ihr Leben zurückgeschenkt bekamen, ist seltsamerweise kein festliches Nachgefühl mit dem Datum verbunden, vielmehr Missmut, Niederlage, Angst, sinnlose Schießerei, Konfusion, ja und schlechtes Wetter.

Ok, ich schaffte noch Seite 29 zu lesen und meine Gedanken blieben aber bei dem Absatz von Seite 28 hängen.
Wetter, Wetter ver-wunderbar, drängelte es Gedanken schweifend in mein kleines Gehirn.
Eine ganze Generation von Deutschen hat an die nachfolgende und die wiederum an eine weitere Generation bis heute offensichtlich die nie verheilten Wunden mitsamt den begleitenden unverarbeiteten Gefühlsgemauscheleien des ersten Weltkrieges weiter vererbt. Ganz zu schweigen vom zweiten Weltkrieg mit der Teilung und der unverarbeiteten Wiedervereinigung.

Wow – und alles vom Wetter begleitet – welches das damalige menschliche Klima spiegelte…
Innen wie Außen oder Außen wie Innen? Nachdenkenswert wie ich finde.  

Nachdenker:
Ist es euch schon einmal aufgefallen, wie oft wir Geschehnisse in Verbindung mit dem Wetter – in unserer Erinnerung behalten?

Und wer mag, kann unter dem genannten Link – gleich noch mehr zu dem Datum des „09. November“, welcher schon so häufig einen Drehpunkt in der deutschen Geschichte darstellte, erfahren: http://de.wikipedia.org/wiki/9._November_%28Deutschland%29 

Beim Frisör ging es gleich weiter – die Dame neben mir war gerade auf Amerika-Rundreise und sprach voller Begeisterung über das, was sie alles gesehen und erlebt hatte UND dass sie die ganze Zeit über so ein tolles Wetter begleitet hatte. Dadurch wäre alles in ihrem Urlaub so gefühlt fabelhaft und harmonisch gewesen. Superb, dachte ich so bei mir, mein Interesse am Wetter war geweckt, um dessen Auswirkung auf unsere gefühlte Stimmung weiter zu erforschen.
Denn die Witterung, das Klima, das Wetter überhaupt spielt ja offensichtlich eine wesentliche Rolle, wie wir Begebenheiten fühlend im Außen wie in unserem Inneren wahrnehmen.
Denn wenn dem so ist, dann hat das „prächtige Sommerwetter“ das Hochgefühl zum Kriegsbeginn 1914 wesentlich unterstützend mitbestimmt.
Nun kenne ich ja von meiner lieben Freundin Nette, dass trotz herrlichstem Sommerwetter ihre frohsinnige Befindlichkeit gen Keller geht und einem Sommer-Sonnen-Blues weicht.

Ich persönlich liebe Nieselregen und kühlere Luft. Mein wohliges körperliches Zufriedensein verlangt nach maximal 25° und kippt mit dem Ansteigen der Temperaturen dann Richtung Unwohlsein. Ergo, ich hatte bisher auch noch nie eine November-Depression, Nette übrigens auch nicht.
Ja, was denn nun – ist es das Sonnenlicht, welches uns sogar fröhlich Kriegslieder schmettern lässt?

Was macht denn dieses Sonnenlicht oder Licht überhaupt mit uns?
Ok, wir wissen alle, dass das Sonnenlicht die Produktion von Melatonin hemmt, einem Schlafhormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflusst. In den Wintermonaten mit einem Mehr an körperlich hergestelltem Melatonin, fühlen wir uns oft müde und antriebslos. Mit zunehmendem Sonnenlicht im Frühling und Sommer, wird weniger Melatonin produziert und wir werden wieder aktiver, dazu kommen wir auch wieder mit weniger Schlaf aus. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Sonnenlicht oder Licht universell überdies die Wirkung der Glückshormone Dopamin und Serotonin, welche für unseren Frohsinn in unserem Gehirn zuständig sind, indirekt fördern soll.
Da sind wir also nicht nur vom sonnigen Wetter, sondern auch noch durch die direkte Einwirkung von Sonnenlicht auf unsere biochemischen Botenstoffe, den Hormonen abhängig, um überhaupt gute Laune empfinden zu können.
So was aber auch – da rede ich immer von fühlen und spüren – und dann stellt sich heraus, ich bin abhängig vom Wetter mit seinen lichtvollen Tagen und der Ausschüttung meiner z. B. in der Schilddrüse, der Hirnanhangsdrüse und der Nebenniere hergestellten und dann ins Blut ausgeschütteten Hormone.
Tja, wir als lebendige Wesen, die um überhaupt etwas fühlen zu können, benötigen dazu eben den Treibstoff der verschiedensten Hormone, diese steuern in unserem Körper immerhin lebenswichtige Vorgänge, wie z. B. den Kreislauf, den Stoffwechsel und die Körpertemperatur. Und das Wetter mit seinem Sonnenlicht hilft einigen Hormonen, sich wohlwollend auf unseren Körper, unseren Geist und wohl auch unsere Seele stabilisierend auszuwirken.  

Meine Lieben, ist das Leben, unser aller Leben nicht ein riesiges spannendes Unterfangen?

Dieses Zusammenspiel von biochemischen Botenstoffen, wie dem von Hormonen, der Einwirkung von Licht auf unseren Körper vom Planeten Sonne, unsere körperliche Beweglichkeit, unsere Zellen, unsere Prägungen, unsere Herkunft, unser Denken und, und, und…
Also lasst uns das Wetter so nehmen wie es kommt.

Mit dem Wissen, wie dieses Wetter unser körperliches, seelisches und geistiges Wohlbefinden beeinflussen kann, lebt es sich doch gleich viel leichter und selbstbestimmter.
Denn jetzt kann ich ein kleinwenig selbst mitbestimmen, ob mich das fehlende oder überdosierte Sonnenlicht wohlig erfrischt oder unerquicklich traurig fühlend stimmt.
Bleibt einfach achtsam bei euch und achtet auf euer Denken zu dem euch umgebenden Klima, denn es lässt sich auch bei trübem Wetter durch etwas Nachdenken immer etwas „Schönes“ veranstalten, welches uns dann frohsinnig stimmt und die Euphorie bei sonnigem Wetter hält sich in Balance ohne gleich „Dummheiten“ anzustellen und das fühlt sich dann so was von einem befreienden zufriedenen selbstbestimmten GUUUUT an… 

Anbeginn Wetter 

Akzeptiere, dass du dich nach dem Wetter zu richten hast.
Es ist älter – überlasse ihm höflich den Vortritt!
Indianische Weisheit,
Quelle: »WortHupferl-Edition WortHupferl-Verlag« 

Schlechtes Wetter 

Ich freue mich jedes Mal, wenn schlechtes Wetter ist.
Denn wenn ich mich nicht freue, ist auch schlechtes Wetter.
Unbekannt  

Nichts kann einem die Tür zu sich selber besser öffnen
als ein Spaziergang durch schlechtes Wetter.
Mark Twain (1835 – 1910), US-amerikanischer Erzähler und Satiriker 

Gutes Wetter 

Nur wer ein Auge dafür hat,
sieht etwas Schönes und Gutes, in jedem Wetter,

er findet Schnee, brennende Sonne, Sturm und ruhiges Wetter schön,
hat alle Jahreszeiten gern und ist im Grunde damit zufrieden,
dass die Dinge so sind wie sie sind.
Vincent van Gogh (1853 – 1890), holländischer Maler und Grafiker 

Sonnenschein ist köstlich, Regen erfrischt,
Wind kräftigt, Schnee erheitert.
Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur verschiedene Arten von gutem.
John Ruskin (1819 – 1900), englischer Kunstkritiker, Sozialökonom und Sozialreformer 

Gegenstand Wetter 

Wetter ist ein beliebter Gesprächsstoff, er ist dehnbar,
man muss ihn weder waschen noch bügeln.
Er hat gute Ansprechmaschen mit Kommunikationsaufhängern.
© Erhard Horst Bellermann (*1937), deutscher Dichter und Aphoristiker,
Quelle: »Veilchen, soweit das Auge reicht«, Verlag Frieling & Partner GmbH, Berlin 

Menschen Wetter 

Wir sollten vom Menschen und vom Wetter alles erwarten und alles befürchten.
Il faut tout attendre et tout craindre du temps et des hommes.
Luc de Clapiers Vauvenargues (1715 – 1747), Marquis de, französischer Philosoph, Schriftsteller,
Quelle: »Reflexionen und Maximen«, 1746 

Ich wünsche Euch eine ausgeglichene Wetterlage für diese Woche
um Eure wechselnden Wetter – Stimmungen

genussvoll in Eurem Leben spüren zu können
Herzlichst Eure Ute Weiss-Ding