Abwarten & Nichtstun


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Das Wochentipp – Thema:
„Wu Wei“ –
„Abwarten und Nichtstun“ reinigt den Körper und den Geist …

Man muss die Zukunft abwarten und die Gegenwart genießen oder ertragen.
Friedrich Wilhelm Christian Karl Ferdinand Freiherr von Humboldt (1767 – 1835), deutscher Philosoph, Philologe und preußischer Staatsmann.
Mitbegründer der Universität Berlin (heute Humboldt-Universität zu Berlin)

Mische Tun mit Nichtstun, und du wirst nicht verrückt.
Aus Russland

Ein schöner Tag, ich darf schreiben und zwischendurch mein geliebtes Tässchen Tee trinken.
Ergo, alles perfekt und ich habe ein dazu makellos passendes Wochentipp-Thema gefunden, mit „Abwarten und Nichtstun“.
Nun gibt es zu diesem „Abwarten und Nichtstun“, viele verschiedene Meinungen.

  • Die einen meinen, dass das rechte Abwarten-Können, mir das verborgene Glück beschert, welches mich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort erscheinen lässt.
  • Die anderen stehen auf dem Standpunkt, dass dieses Ab-Warten keine gescheite Vorgehensweise wäre, sondern nur der Ausdruck von Verzagtheit.
  • In die gleiche Richtung geht auch das „Auf-Etwas-Warten“, welches uns Zeit nimmt, die uns fehlt, wenn wir sie brauchen.

Da stellt sich doch die Frage:

  • auf was warte ich, 
  • weshalb wäre es gut in dieser Angelegenheit ab-zu-warten und mich hier dem Nichtstun hinzugeben…

Hier ein Nachdenker, denn wie sagte schon Konfuzius:
Hoffnung ist wie Zucker im Tee:

Sie ist zwar klein,
aber sie versüßt alles.

Welche der Aussagen ist nun die Richtige?
Für mich haben alle Aussagen „teilweise“ ihre Berechtigung.

Denn, wenn ich „Neues, auch Unbekanntes“ in meinem Leben neu integrieren möchte, heißt dies für mich als erstes säen, dann keimen, danach blühen lassen und anschließend die Früchte ernten.
Besonders muss ich mich dabei in der Gegenwart mit den Begebenheiten auseinandersetzen, welche ich bei mir und meinem Umfeld vorfinde. Innerhalb dieses Prozesses, angefangen bei der „Saat“ bis hin zur „Ernte“, gibt es die praktizierende Aktivität, die sowohl Zeiten des Abwartens als auch des Nichtstuns beinhaltet.
Das heißt, ich darf – mit meinem Raum-Gefühl und dem Zeitfluss der Begebenheiten – meine eigene „Lebens-Strategie“ entwickeln.

Dem Folgenden zur Info:
„Wu Wei“ ist keine Instant-Lösung zur flotten Problemlösung – dieser Weg mit seinem ganzheitlichen Entwurf will erlernt und verinnerlicht werden – das heißt lernen und üben … Meine Tai Chi Lehrerin nennt diese Lebens-Strategie „Wei-Wu-Wei“.
Da ich keine Chinesin bin, mich aber von deren Philosophie aus dem Tai Chi und dem Tao Te King inspirierend angesprochen fühle, kann ich demnach das „TAO – Weg“ mit dem „Wu Wei“, nur im >deutsch-verständlichen Sinne< interpretierend weitergeben, so wie ich es verstanden habe.
„Wu Wei“ ­­­– Im Sinne des Tao Te King (eine Sammlung philosophischer und mystischer Aphorismen und Sinnsprüche) – heißt beim „TAO – Weg“ die innere Einstellung „Wu Wei“ und ist bei den „handelnden Meistern“ ein wegweisendes Thema, das Arbeiten am „Sein im Einklang mit der Natur“.

Das heißt, um ein Meister des „Wu Wei“ zu werden, muss mit und an sich selbst gearbeitet werden, um sein Ego zu besiegen. Akzeptanz dessen, was ist, Loslassen und Angleichen sind die Schlüssel zum eigenen Fortschritt.
„Wu Wei“ ­– das „Nicht-Eingreifen oder Nicht-Erzwingen“, dieses „Nicht-Handeln“ in der aktiven Umsetzung meiner „Sache“.

Widersprechend sagt „Wu Wei“  nichts anderes aus, als:
Freibleibend machen – jedoch bleibt nichts ungetan… Handeln durch Nicht-Handeln.

Hier wird unbemerkt gehandelt im TUN ohne blinden Aktionismus, ohne Härte – das Geheimnis liegt im zeitsynchronen Mitschwingen meines Handelns innerhalb des gegenwärtigen Geschehens.

  • Bei einem Zuviel an Druck – mache ich eine Pause …
  • Abwarten und Nichtstun … Ich handle im Geschehen-Lassen …

Es ist wie es ist, manchmal ist es eben besser, das Verständnis für das richtige Timing abzuwarten, denn dieses liegt in der eigenen zeitlichen Wahrnehmung. Hier kann nur ich alleine dann im Nicht-Handeln absichtsvoll das „Abwarten und Nichtstun“ bestimmen – bis sich für mich bessere Alternativen zeigen. Auch zeigt sich hier im passiven „Abwarten und Nichtstun“ Einfallsreichtum, also das Kreative. Das heißt aber nicht, dass der Geist, die Seele und das Denken ausgeschaltet sind, hier bin ich im Nichthandeln eventuell anderwärtig tätig …

Probleme lösen sich nun einmal nicht eben schnell in Luft auf.
Aber für mich war es immer er-lösend bei unangenehmen Geschehnissen, meinem Denken, meinem Kopf, eine Pause zu erlauben, denn das hilft Abstand zu gewinnen, um dann der Herausforderung mit mehr Bewusstsein an Erkenntnis oder Wissen handlungsfähiger neu zu begegnen, und das macht auf alle Fälle zufriedener.
Zu wissen, dass etwas Folgenschweres passiert, ist zwar qualvoll, dieses ahnend zu befürchten, ist offensichtlich weniger schmerzlich.

Nach dem Motto: Das, was ich nicht weiß – macht mich nicht heiß…
Daher wird meist das Wissen, dass da etwas Verhängnisvolles eintritt, verdrängt und sich daher lieber dem Er-Ahnen hingegeben.
Dem Er-Ahnen wird dann gerne begegnet
a) mit wegschauen,
b) sich der Situation einfach hilflos auszuliefern und
c) in ihr auszuharren oder
d) noch fataler der Realität auszuweichen und darauf zu hoffen, dass sich alles ohne mein Zutun auflöst.   
In solch einem „Ausharren-Manöver“ bin ich wie versteinert und werde mich keinen neuen Informationen zugänglich zeigen, ich nehme diese nicht mehr wahr, auch gegenüber Hinweisen und Auskünften bin ich immun und befinde mich in einer Abwehrhaltung.
Dumm ist nur, dass wir Menschen, wenn wir uns so verhalten, zu vernunftwidrigen, emotionalen Handlungen neigen und zum Beispiel in der Geschäftswelt anfällig für Manipulationen bis hin zu betrügerischen Handhabungen sind. Die Wahrnehmung für die Folgen unserer Handlungen ist hier stark getrübt und wir unterschätzen das „Nach-Folgende“.

Meine Lieben, besser, viel besser ist es – „Abwarten und Nichtstun“ im Sinne von „den richtigen Zeitpunkt abzuwarten“.
Als Visualisierung und Gleichnis-Bild empfehle ich hierzu „eine Tasse Tee“. Im Nachhinein lässt es sich danach viel leichter mit einer neuen „Strategie“ frisch zur Tat schreiten.
Manches erledigt sich von alleine, Anderes lässt sich zu einem besseren Zeitpunkt leichter mit frischen Einfällen und informativen Hinweisen lösen, und bei so manch späterer Umsetzung stellt sich heraus, dass die mal angedachte vorhergehende Lösung ein Irrtum gewesen wäre.
Kluges Handeln beinhaltet eben auch „Abwarten und Nichtstun“ zu können und dabei die Probleme wissend im Auge zu behalten…
Natürlich will ich hier nicht verschweigen, dass Gelassenheit ein Garant dafür ist, sich dem „Abwarten und Nichtstun“ vertrauensvoller hingeben zu können. Und das ist gut so, denn Gelassenheit schützt uns davor impulsiv, vor allem unüberlegt aus der erregten Emotion heraus zu handeln.
Gelassenheit heißt in erster Linie „sich selbst zu beherrschen“, dazu gehört es sich selbst zur Gelassenheit hin zu trainieren.
Eben – üben, üben und nochmals üben.

Die persönlich gemachten Erfahrungen in unserem Leben machen unsere Lebenserfahrung aus und bilden mit unserer inneren Haltung, unseren Werten und der Kunst sich selbst zu beherrschen die Eckpfeiler zur inneren Gelassenheit.
Wenn ich wahrhaftig für mich in meinem Leben Gelassenheit anstrebe – heißt dies, dass ich mich mit Bedacht darauf einlasse und somit ist dies eine Einstellungssache hinsichtlich meiner Person.
„Wu Wei“ – erinnert euch in stressigen, belastenden, auch unangenehmen Situationen als erstes an das, was ihr wirklich wollt, macht eine Pause und entleert euren Kopf. Absichtslos – können sich hier Ideen zur Lösung der Sachlage spontan und wie von selbst ergeben. Ich persönlich liebe es mein Ego bewusst anzuerkennen und als Freund mitzunehmen statt dieses im Sinne von bekämpfen zu besiegen…
„Wu Wei“ – ist ein Befinden, das jeder von uns in sich trägt, welches aber erst durch die Arbeit an sich selbst erweckt werden kann.
In der Sache, um die es euch geht einfach „Abwarten und Nichtstun“, vergesst eure Begehrlichkeiten, macht einen Spaziergang, räumt auf, macht Sport, egal – macht einfach das, wonach es euch gelüstet, lasst euch bewusst ein auf das, was ihr gegenwärtig macht.
Bewusstes Handeln im Hier und Jetzt, Konzentration auf das Wesentliche und Handeln im „Abwarten und Nichtstun“, machen den Kopf frei und den Weg frei für das, was ich an sich lösender Enträtselung meines „Problems“ wahrhaftig brauche.

Ich stelle mir bei meinen Pausen, bei einer Tasse Tee oder was auch immer ich „mache“, vor, wie all das, was mich belastet, mit jedem Atemzug meinen Körper und mein Denken verlässt und von meinen Grünpflanzen wie Dünger aufgesogen wird.
Malt euch euer eigenes Bild zu eurem persönlichen „Wu Wei – mit dem Handeln im „Abwarten und Nichtstun“, und spürt wie sich das dann anfühlt, dieses sowas von einem befreienden, leichten, vor allem sich selbst vertrauenden, sich selbst beherrschenden, souverän handelnden GUUUUT …

„Wu Wei“ – „Abwarten und Nichtstun“ –
reinigt den Körper ,
den Geist und die Seele … Frei sein für Neues …

Der Weisheit Anfang – liegt ein Zauber inne

Den rechten Zeitpunkt abwarten
heißt, anderen zuvorkommen.
Lü Bu We (um 300 – 235 v. Chr. (Freitod im Kerker)), reicher chinesischer Kaufmann, später Reichskanzler

 

denn

 

Im Nichtstun bleibt nichts ungetan.
Laotse (6. oder 4. – 3. Jh. v. Chr.), eigentlich Laozi, nur legendenhaft fassbarer chinesischer Philosoph, Begründer des Taoismus, Laotse bedeutet ‚der Alte‘

Die Vorgehensweise

Was muß man tun, wenn man keine Geduld hat? Abwarten.
© Erhard Blanck (*1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler

 

Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.
Laotse (6. oder 4. – 3. Jh. v. Chr.), eigentlich Laozi, nur legendenhaft fassbarer chinesischer Philosoph, Begründer des Taoismus, Laotse bedeutet ‚der Alte‘

Zu beachten wäre …

Es gibt stets mehr Gründe zum Abwarten als zum Handeln.
© Ernst Reinhardt (*1932), Dr. phil., Schweizer Publizist und Aphoristiker, Quelle: Reinhardt, E., Neue Gedankensprünge, Friedrich Reinhardt Verlag, Basel

 

Nur Abwarten ist manchmal auch gut,
aber den meisten Menschen fehlt zum Handeln einfach der Mut.
© Tanja Grassecker

 

Nichtstun ist nicht so schlimm wie nichts denken.
© Dr. Fritz P. Rinnhofer (*1939), Marketing- und Verkaufsmanager und Publizist, Quelle: »Weiß-Grüner Zitatenschatz. Von Peter Rosegger bis Fritz P. Rinnhofer«,

Abwarten und Nichtstun – die Quintessenz

Wenn du dein Möglichstes getan hast,
kannst du die Ergebnisse friedlich abwarten.
Unbekannt

 

Nichtstun ist die allerschwierigste Beschäftigung
und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt.
Oscar Wilde (1854 – 1900), irischer Lyriker, Dramatiker und Bühnenautor

meinem Liebling Nietzsche – sei das Schlusswort gewährt
Nachdenkend – Allzu menschliches –

Ein sicheres Mittel, die Leute aufzubringen
und ihnen böse Gedanken in den Kopf zu setzen,
ist, sie lange warten zu lassen. Dies macht unmoralisch.
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller, Quelle: Menschliches, Allzu menschliches. Ein Buch für freie Geister, 1878-1880. Erster Band. Sechstes Hauptstück. Der Mensch im Verkehr

Ich wünsche euch
Bewusstsein für das richtige Timing
und dazu balancierende Gelassenheit
bei eurem genießerischen „Abwarten und Nichtstun“
herzlichst eure Ute Weiss-Ding